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Kinobengel
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3,5
Veröffentlicht am 5. Januar 2013
Die Verfilmung der um 1870 in der höheren Gesellschaft Russlands spielenden Untreuegeschichte von Tolstoi wirkt recht gelungen, pompös mit Äußerlichkeiten und guten Schauspielern ausgestattet. Besonders der in den letzten Jahren oft gebuchte Jude Law beeindruckt als russischer Minister Karenin. Wenn man andere Filme unter seiner Mitwirkung gesehen hat (zuletzt Sherlock Holmes, Hugo Cabret, 360), ist die Wandlungsfähigkeit unverkennbar. Keira Knightley steht dem aber kaum nach. Der Regisseur nimmt sich bei der Darstellung einige Freiheiten heraus, auf die er bei "Abbitte" und "Stolz und Vorurteil" verzichtet hat und die nicht jedem Kinogänger schmecken dürften: Teilweise wird die Handlung auf einer Theaterbühne dargestellt, dann wieder realistisch oder gemischt. Vieles ist recht theatralisch und tlw. klischeehaft ausgeschmückt: immer wieder saubere, schöne Kleidung, alles leuchtet irgendwie nach der Erwartung der Zuschauerzielgruppe oder dem Schmetterlingeimbauchgefühl von Anna, und darum gibt es auf der Picknickwiese auch eine schneeweiß strahlende Lümmeldecke für die Sündigen in schneeweißen Kleidern. Hierzu wird jedoch sehr passend im Kontrast die "gute" Liebesgeschichte zwischen Kitty und Kostya Lewin realistisch dargestellt. Dieses wohlüberlegt positionierte Gegengewicht zeigt, dass hier nicht nur eine Mantel-und-Degen-Romanze mit schönen Kleidern und Frisuren auf die Leinwand hochglanzlackiert wird. Der Verlauf der Liebesgeschichte zwischen Anna Karenina und Graf Vronskij ist tragisch und bis zum Ende fesselnd, aber zur Thematik Fremdgehen mit Folgen gibt es meiner Meinung nach emotional eindringlicher inszenierte Filme (z.B. Last Night, übrigens auch mit Keira Knightley). Trotzdem ist Anna Karenina sehenswert.