Ein Film wie eine Urgewalt - oder von mir aus, ein Kaiju. Es stimmt einfach alles: die Ästhetik ist exzellent, CGI und Realfilm verschmelzen perfekt ineinander, man denkt in jeder Filmminute, dass da wirklich Monster durch die Städte stampfen und von riesigen Robotern bekämpft werden. Die Kaiju sehen wirklich furchterregend aus, man ist sehr froh, dass es so etwas nicht in Wirklichkeit gibt. Der Detailreichtum ist überwältigend, irgendwann kann man sowohl die Kaiju, als auch die Jäger, individuell erkennen: jeder hat seine Besonderheiten, seine eigene Art, sich zu bewegen und zu kämpfen. Man fühlt mit den Piloten, wenn sie von den Kaiju durchgeschüttelt werden. Man jubelt, wenn der Schlag einer Riesenfaust auf einen Kaiju-Schädel so richtig sitzt. Dabei verliert man nie die Übersicht, auch bei wechselnden Einstellungen kann man den Bewegungen und Kämpfen gut folgen. Guilliermo del Toro versteht sein Handwerk, sowohl was gigantische Kreaturen betrifft (man denke an den Waldgott in "Hellboy 2"), als auch mechanische Konstruktionen (Zahnräder etc.), wofür er einen regelrechten Fetisch zu haben scheint.
Bei aller bildtechnischen Perfektion und Gewalt sind es tatsächlich die Menschen, die stets im Mittelpunkt stehen. Im Film kann man fast alle Facetten menschlicher Regungen sehen: von Stolz, Arroganz, Neid, Verachtung, Selbstzweifel über Mitgefühl und Empathie bis hin zu der Angst und Verzweiflung, dass nicht nur das eigene Leben, sondern die Existenz der gesamten Spezies Mensch unmittelbar vor dem Untergang steht. Auch sieht man sehr deutlich die Unterschiede zwischen den Menschen, die an vorderster Front kämpfen und ihr Leben riskieren, um die Bedrohung zu bekämpfen bzw. abzuwenden - und den eigentlichen Machthabern, die aus sicherer Entfernung Entscheidungen treffen, ohne sie wirklich gut zu durchdenken, und dadurch Millionen Menschenleben aufs Spiel setzen. Eine deutliche, unverhohlene Kritik an alle politischen Führer dieser Welt, die leichtfertig mit dem Leben anderer Menschen umgehen, aber selbst nie die Gefahr für Leib und Leben verspüren müssen. Es gibt mehrere Identifikationsfiguren, die von Anfang an interessant erscheinen - um dann in Rückblenden noch faszinierender zu werden: man erfährt, was sie antreibt, und wie sie zu den Personen geworden sind, die nun die Apokalypse abwenden sollen.
Denn um nichts anderes geht es in dem Film. Die Story ist äußerst spannend und zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar. Kämpfe gehen nicht immer so aus, wie erwartet: wenn die mächtigen Jäger plötzlich von mehreren Kaiju gleichzeitig angegriffen und in Stücke gerissen werden, zählt man automatisch mit, wie viele denn noch übrig sind, und denkt nur noch: es wird verdammt eng für die Menschheit, die Apokalypse ist nur noch einen falschen Schritt, eine falsche Bewegung, ein zu langsames Ausweichmanöver entfernt. Oft kommt es vor, dass eigentlich gute Pläne durch irgendein unerwartetes Problem durchkreuzt werden, und die Charaktere, die bereits siegessicher waren, plötzlich improvisieren müssen. Die Erklärung, woher die Kaiju stammen und was sie antreibt, wird erst spät im Film geliefert, ist aber in diesem Kontext ziemlich originell und unerwartet.
Die Soundeffekte zählen zu dem Besten, was ich in letzter Zeit erlebt habe: sowohl das Brüllen und Stampfen der Kaiju, als auch die Mechanik der Jäger oder die Pulverisierung von Wolkenkratzern sind beeindruckend bis furchteinflößend. Die Musik ist ebenfalls stimmig, obwohl das Motiv der Jäger ziemlich stark an den Soundtrack von Iron Man 1 erinnert (könnte es daran liegen, dass das der gleiche Filmkomponist ist ;) )? Aber insgesamt passt die Musik zu den Bildern, und schließlich sind die Jäger im Prinzip nichts weiter als riesige Versionen des Iron Man Anzugs - also was soll´s.
Ein kleines Manko möchte ich aber doch hervorheben: angesichts der allgemeinen, existenziellen Bedrohung der Menschheit ist der hier und da eingestreute Humor zwar gut gemeint, wirkt aber leider oft deplatziert. Vor allem die beiden Wissenschaftler wirken wir Karikaturen - weniger Slapstick, mehr Substanz und Genialität wären hier besser gewesen. Wenn einer der Beiden von einem Kaiju verfolgt und bedroht wird, kann man das nicht so richtig einordnen: er rennt um sein Leben, versucht sich zu verstecken, es ist furchtbar - und doch muss man irgendwie schmunzeln, weil er eben ein so komischer Kauz ist. An einer anderen Stelle gibt es eine ähnliche Szene mit einem der Hauptcharaktere, und da gefriert einem das Blut in den Adern. Gleiche Situation, völlig andere Wirkung. Meiner Meinung nach könnte der Film auf solche krampfhaften Humoreinlagen verzichten, denn letzten Endes sind es die Gesamtstory und die visuellen Werte, die wirklich zählen und langfristig in Erinnerung bleiben.
Aber das ist nur Haarspalterei, und letzten Endes auch Geschmackssache: vielleicht haben sich die Macher für diesen etwas derben Slapstick-Humor entschieden, um das Gesamtbild nicht allzu düster und depressiv erscheinen zu lassen. Ich gebe also hier die Höchstwertung, denn ich denke, für dieses Genre bietet der Film alles, was das Herz begehrt: gewaltige Zerstörungsorgien durch eine unaufhaltsam scheinende, unheimliche Bedrohung, eine spannende Story, mehrere starke und interessante Charaktere, etwas Humor, und natürlich exzellente visuelle Werte. Ein Film, für den sich der Kinobesuch allemal lohnt.