„Anna Karenina“ – das Hollywood-Bühnenstück
„Anna Karenina“, ermüdendes Bühnenstück, das so emotional wirkt wie ein toter Baumstumpf.
„Anna Karenina“ aus dem Jahre 2012 ist nun schon ungefähr die 13te Verfilmung des gleichnamigen Romanklassikers von Lew Tolstoi. Das Buch beschreibt das Eheleben und die Moral in der adligen, russischen Gesellschaft des 19ten Jahrhunderts.
Wieder einmal schafft es Joe Wright nicht, mich für seine Arbeit zu begeistern. Nach „Pride and Prejudice“ und „Atonement“ nimmt er sich nun Tolstois Meisterwerk „Anna Karenina“ an und ist auch diesmal wieder ganz groß darin, sein Publikum zu überanstrengen.
Zu Beginn befindet sich der Zuschauer quasi in einer Art Theateraufführung, das Bühnenbild wechselt häufig, die Darsteller hetzen aufgeweckt hin und her. Zum Teil wird dieser Stil beibehalten, verliert sich aber, vor allem in der Mitte oft oder verschwindet ganz.
Was gut aussehen wollte strengte auf Dauer zu sehr an. Die Idee, den Film wie ein Bühnenstück zu gestalten schien originell, geht aber nach den ersten 15 Minuten schon auf die Nerven.
Leider verhindert dieser Stil auch, dass sich die Handlung nicht voll und ganz entfalten kann und so treten die Darsteller oft auf der Stelle, scheinen fast selbst beim Spiel einzuschlafen. Vor allem Aaron Taylor-Johnson („Nowhere Boy“) wirkt deplatziert, sieht er neben Keira Knightley („Pirates of the Carribean“) doch mehr wie ein unreifer Bubi aus, selbst wenn er sich dem gleichen Alter bemächtigte. Keira selbst bringt auch wieder nicht die Leistung, die man einmal von ihr sehen will und so starrt sie sich durch 130 Minuten Laufzeit und scheint auf ein Wunder zu hoffen.
Einzig und allein Jude Law („The Talented Mr. Ripley“) konnte beinahe brillieren, doch ließ ihm Wright einfach keine Freiheiten. Starr und steif mogelt sich der Cast durch „Anna Karenina“. Erst zum Ende hin ist es ihnen erlaubt, sich emotional etwas zu entfalten und selbst dann, kommt kein Funken beim Zuschauer an.
Die Musik scheint genauso trostlos wie die ganze Aufmachung. Die Kostüme können da nicht alles retten, dennoch aber begeistern.
„Anna Karenina“ schafft nicht viel, vor allem aber dem Zuschauer das Gefühl zu geben, den Saal verlassen zu müssen, schnellstmöglich nach einem Notausgang zu suchen.
„Anna Karenina“, anstrengend, ermüdend, emotionslos.