Wer das Poster von Headhunters sieht erwartet ein Action-Krimi. Ich frag mich ehrlich wer sich diese Vermarktungsstrategie und 16er Freigabe hier ausgedacht hat. Jemand der hier so was wie die Bourne Reihe erwartet, wird wahrscheinlich einen großen Bourner in die Hose machen und verstört das Kino verlassen.
Im Gegensatz zu Dänemarks Ex-Underground Regisseur Nicolas Winding Refn zuletzt im Kino, der mit Drive zwar eine dem US Mainstream nicht übliche Action Geschichte erzählte, die somit mal nicht mit Geknalle, Gesuche oder ewigen Ermittlungen den Dämmerschlaf ausrief, aber dafür ein visuelles Delirium mit vollkommen befremdend wirkenden Gewaltszenen in einer melancholischen Erzählwiese mich einfach nur noch widerlich abstieß. So lässt plötzlich ein Herr Namens Morten Tyldum von sich zum ersten Mal wirklich aufhören. Derweil hatte ich den Artikel in der Deadline aufgrund des Posters noch gleich weiter geblättert und bin dann kurz vor dem Kinowochenende noch beim Durchblättern auf einen interessanten Ansatz gestoßen, weswegen ich mich doch für den Film entschieden habe.
Headhunters beginnt ruhig, sogar recht glatt wie man es im aktuellen Hollywood auch nicht anders kennt. Die ersten Minuten benötigt man noch um richtig rein zu kommen, wenn man aber hinter die scheinbar schmierig gestylten, reichen Charaktere nun das wahre Ich zügig kennen lernt, ab diesen Zeitpunkt nach so 15 Minuten beginnt der Film plötzlich Spaß zu machen. Gutmenschen wie im großen Hollywoodkino, der für die Masse abgestimmt ist, gibt es hier nämlich nicht. Alle Charaktere haben ihre sehr finstere Seiten, selbst unser vermeintlicher Dieb in der Sympathierolle, präsentiert noch meuchelnde Rücksichtslosigkeit gegenüber einem Freund. Das Geschehen wird unterhaltsam mit Tempo vorgetragen. Es tun sich nicht nur schnell fiese Machenschaften auf, der Film hat zudem so einige humorvolle, versteckte Einlagen parat und er liefert erschreckende Wendungen, die diese an sich durchschnittliche Grundgeschichte deutlich von üblicher Genrewahre abhebt. Allgemein ist der Film eigentlich schon ein echter Horror-Thriller, denn der Härtegrad geht hier richtig nach oben und die Schiesserei steht hier nicht etwa im Vordergrund, sondern die direkte Gewalt an sich, die auf die Psyche schlagen wird.
So gibt es das Bekotzen nach dem Absaufen. Das abtauchen in Scheißhaufen, wo nur eine benutze Klorolle zur Atmung dient. Derbe Sexverfolgungsspiele mit der Pistole. Bei einer Kampfhundattacke auf das Gesicht wo sich das Tier darin verbeißt, wird es so hart dargestellt, dass einem sein eigenes Gesicht weh tut. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass man dem Film durch die vielen Gewaltszenen und Verknüpfungen der Charaktere und deren mörderischen Absichten nicht mehr so ganz ernst nehmen kann, insbesondere eine Messerattacke einer vermeidlichen Freundin ist gemeint, dass wird allerdings wiederum schockieren. Die Übertreibung schmälert den Gesamteindruck somit nicht.
Ein mittaten und mitzittern in diesen spannenden Film, wer nun noch losschnetzeln gedenkt, ist durchweg gegeben. Wer Filme wie Eden Lake, Martyrs oder Inside mag, wird hier sicher auf seine Kosten kommen, denn damit kann man Headhunters noch eher vergleichen als wie mit Nicolas Winding Refn sein Pusher, besonders die langen Versteck und Jagdszenen, mit lauter verschmierten Blut sind gemeint und der Überlebenswille des Hauptcharakters bei aller Härte, der von Aksel Hennie erstklassig geschauspielert wird.
Vorsicht, es ist hier definitiv nichts für den Mainstream, es geht wesendlich realistischer und härter zu als bei Drive zuletzt, dafür sind hier zu viele verstörende, harte Gewaltszenen drin, auch gegen Frauen, was einige zu sehr auf den Magen schlagen wird. Wer sich stark genug fühlt, ab ins Kino!
Headhunters ist jetzt schon ein verstörender New Hard Europe Underground Hit und das US Remake wird sicher schnell folgen.