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    Captain Phillips
    Durchschnitts-Wertung
    4,1
    1016 Wertungen
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    42 User-Kritiken

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    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 23. Dezember 2013
    Großartiger Streifen, vor allem weil er das Thema der Piraten von Somalia - zumindest ansatzweise - mal von einer anderen Seite beleuchtet. Es ist tatsächlich ein bisschen schade, dass die verfahrene Situation zwischen Piraten uns Al Shabab Miliz im internationalen Niemandsland Somalia nicht näher erläutert wird. Aber zumindest wirft der großartige Film von Herrn Greengrass einen Blick auf die Tatsache, dass auch die Piraten am Horn von Afrika "nur" ihren Job machen - so bizarr das aus unserer Sicht auch scheinen mag.

    Der Film wirkt sehr realistisch und mit einem scharfen Blick für die unterschiedlichen Charaktere und deren Motivation zum Handeln. Das ist tatsächlich großes Kino und greift ein topaktuelles Thema auf, das in unseren sensationsgeilen Gazetten nur noch dann auf Interesse stößt, wenn mal wieder ein besonders spektakulärer Vorgang stattgefunden hat. Leider ist ein gewisses Vorwissen erforderlich, damit man sich ein Bild machen kann. So wird z.B. verstärkt auf die Kaudroge Kath verwiesen, ohne diese zu erklären. Es ist generell ratsam, sich mir dem Thema schon vorab einmal beschäftigt zu haben, um ein Gefühl dafür zu bekommen und das Geschehen besser einordnen zu können.

    Grundsätzlich gilt aber: "Captain Phillips" hat sich seine Bestwertung redlich verdient - und das vor allem mit einem super Drehbuch und einem großartigen Darsteller-Ensemble (Tom Hanks ist einfach eine Wucht). Es wäre schön, wenn mehr Filmemacher sich berufen fühlen würden, aktuelle Themen internationaler Dimension mit ähnlich aufklärerischer Absicht umzusetzen, wie dies Herr Greengrass hier unter Beweis stellt. Dass dergleichen von deutschen Filmemachern abseits der üblichen Klischee- und Betroffenheits-Trampelpfade kaum zu erwarten sein dürfte, stellt sicher niemand in Frage. Es wäre aber schon ein Anfang, wenn diese Botschaft bei Hollywood- und anderen international relevanten Produzenten ankäme, die uns zu Weihnachten mal wieder mit zeitschindenden Endlos-Geschichten aus Mittelerde langweilen. Auch wenn's am Ende mal wieder das US-Militär mit Bravour richtet (das hätte echt nicht sein müssen), ist der Film "Captain Phillips" absolut empfehlenswert.
    Kino:
    Anonymer User
    3,5
    Veröffentlicht am 2. Dezember 2013
    Ich komme soeben aus dem Kino. Wo soll ich anfangen?

    Zunächst einmal bin ich schockiert, dass sich dieses Portal zu einer Sammelstelle für Onanisten entwickelt hat. So viele Menschen, die sich hier ob Ihres gehobenen Sprachniveaus auf ihre Kritiken einen runterholen, habe ich selten gesehen. Ob es dem geneigten Kinogänger hilft, sich einen Eindruck zu verschaffen, wage ich zu bezweifeln.

    Captain Phillips ist im ersten Drittel ein wirklicher spannender, gut erzählter und gut inszenierter Film, der sich mit zunehmender Dauer leider zu einem recht beliebigen 08/15 Geiseldrama entwickelt. Dass ich im Kino Überlangenzuschlag bezahlen musste, hat mich ein wenig geärgert, da ich den Film insgesamt zu lang fand und ich auch mit 100 gestrafften Minuten wohl nicht unbefriedigter aus dem Kino gegangen wäre. So bleibt ein am Ende sehenswerter Film, der wegen seines Hauptdarstellers und der zugrundeliegenden wahren Begebenheit zu den Besseren des Genres gehört. IMDB 8,1 empfinde ich als deutliche Überbewertung.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 23. November 2013
    Fernab von den Pop-hedonistischen Produktionen Hollywoods erscheint Paul Greengrass‘ neuer Film „Captain Phillips“. Ein Piratenfilm, der seines gleichen sucht und sich von den gängigen netten Produktionen dieser Art mehr als nur abhebt.
    April 2009. MV Maersk Alabama. Sein Blick schweift über den Radar. Ein kurzer Moment des Zögerns. Skepsis. Er verlässt das Steuerhaus und begibt sich an Deck. Ein durchdringender Blick aufs offene Meer. Nichts. Noch nichts. Das Container-Schiff startet ein Wendemanöver. Wieder ein Blick auf den Radar. Es kommt näher. Langsam. Genüsslich. Nervosität hält schleichend Einzug in die Kommandobrücke. Die Maschinen des Schiffs laufen gespannt auf Hochtouren. Wieder ein Blick durch das Fernglas: er röntgt die große, weite See. Und dort, weit hinten am Horizont, erscheinen zwei Boote - motorisierte Nussschalen mit ebenso spartanischen Gestalten. Sie kommen. Ihr Ziel: das Schiff zu kapern. Sie versuchen alles, doch das hiesige Schiff scheint stärker. Ein kurzer Moment der Überlegenheit macht sich in den Gedanken des Kapitäns breit, am nächsten Tag wird dieser jedoch gesühnt.
    Die US-amerikanische Produktion, die am 14. November diesen Jahres in den deutschen Kinos startete, beschäftigt sich mit dem Thema Piraterie im 21. Jahrhundert. Ausdruck und Substanz bekommt der Film von tiefgreifenderen Prozessen. So lauert im Untergrund der Geschichte, die sich ebenso von der Materie ‚Kapitalismus und Globalisierung‘ speist, die Konfrontation zweier Kapitäne unterschiedlicher Welten: Phillips alias Tom Hanks als Kapitän eines großen Frachtschiffs trifft auf Muse, Kapitän eines kleinen somalischen Piratenboots – ein Kampf David gegen Goliath. Doch gerade dieser Konflikt ist es, der den Film vorantreibt.
    Dieser Thriller charakterisiert sich durch die ungefälschte Authentizität der Spannung, was sich sowohl auf die Kapitän-Differenzen, als auch auf die Piraterie selbst bezieht. Zu verdanken ist diese Authentizität einerseits dem Drehbuch Billy Rays („State of Play – Stand der Dinge“ (2009); „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ (2012)), andererseits auch der schnörkellosen Inszenierung des Regisseurs Paul Greengrass. Dabei versteht Greengrass das Handwerk wie kein anderer, einen genialen Thrill auf den nächsten zu stapeln. So folgen auf das Kidnapping von Richard Phillips atemberaubende Szenen auf einem kleinen orangefarbenen Rettungsboot der ‚Alabama‘, auf dem der Kapitän des Frachtschiffs auf engstem Raum mit den Piraten zusammengepfercht ist. Der Einsatz von Handkameras und schellen harten Schnitten unterstreicht dabei die Unmittelbarkeit der Geschichte. Die somalischen Piraten werden in keinster Weise sympathisch dargestellt. Sie zeigen keine Skrupel, sie schrecken nicht vor Mord zurück. Dennoch liefern sie Ansätze, die semiidentifikatorische Momente zulassen. Als menschliche Lebewesen sind sie getrieben von dem unbedingten Überlebenswillen, der die Fischer einst in die Piraterie getrieben hat. Der Film verzichtet auf die Dämonisierung des Bösen und humanisiert es stattdessen. Auf diese Weise werden ihre Aversionen gegenüber der westlichen Welt nachvollziehbarer, ihre emotionalen Ausbrüche und Paranoia glaubhafter. Auch Phillips erscheint nicht als Superheld: er ist und war nie zum Helden prädestiniert. So zeigt er sich vielmehr als Antiheld gestützt von formidabler schauspielerischer Leistung durch Tom Hanks, die ein Vielfaches zur Authentizität des Films beiträgt. Seine ungeschminkte Menschlichkeit und die Umstände zwingen ihn zu handeln. Und so begibt er sich als Geisel in die Obhut des Grauens, um seine Crew aus der Gefangenschaft der Piraten zu retten.
    Greengrass‘ Produktion ist sicherlich kein nach ‚sex, blood and crime‘ schmachtender Thriller, er lebt vielmehr von der Ehrlichkeit der Handlung und das sowohl bezogen auf die Menschlichkeit der Figuren, als auch auf die Geschehnisse. Der Oskar-nominierte Regisseur beschritt bereits mehrmals den Weg der ‚Quasi-Dokumentation‘. Der Durchbruch gelang ihm mit „Bloody Sunday“ im Jahr 2002. Ein Film, der erzählt, was sich am 30. Januar 1972 in der nordirischen Stadt Derry zugetragen hat, als bei einer Demonstration zahlreiche Zivilisten von britischen Fallschirmjägern umgebracht wurden. Diesen dokumentarischen Gestus führte er mit „Flug 93“(2006) fort – ein Katastrophendrama, das die Anschläge des 11. September thematisiert. Mit der Verfilmung von „Captain Phillips“ gelang ihm ein weiterer Coup eines lebensechten Films, der sich von dem all-gegenwärtigen Mainstream Hollywoods weit distanziert. Mit dieser Produktion hat es Greengrass geschafft, die Chronik des wirklich geschehenen Piratenangriffs auf die ‚Maersk Alabama‘ im Jahre 2009 authentisch nachzuzeichnen.
    „Captain Phillips“ - ein Film, der sich von jeglicher Hyperbolik zu distanzieren vermag - lebt nicht nur von einer nervenzereißenden wie tiefgründigen Spannung, die sich hinter jedem Atemzug verbirgt. Dieser Film geht vielmehr auf in einer alles zersetzenden Farce über die Globalisierung und Weltwirtschaft.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    Vier Menschen - drei Piraten und eine Geisel - tagelang auf einem winzigen Rettungsboot. Vor ihnen Somalia, hinter ihnen die Navy Seals mit drei Kriegsschiffen, Hubschraubern, Fallschirmspringern. Luft und Trinkwasser werden allmählich knapp. “Kein Spiel für schwache Nerven!”, sagt Muse, der Anführer der Piraten zu Richard Phillips, an den letzten Blättern Khat kauend.

    Ja, für schwache Nerven ist der Film “Captain Phillips”, der am 15. November in den deutschen Kinos erschien, tatsächlich nicht. Obwohl der Piratenangriff erst nach einer halben Stunde erfolgt, baut der Film vor allem durch die Musik von Anfang an eine bedrohliche Stimmung auf, die er nicht mehr verliert. Es breitet sich eine Anspannung aus, der Zuschauer wird gefangen, noch bevor die erste Geisel genommen wird.
    Schon die Bilder, in denen Phillips von seiner Frau zum Flughafen gefahren wird, sind eher dunkel und trübe, als liege etwas in der Luft. Auch die Anfangsszenen in Somalia, in denen sich die Piraten zusammenfinden, sind beängstigend, man spürt den Druck, der auf sie ausgeübt wird. Allgemein ist der Film nicht so „schwarz-weiß“ gehalten, wie man meinen könnte. Heldenhafter Captain gegen böse Piraten. Man erfährt auch die Seite der Piraten, der Druck von oben, die schlechten Lebensbedingungen. Es ist eine nicht allzu geschickt getarnte Gesellschaftskritik. Größtes Ziel des Antagonisten Muse (Barkhad Abdi) ist es, mit einem Teil des Lösegeldes aus der Geiselnahme nach Amerika zu fahren. Dieser Wunsch soll sich erfüllen. Welch Ironie.
    Über zwei Stunden dauert der neue Film von Action-Experte und Regisseur Paul Greengrass (Die Bourne Verschwörung). Doch so lange kommt einem der Film nicht vor, kaum Zeit für Verschnaufpausen, keine Zeit für Langeweile. Tom Hanks spielt souverän die Rolle des Richard Phillips. Der Kapitän, der im Jahr 2009 fünf Tage lang als Geisel in der Gewalt von somalischen Piraten war.

    Im Film ist der Kapitän des US-Frachters Maersk Alabama ein Mann in blütenweißem Hemd, ordnungsliebend und immer auf Sicherheit bedacht, bis er allmählich die Kontrolle über sich und die Situation verliert und am Ende mit bloßem Oberkörper dasteht und nicht einmal mehr der eigenen Sprache mächtig ist.

    Die Kameraführung ist hektisch, Bilder wie mit einer Handkamera gefilmt, gleich einem Amateurvideo, keine Frage, man ist dabei, ist mitten im Geschehen, es gibt keine Distanz. Die Bilder sind teilweise verwackelt und schwankend, gleich den Bewegungen eines Bootes.

    Am Ende kommt dann der große Showdown. Gefühlt die ganze USA gegen das kleine Rettungsboot, in dem Phillips als Geisel sitzt. “Viel zu übertrieben”, denkt man sich, doch laut Berichten und Interviews mit dem “echten” Richard Phillips erschreckenderweise nicht so weit von der Realität weg, wie erwartet. Natürlich, ein bisschen überspitzt hat Hollywood das Ganze schon.

    “Captain Phillips” ist auf jeden Fall ein Film für Action- und Thrillerfans, der einem die Geschehnisse des Aprils 2009 sehr anschaulich vermittelt. Sprachlos und außer Atem wird Captain Phillips gerettet, und genau das ist man selbst am Ende auch: sprachlos und ein bisschen außer Atem.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    Überzeugend authentisch

    Captain Phillips blickt sorgenvoll durch sein Fernglas. Ein Boot mit bewaffneten Männern nähert sich in hohem Tempo seinem Frachter. Es fallen Schüsse. Die Männer versuchen von ihrem Boot aus mit einer Metallleiter das Schiff zu entern. Phillips feuert eine Leuchtrakete ab um sie aufzuhalten – sie geht daneben. Auch der Versuch die Angreifer mit Löschschläuchen auf Distanz zu halten scheitert. Es ist zu spät. Captain Phillips schlimmste Befürchtungen werden wahr. Die Leiter hakt an der Reling des Frachters ein und die Piraten klettern an Bord.
    Der Captain weist seine Crew an, sich in den Maschinenräumen zu verstecken. Er selbst bleibt auf der Brücke und liefert sich den Piraten aus. Schließlich wird er von ihnen als Geisel für Lösegeldforderungen im Rettungsboot mit in Richtung Somalia genommen. Mit den Piraten und dessen Anführer Muse auf engstem Raum, muss er nun auf Hilfe warten, ungewiss ob er überleben wird oder nicht.
    Regisseur Paul Greengrass hat ein Faible dafür, historische Ereignisse in Blockbuster zu verwandeln. Wie bereits seine Filme „Bloody Sunday“, und „Flug 93“, fundiert „Captain Phillips“ auf einer wahren Geschichte. Basierend auf dem Buch von Richard Phillips „Höllentage auf See“, handelt der Film von der Entführung des US-Containerschiffs „Maersk Alabama“ durch somalische Piraten im Jahr 2009. In teils dokumentarischem Charakter, der für Greengrass Filme typsich ist, stellt der Regisseur zunächst die zwei verschiedenen Welten Amerika und Somalia gegenüber, bevor sie in Form von Captain Phillips, Tom Hanks, und dem somalischen Fischer Muse, Barkhad Abdi, auf hoher See letztendlich kollidieren. Der Film beginnt mit Richard Phillips, der sich von seiner Frau am Flughafen verabschiedet und schließt mit einer Szene in Somalia an, wo sich die Piraten gerade für einen Raubzug auf dem Meer bereit machen. Gleich zu Beginn werden somit die Hauptcharaktere des Films eingeführt und die Hintergründe der somalischen Piraten beleuchtet.
    Auch im weiteren Verlauf des Films versucht Greengrass Verständnis für die Situation der somalischen Fischer zu schaffen. In einem Gespräch zwischen Muse und Phillips im Rettungsboot wird die Perspektivenlosigkeit der Somalier deutlich. „Es muss doch noch etwas anderes geben, als Menschen zu entführen“, richtet der Captain das Wort an Muse. „Vielleicht in Amerika“, antwortet dieser trocken. Allerdings versucht der Regisseur keineswegs Sympathie für die Piraten zu erzeugen. Sie werden zwar als Menschen aber vorwiegend brutal und gewalttätig dargestellt.
    Captain Phillips hingegen ist Sympathieträger des Films. Er ist kein typischer Held und das macht ihn besonders. Er ist ein ganz normaler, durchschnittlicher Mann, steht aber für seine Mannschaft ein und behält einen kühlen Kopf, wenn es darauf ankommt. Ein Kapitän, wie er im Buche steht. Als Vorbereitung auf seine Rolle verbrachte Tom Hanks viel Zeit mit dem echten Richard Phillips, was zu einer überragenden schauspielerischen Leistung führte, die den Film auf ein ganz neues Niveau hievt. Der zweifache Oscar-Gewinner stellt den Charakter des Captains so überzeugend dar, dass es einem leicht fällt, sich mit diesem zu identifizieren und mit ihm zu fühlen. Es scheint, als wäre man unmittelbar dabei und selbst in der Gewalt der Piraten. Unterstützt wird dieser Eindruck von der hektischen, teils wilden Kameraführung. Wie das Schiff ist auch die Kamera immer in Bewegung. Ein weiteres Element, das den Film besonders authentisch macht und auch in Szenen mit wenig Handlung für Dynamik sorgt.
    Doch „Captain Phillips“ ist ein Thriller, der einen weniger durch actionreiche Szenen, sondern vielmehr durch seinen emotionalen Tiefgang und durch seine unterschwellige Kritik mitreißt. So nimmt die amerikanische Regierung lieber den Tod von Richard Phillips in Kauf, als sich von „Terroristen“ erpressen zu lassen und das geforderte Lösegeld zu zahlen. Während der gesamten Spielzeit bleibt es unklar, ob der Captain überlebt. Auf diese Weise wird die Spannung im Film zu jeder Zeit aufrechterhalten. Je länger Richard Phillips mit den Piraten im Rettungsboot festsitzt, schleicht sich zunehmend Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in seine Augen, bis er im Finale des Films dem psychischen Druck nicht mehr standhalten kann und zusammenbricht. Seinen emotionalen Höhepunkt erreicht der Film als Captain Phillips nach seiner Rettung von der Navy-Sanitäterin untersucht und befragt wird. Tom Hanks stellt den erbärmlichen Zustand des Captains nach seinem Martyrium dabei so glaubhaft und intensiv dar, dass es einem die Gänsehaut auf die Arme und Tränen in die Augen treibt. Sein Albtraum hat zwar ein Ende, allerdings ein tragisches. Von einem Happy End kann kaum die Rede sein.
    Insgesamt überzeugt „Captain Phillips“ durch sein hohes Maß an Authentizität und Glaubwürdigkeit. Doch vor allem wird der Film von Tom Hanks und dessen enormen schauspielerischem Talent getragen. Er macht ihn zu etwas Besonderem, zu einem Film, der unter die Haut geht.

    Captain Phillips, USA 2013 - Regie: Paul Greengrass. Buch: Billy Ray, nach dem Buch von Richard Phillips. Kamera: Barry Ackroyd. Schnitt: Christopher Rouse. Musik: Henry Jackman. Mit: Tom Hanks, Catherine Keener, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman. Sony, 134 Minuten.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    „Captain Phillips“: Packendes Geiseldrama auf Hoher See

    Ein Rettungsboot schippert über das Meer. Am Bug ist ein Seil angebracht. Es spannt sich hinüber zu einem Zerstörer der US-Navy und ist die letzte Hoffnung für einen der Insassen des Bootes: Captain Richard Phillips. Fünf Tage ist er nun schon eine Geisel. Gefangen in der orangenen Kapsel, entführt von vier bewaffneten somalischen Piraten. Sie sitzen alle in einem Boot. Zermürbt, mit den Nerven am Ende, nahe dem Wahnsinn. Abgeschleppt von der US-Navy. Diese plant den Captain zu befreien. Ein lebensgefährlicher Drahtseilakt.

    Dem englischen Regisseur Paul Greengrass gelingt mit „Captain Phillips“ ein packender, atemloser Thriller. Zusammen mit seinem Drehbuchautor Billy Ray verstrickt er einen Spannungshöhepunkt nach dem anderen. Der zweifache Oscargewinner Tom Hanks stellt den entführten Seefahrer dar. Eine „Jedermann-Figur“, wie Greengrass den Charakter beschreibt. Jemand der seinen Job machen will. Einer der weder als Held taugt noch einer sein will. Das macht ihn zu der Identifikationsfigur des Films.
    Das Ganze basiert auf einer wahren Geschichte aus dem Jahr 2009. Der Frachter „Maersk Alabama“ wurde am Horn von Afrika von somalischen Piraten geentert. Nach einem nervenaufreibenden Katz-und-Maus Spiel mit der Crew verlassen die Somali das Schiff mit einer Beute in Höhe von 30.000 US-Dollar und dem Kapitän als Geisel. Sie fliehen per Rettungsboot. Ihr Ziel ist, an die somalische Küste zu gelangen und ein Millionenschweres Lösegeld für Richards zu erpressen.

    Eindrucksvoll verdeutlicht der Regisseur die Kontraste, die sich allein durch die wahren Begebenheiten bieten. Die ersten Szenen spielen im tristen und verregneten Vermont. Phillips ist zusammen mit seiner Frau auf dem Weg zum Flughafen. Sie reden über ihre Kinder, die Zeit, in der diese heranwachsen. Früher hätte es gereicht hart an sich zu arbeiten, um Kapitän zu werden. Heute kämpfen dreißig Leute um einen Job. Der erste Gegensatz den Greengrass plakatiert. Im Anschluss: Hektisches Treiben am Strand eines somalischen Dorfes. Greengrass fing die Szenen mit der Handkamera ein. Eine Spezialität des Engländers. Die Bilder sind verwackelt, wirken überwältigend real. Die Leinwand scheint kein großes Plakat sondern als ein tiefer Raum, in den man eindringt, auch ohne 3D.

    Die Diskrepanzen ziehen sich weiter wie ein roter Faden durch den Film. Ein kleines Boot jagt das große Schiff, die bewaffneten Piraten bedrohen die unbewaffnete Crew. Das kleine Rettungsbot wird verfolgt von drei gigantischen US-Zerstörern. Die reiche westliche Welt gegen die Habenichtse. Drehbuchautor Billy Ray unterstreicht mit prägnanten Dialogen die krassen Kontraste. Es müsse doch noch etwas anderes geben als Menschen zu entführen meint Phillips zum Anführer der Piraten. Dieser entgegnet: „Vielleicht in Amerika, vielleicht in Amerika.“

    Nach der Entführung Phillips entbrennt ein nervenzerreißendes Psychospiel zwischen Laiendarsteller und Oscarpreisträger. Die Akteure befinden sich dabei auf Augenhöhe. Der Piraten-Anführer Muse wird von dem Somali Barkhad Abdi dargestellt. Die Genugtuung, die Verzweiflung, der Wahnsinn, selten sieht man die Gefühle einer Figur so stark in den Augen wie bei Abdi. Auch Tom Hanks trumpft auf. Seine Klasse zeigt sich besonders in den letzten Sequenzen des Films. Die Furcht, die in seinem Gesicht geschrieben steht, scheint absolut real zu sein.

    „Captain Phillips“ zeichnet das Bild von Gewinnern und Verlierern. Der Regisseur Versinnbildlicht letztere im Anführer der Piraten. Er ist ein dürrer, kompromissloser junger Mann. Dabei war er nur ein kleiner Fischer. Bedingt durch die westliche Konkurrenz zappelt in den Fischer-Netzen jedoch nichts mehr. Muse wird zum Pirat. Zu einer Art Köder, der im rasanten Hafen des Kapitalismus erst von seinen Bossen ausgeworfen wird, um nach dem Einholen der Beute nichts mehr von dieser zu sehen. Er wird jedes Mal einfach von den großen Fischen verschluckt. Sechs Millionen Dollar hätte er bei seinem letzten Beutezug herausgeholt, berichtet er seiner Geisel stolz. Warum er dann hier sei, fragt Phillips. „Halt’s Maul. Du redest zu viel.“, ist die vielsagende Antwort des Somali. Greengrass bringt Verständnis für die Taten der jungen Afrikaner auf, jedoch wahrt er immer die Distanz. Zu brutal und furchterregend agieren die Piraten.
    Der Thriller bleibt nahe an den wahren Ereignissen. Die Rettungsaktion erzählt Greengrass ohne Pathos. Er zeigt mit dem US-Militär einen Apparat, indem höchst professionell gearbeitet wird. Alles läuft mechanisch ab, die Bilder unterstreichen dies. Der Auftrag lautet, das Boot daran zu hindern die somalische Küste zu erreichen, das Überleben der Geisel ist, so hart es klingt, zweitrangig. Eine Heroisierung sieht anders aus.

    In „Captain Phillips“ gibt es keine Helden. Paul Greengrass zeigt einen Überlebenskampf auf intensivste Art und Weise. Nicht unkritisch reflektiert er dabei das Ungleichgewicht unserer ökonomisierten Welt und der sich daraus entwickelten Kriminalität.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    Paul Greengrass, der unter anderem 2007 seinen Kinohit Das Bourne Ultimatum produziert hat, ist jetzt mit einem neuen Actionthriller in den Kinos zu sehen. Ein weiteres Mal stellt der Regisseur, mit der Behandlung eines komplizierten politischen Themas, sein Können, im Film Captain Phillips, unter Beweis. Durch die ständige Abwechslung von lauten, hektischen Szenen und leisen, nachdenklichen Momenten spannt Greengrass einen gewaltigen Bogen der Spannung auf, den nur wenige Regisseure auf diese Weise aufzubauen vermögen.
    Richard Phillips, der Kapitän des Containerschiffs Maersk Alabama, soll die Lebensmittelladung für afrikanische Länder aus dem Hafen im Oman sicher in Richtung Mombasa lenken. Nicht ohne Grund macht sich der Captain Sorgen, als das Schiff in das gefährliche Pirateriegebiet nahe Somalia fährt.
    Die langjährige Erfahrung des nachdenklich wirkenden Phillips lässt ihn wissen, dass die zwei näherkommenden Kleinboote keine Fischer, sondern Piraten sind.
    Nach mehreren missglückten Versuchen, gelingt es den vier jungen somalischen Männern auf das große Schiff aufzuspringen und dem Captain zu drohen. Phillips versucht seine versteckte Besatzung zu schützen und bietet den Piraten 30.000 Dollar und das Rettungsboot an, wenn sie daraufhin den Frachter wieder verlassen.
    Es kommt aber zu einer überraschenden Wendung. Die Piraten nehmen den Captain als Geisel.
    Bereits einen ganzen Tag fahren die fünf Männer zusammengepfercht, auf kleinstem Raum, in einem Rettungsboot Richtung Somalia, wissend, dass nun auch US-amerikanische Einsatzkräfte sie verfolgen. Über die Hälfte des Films spielt sich ein Drama im engen Fluchtboot ab, wo Emotionen der Angst und Verzweiflung aufeinanderprallen und Opfer und Täter, durch kurze Gespräche, eine persönliche Verbindung aufbauen, die aber durch die zunehmende Aggressivität und Gewalt gegenüber der Geisel immer aufs Neue zerstört wird.
    „Ich bin zu weit gekommen, ich kann nicht aufgeben!“, sagt Muse, der Anführer der Piraten, verzweifelt, als sie schon von der US-amerikanischen Navy, einem Helikopter, mehreren Scharfschützen sowie Fallschirmspringern beobachtet und gejagt werden. Ihre einzige Chance scheint es zu sein, Phillips weiter als Geisel zu halten, um schließlich eine Ablösesumme in Millionenhöhe erpressen zu können und somit die Ansprüche ihres Warlords zu erfüllen. Die Machtverhältnisse zwischen den einfachen Piraten und den mächtigen Warlords, die gemeinsam mit der Überfischung der Meere, die Hauptgründe sind, weshalb es die ehemaligen somalischen Fischer in die Piraterie treibt.
    Sie handeln ohne Rücksicht auf Verluste, weil sie nichts mehr zu verlieren haben und sie nur diese Möglichkeit sehen ihre bloße Existenz zu retten.
    Vor allem die verzweifelten Gesichtszüge der Piraten werden ideal durch Nahaufnahmen zum Vorschein gebracht und auch Anspannung und Hektik werden durch eine wacklige Kameraführung in Szene gesetzt. Wie ein ruhiger Gegenpol zu den nervösen und hektischen Somaliern wirkt dagegen der bedachte Richard Phillips, gespielt von dem vielfach ausgezeichneten Schauspieler Tom Hanks.
    Hanks zeigt in diesem Film die unterschiedlichsten Facetten eines Menschen, der anfangs noch völlig ruhig auf die Ausnahmesituation reagiert, am Ende aber dann die Kontrolle über seinen eigenen Körper und Verstand durch die ständige Todesangst verliert. Eine schauspielerische Leistung die beeindruckend und absolut sehenswert ist.
    Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht und nicht etwa nur ein weiterer selbstdarstellerischer Film aus den USA mit einer typischen Heldenfigur ist.
    Gewollt repräsentiert Regisseur Greengrass nicht nur den patriotischen Blickwinkel, sondern beide Seiten, sowohl des amerikanischen Militärs als auch der Piraten, um dem Zuschauer eine neutrale Sichtweise auf seinen Film und damit auf die dargestellte Problematik zu ermöglichen.
    Der Regisseur geht sogar soweit, dass er wohl bewusst die überdimensionale Bekämpfung der ärmlich ausgestatteten Piratengruppen durch die US-Amerikaner kritisiert, wobei das eigentliche politische Problem, die Auslieferung von Fischer an die Warlords der Piraterie, durch das gewaltige militärische Aufgebot im Film, unterzugehen droht. Dabei stellt Greengrass dadurch die letztendliche Lösung des tiefgründigen Themas der Piraterie durch Captain Phillips mehr als nur in Frage.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    Auf einem US-amerikanische Container-Frachtschiff vor der Küste Somalias. Captain Phillips erklärt den Piraten wie das Rettungsboot funktioniert. Die Crew schickt den gefangen genommen Anführer der Piraten ins Boot zum Austausch gegen den Kapitän. „Captain wir haben ihn hier“ – „Dann schickt ihn rein, ich komme raus“ lauten die Funksprüche. Der Anführer kommt ins Rettungsboot. Ein Kopfnicken des Piraten. Der Kapitän wird niedergeschlagen. Die Seeräuber schießen nach der Besatzung und schließen die Tür. Das Rettungsboot stürzt ins Meer und fährt weg. Die Crew konnte nicht verhindern, dass ihr Captain entführt wird, alles ging zu schnell.
    Nach einem Überfall auf das US-amerikanische Container-Frachtschiff "Maersk Alabama" nimmt der Pirat Muse, gespielt von Barkhad Abdi, mit seinen Freunden die Brücke des Frachters ein. Der Kapitän Richard Phillips, welcher von Tom Hanks dargestellt wird, und seine Crew versuchen alles Menschenmögliche um zu verhindern, dass das Schiff gekapert wird. Letztendlich ziehen sich die Piraten auf das Rettungsboot zurück, allerdings entführen sie dabei den Captain. Von nun an kämpft Richard, zusammen mit der Navy, um seine Freilassung und um sein Leben. Eine sehr emotionale, gefährliche und lebensbedrohliche Reise beginnt für ihn in einem kleinen Rettungsboot mit vier Piraten.

    Phantastische Piratenfilme im Stil von „Fluch der Karibik“, „Die Piratenbraut“ oder „Die Schatzinsel“ gibt es zur Genüge. Doch nur selten werden die Geschehnisse der realen Welt abgebildet. Dass Piraterie auch in der heutigen Zeit noch ein großes Problem darstellt, ist vielen Menschen überhaupt nicht bewusst. Doch allein in den Jahren von 2005 bis 2012 gingen 413 Millionen Dollar Lösegeld an die Piraten. Bei den Seeräubern selbst bleibt nicht viel von diesem Geld hängen. Das meiste geht an ihre Hintermänner, die es in Menschenhandel und Waffen investieren. Das Ausbeutungsschema, das hinter den Verbrechen steckt, wird auch im Film am Rande behandelt. Der Anführer Muse und seine Bande wollen sich nicht mit den 30.000 Dollar, die ihnen der Kapitän anbietet, zufrieden geben, da ihre Chefs mehr verlangen. Allerdings würde man sich an dieser Stelle wünschen, noch etwas mehr über die Hintergründe im Film zu erfahren. Dass die Piraten allerdings auch nur einfache Menschen und keine brutalen Geschöpfe sind, stellt Drehbuchautor Billy Ray sehr gut dar, indem er auch ihre menschliche Seite zeigt. Der Piratenführer versucht durch die Worte „Es wird alles gut, Ire“ den Kapitän immer wieder zu beruhigen.
    Filme wie „Captain Phillips“ können aber auch in der wirklichen Welt dazu beitragen, die Piraterie einzudämmen. So konnte 2013 einer der wichtigsten Piratenführer mit Hilfe eines angeblichen Filmangebots nach Brüssel gelockt und verhaftet werden.

    „Captain Phillips“ spricht das Thema Piraterie auf genau dem richtigen Weg an, da der Film den Überfall in 134 Minuten sehr emotional und real darstellt. Diesen Bezug zur Realität kann vor allem dadurch hergestellt werden, weil der Film auf den Memoiren „A Captains Duty“ des echten Richard Phillips basiert, der 2009 von somalischen Piraten entführt wurde. Laut eines Interviews war der richtige Kapitän gerührt davon, wie real seine Situation von Tom Hanks nachgespielt wurde. Der Darsteller brilliert, wie so oft, mit starken schauspielerischen Leistungen, da man sich in die gegenwärtige Situation hineinfühlen kann und das Gefühl hat, er erleidet wirklich gerade Todesängste. Eine große Rolle dabei spielt auch die Kamera, die fast den kompletten Film über an Captain Phillips „klebt“ und die Geschichte fast ausschließlich aus seiner Perspektive schildert. Aber nicht nur Tom Hanks trug zum großen Kino bei. Auch der „Laienschauspieler“ Barkhad Abdi, der zum ersten Mal vor der Kamera stand, wirkte sehr überzeugend als meist brutaler Pirat und Entführer. Die Auswahl der beiden Hauptdarsteller ist Paul Greengrass also nahezu perfekt gelungen. Obwohl sich die zweite Hälfte des Filmes fast ausschließlich im kleinen Rettungsboot abspielt, schafft es der Regisseur den Film durch häufige Schnitte spannend zu halten. Die Rettung des Kapitäns zieht sich am Ende etwas in die Länge, was dem Film allerdings trotzdem nicht die Spannung nimmt, da der Regisseur auch hier sehr viel mit Emotionen und häufigen Schnitten arbeitet.
    Alles in allem ist „Captain Phillips“ ein sehr gelungener Film. Selbst wenn man kein Fan des Genres Thriller ist, bringt der Film zum einen das Thema Piraterie in der heutigen Zeit näher, zum anderen erlebt man selten derart glaubhaft dargestellte Emotionen. Schon allein wegen der meisterhaft schauspielerischen Leistung von Tom Hanks ist dieser Film einen Gang ins Kino wert.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    Captain Richard Phillips packt seine Sachen, checkt zum letzten Mal seine Route, verlässt gemeinsam mit seiner Frau Andrea den sicheren Hafen seines Zuhauses und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Während der Autofahrt bekommt man einen Einblick in die Familienprobleme, mit denen selbst ein Captain Tag für Tag kämpfen muss. Gegen das was ihm jedoch bevorsteht ist das nichts.
    Der Action-Thriller ,,Captain Phillips‘‘ handelt von einer wahren Begebenheit, die sich im Jahre 2009 zugetragen hat. Der Drehbuchautor Billy Ray, der auch ,,Die Tribute von Panem- The Hunger Games‘‘ zu Papier brachte, hat auch hier Spitzenleistung abgegeben. Doch die eigentliche Vorlage für den Film hat der Captain himself, Richard Phillips, geboten mit seinem Buch ,, A Captain‘s Duty‘‘, das die Ereignisse aus seiner Sicht schildert. Ein Alltagsmensch sieht sich nun einer Gefahr ausgesetzt, die er nicht verhindern kann. Hilflos muss er beobachten, wie die Piraten sein Schiff kapern und die lausigen Sicherheitsmaßnahmen nichts daran ändern können. Die Verzweiflung steht Phillips, gespielt von Oscarpreisträger Tom Hanks, ins Gesicht geschrieben. Der Schauspieler erfüllt die Erwartung der Zuschauer und beeindruckt wieder mit seiner zuverlässigen Leidenschaft für die Schauspielerei.
    Die Somali-Piraten stürmen auf das Führerdeck, schreien und bedrohen die verängstigten Mitarbeiter und den Captain, als wären sie gerade aus der Irrenanstalt ausgebrochen. Das erschreckende Äußere der Somalier lässt sie noch unheimlicher erscheinen. Dünn bis auf die Knochen und sehr ärmlich bekleidet mischen sie eine Welt auf, die sicher zu sein schien und stellen alles auf den Kopf. Die Tatsache, dass die Piraten von Laien verkörpert werden, mag man gar nicht glauben.
    Der spannende Streifen lässt auch den skeptischsten Zuschauer mitfiebern, als Captain Phillips sich als Geisel opfert, um seine Mitarbeiter zu schützen. Mitten im Nichts und auf offener See ist Captain Phillips allein mit seinen Geiselnehmern in einem kleinen stickigen Rettungsboot gefangen. Greengrass schafft es eine unmittelbare Nähe zu den Antagonisten herzustellen. Die Darstellung ihrer Probleme erweckt Verständnis und Mitgefühl. ,,We all have chefs.‘‘, gesteht Muse, der Anführer der vierköpfigen Piratenbande. An der somalischen Küste erwartet ihr Chef viel Geld oder mindestens eine Geisel als Lieferung und über diese Bedingung ist nicht zu verhandeln. Die Somalier sind nicht nur die klassischen Verbrecher, sie sind auch Menschen wie der Captain.
    Nach all den Strapazen und einem gescheiterten Fluchtversuch, wird der Captain letztendlich befreit und die psychische Last, der er ausgesetzt war, fällt von ihm mit einen Mal herab. Phillips steht unter Schock und bricht zusammen- ein Gefühlsausbruch, der emotionaler nicht sein könnte. Verwirrt und neben der Spur, lässt er sich untersuchen.
    Paul Greengrass beweist auch mit diesem Film, dass er sich, nach Kinoerfolgen wie ,,Die Bourne Verschwörung‘‘ und ,,Das Bourne Ultimatum‘‘, nicht auf seinen Erfolg verlässt und sich auf die faule Haut legt. Er ist ein erfahrener Filmemacher, der viel Wert auf authentische Eindrücke legt und deshalb den Großteil der Szenen auf hoher See dreht. Eine Geschichte nach wahrer Begebenheit zu verfilmen und diese Story glänzen zu lassen, erscheint nicht jedem Regisseur die einfachste Sache der Welt zu sein, Greengrass aber setzte das gekonnt um. Ein elektrisierender Thriller mit Drama-Charakter, den jeder Kinoliebhaber gesehen haben muss.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 22. November 2013
    Das Schiffsradar piepst alarmierend. Kapitän Phillips identifiziert ein abgenutztes Schnellboot durch das Fernglas – und hat Angst, denn er weiß, was passieren wird. Piraten steuern in Rasanz auf das US-Containerschiff zu und schießen wild auf die Maersk Alabama. In ihrer Nussschale liegt eine Leiter, die sie versuchen an der Schiffsrehling festzuhaken. Die Leiter sitzt. Fest. Einer nach dem anderen klettert daran hoch, augenblicklich stehen sie vor Phillips. „Sieh‘ mich an!“, fordert der somalische Anführer Abduwali Abdukhadir Muse mit bedrohlichem Blick. „Sieh‘ mich an! Ich bin jetzt der Käpt‘n!“

    Phillips und die Piraten machen einen Deal: 30.000 Dollar und das Rettungsboot mit dem sie verschwinden. Muse reagiert blitzschnell, denn plötzlich befinden sich die Somali auf freier Fahrt auf hoher See – mit Phillips als Geisel, eingezwängt in klaustrophobischer Enge.

    Der Regisseur Paul Greengrass ist seit seinem Film Bloody Sunday (2002), ein Film über den irischen Blutsonntag vom 30. Januar 1972, bekannt für Politthriller, die sich auf reale Begebenheiten stützen. Auch dieser Film, Captain Phillips, basiert auch einer wahren Geschichte: Somalische Piraten überfallen im April 2009 das Frachtschiff Maersk Alabama, das von Oman nach Mombasa das Horn von Afrika, Piratengewässer, passieren muss. Der Kapitän Richard Phillips hat das autobiographische Buch „Höllentage auf See“ darüber verfasst, denn er kam mit seinem Leben davon. Nicht so wie die anderen 62 der 2000 Seeleute, die zwischen 2009 und 2012 Geiseln der Piraterie wurden.

    Nichts wird verschönt, es ist ein schnörkelloser Thriller. Es gibt keine Nebenhandlungen, der Regisseur visualisiert das reine, unpolierte Ereignis – die gewaltsame Geiselnahme Phillips auf dem Meer – und aggressiven Nervenkitzel; ohne übertriebene, lächerliche, ohne künstliche, fehl am Platz wirkende Action. Im Fokus steht das Wesentliche, aber mit einer so hochspannenden Intensität, das es den Atem raubt, denn die Piraten sind undurchschaubar. Die Farben sind blass, sie wirken als wäre das Leben aus ihnen herausgesaugt worden, die Aufnahmen sind dokumentarisch, und manchmal so schnell und durcheinander, als würde der Film außer Kontrolle geraten. So wie die fünf Gestalten im Rettungsboot es tun.

    Die Piraten sind permanent überfordert und paranoid. Muse ermutigt sich selbst: „Alles wird gut.“ Das bedeutet so viel wie: Nichts ist gut. Nichts wird gut. Es bleibt ein Zwei-Mann-Kampf: Muse gegen Phillips. Er verweigert Phillips das Trinkwasser und hält ihm die Waffe an die Schläfe, lächelt gefährlich dabei, spart nicht mit Morddrohungen. Er knallt durch und die Piraten eskalieren unter einander. Nach und nach werden die Nerven des Kapitäns zermürbt bis er nur noch von nackter Todesangst zerfressen wird. Jede Bewegung seiner Pupillen, jede Silbe, jedes schmerzhafte Aufstöhnen kauft man Tom Hanks ab. Er und Kapitän Phillips sind eins – die Geisel der Somali –, denn jede von Hanks Bewegungen und Gesichtsausdrücken und insbesondere seine Augen – durch die man bis ins Gehirn schauen und die Furcht spüren kann – sind so klar, dass sie keine Sekunde an der Authentizität des Charakters Zweifel aufbringen. Hanks trägt den Film.

    Im Film – so wie auf dieser Welt – zeichnen sich die Gegensätze scharf und in einer unbegreiflichen Gewaltsamkeit ab. Es ist nicht nur ein Film, es ist die Verzahnung von Film und Wirklichkeit, ein Verweben von Tatsachen und Filmaufnahmen ineinander. Die abgemagerten Somali haben schlechte Zähne und tragen zerlumpte Kleidung. Sie haben nichts – außer Waffen, die töten können. Genau das macht die Gefahr aus: Sie haben nichts zu verlieren. Phillips aber ist ein alltäglicher Mann mit Familie, einer ihn liebenden Frau und Kindern, er trägt eine Brille, einen grauen Bart und stammt aus der Nation, die sich Fortschritt und Macht auf die Flagge geschrieben haben. Die USA und die United States Navy SEALs nehmen in diesem Kontext eine sehr überwältigende Stellung ein. Sie eilen mit drei Kriegsschiffen zur Hilfe: dem Zerstörer USS Bainbridge, der USS Boxer und der Fregatte USS Halyburton. Sie wirken wie die Götter des Meeres und hier vollzieht sich der Höhepunkt des ungleichen Kampfes zwischen der US-amerikanischen Macht, der kühlen, militärischen Präzision und der Not der barfüßigen somalischen Armen. Der Film ist Abbild der Asymmetrie von Arm und Reich, Kontrolle und Kraftlosigkeit.

    Am Ende bleiben das Gefühl der Erleichterung und der Wunsch nach einem Happy End aus. Eigentlich bleibt auch der Wunsch danach aus, denn die Grausamkeit des Films fordert nach einem angemessenen, der Grausamkeit würdigendem Ende. Tom Hanks zittert und liegt nervlich am Boden. Der Film geht tief unter die Haut – und hinterlässt Schock, Einsamkeit und Unfassbarkeit. Es ist schier unerträglich.
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