Handlung:
In Django Unchained geht es um den von Jamie Foxx dargestellten titelgebenden Django, der von einem kopfgeldjagenden Zahnarzt (Christoph Waltz als Dr. Schultz) angeheuert wird um drei vom Gesetz gejagte Verbrecher zu identifizieren. Als Dienst für die gemeinsame Arbeit hilft Dr. Schultz Django danach, dessen Frau aus den Klauen des Baumwollfarmers (Leonardo Dicaprio als Mr. Candy) zu befreien.
Crew:
Tarantino. Punkt. Damit ist schon viel gesagt. Tarantino zeichnet für die Regie und teilweise für das Drehbuch verantwortlich, wie es in den meisten seiner Filme der Fall ist. Als Kameramann bringt er Robert Richardson wieder mit ans Filmset, der ihm schon bei anderen Filmen wie den beiden Kill Bill Teilen zur Seite stand und der auch schon mehrere Male mit Martin Scorsese zusammen gearbeitet hat (Shutter Island, Hugo Cabret und Bringing out the Dead)
Filmkritik:
Zuallererst, Tarantino Fans kommen voll auf ihre Kosten und brauchen sich keinerlei Sorgen zu machen von diesem Film in ihren Tarantino-Erwartungen in irgendeiner Weise enttäuscht zu werden.
Der Film dauert gute dreieinhalb Stunden und die deutsche Version ist laut Schnittberichte.com nicht geschnitten, wobei es mindestens eine Szene gibt, in der es leider auf Grund der Synchronisation nicht auffällt, dass ein Charakter auch im englischen deutsch spricht. In dieser langen Zeit, mag es die ein oder andere Stelle geben, in der einem die Zeit auffällt, doch er wird nie langweilig oder macht gar den Eindruck, er müsste weiter geschnitten werden.
Der Film ist sehr unterhaltsam und absolut empfehlenswert. Die Geschichte mag nicht besonders komplex sein, doch allein die Art wie sich die Beziehung zwischen dem ehemaligen Sklaven und dem (im Vergleich zu den allgegenwärtigen Sklaventreibern) aufgeklärten Dr. Schultz entwickelt, vom Anfang, an dem Dr. Schultz Django nur für einen seiner Kopfgeldjägerjobs benötigt, über dessen Entscheidung ihm dabei zu helfen, seine Frau (Brunhilde von Shaft) zu befreien, nachdem er ihm die deutsche Sage von Brunhilde und Siegfried erzählt hat, bis hin zum Ende des Film, gibt der Handlung eine besondere Komponente.
Django Unchained ist brutal. Es wird viel Blut vergossen und verspritzt, visuell gesehen interessanterweise fast immer auf weise Oberflächen. Der Body Count erstreckt sich hauptsächlich auf Weiße, doch zeigt der Film an mehreren Stellen die Brutalität der Sklaverei in den USA, nicht jedoch um des Themas Willen, genauso wenig wie Inglorious Basterds die Gewalt der Nazis dokumentierte, sondern weil sie Teil der Geschichte und oft der Persönlichkeitsbildung (v.a. von Mr. Candy) darstellt.
Django Unchained ist lustig. Vor allem in der ersten Hälfte des Filmes gibt es unglaublich viele Szenen, deren pure Absurdität gemischt mit der hervorragenden Interpretation von Dr. Schultzes Charakter durch Waltz immer wieder für richtig gute Unterhaltung sorgen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird der Film etwas ernsterer, wenn zunehmend die Gewalt der Sklaverei und die dazugehörige Weltanschauung des US-amerikanischen Südens gezeigt werden, doch auch hier gibt es immer wieder derartige Szenen. Es wird Stellen geben, an denen man merkt, dass nur die Hälfte des Saals lacht, es gibt viele Szenen, bei denen es (zumindest im Nachhinein) schwer ist zu sagen, ob sie wirklich lustig sind. Quentin Tarantino wirft als Cameo z.B. in einer Szene mehrere Stangen (nicht angezündetes Dynamit in einen Käfig mit mehreren Schwarzen, was im Film (meiner Meinung nach) eher lustig zu sein scheint, Tarantino selbst war angeblich überrascht, dass Leute an dieser Stelle lachten.
Die große Show in diesem Film bringen jedoch die vier herausstechenden Charaktere:
Django Unchained, der alles im Kampf um seine Liebe gibt, lernt ohne zu Zögern zu töten und Rollen, die ihn selbst anwidern, glaubwürdig zu spielen.
Dr. Schultz, der die ganze Sklaverei einfach nur “abartig” findet, jedoch den Großteil des Filmes über scheint, als wäre all das Morden um ihr herum ein guter Witz, den er erzählt. Und doch ist er ein ernster Mensch, der seine Umwelt wahrnimmt und an ihr leidet, wie zum Ende offensichtlich wird.
Mr. Candy, der von Leonardo Dicaprio in seiner menschenverachtenden Weltanschauung und der wohl durch Wohlstandsverwahrlosung geschädigten Persönlichkeit genial verkörpert wird.
Und, etwas weniger wichtig, Steve. Ein Schwarzer in Diensten von Mr. Candy, der sich einen hohen Rang erarbeitet hat und sich offenbar ganz und gar als Weißer fühlt. Inklusive der Verachtung anderer Schwarzer gegenüber.
Der Film selbst hat viele Elemente eines Westerns, jedoch gepaart mit modernen Elementen und sehr interessant gewählter Hintergrundmusik, die bis hin zur Hip-Hop Musik reicht, jedoch nach einem kurzen verwunderten Aufhorchen in den meisten Fällen sehr gut in die Geschehnisse passt.
Schauspieler:
Ausschließlich Top-Leistungen. Obwohl kein wirklicher Jamie Foxx Fan, finde ich ihn als Django Unchained absolut überzeugend, ich wüsste keinen besseren für die Rolle.
Christoph Waltz glänzt wie in den meisten seiner Rollen mit seiner typischen Art und Weise, die Tarantino wohl ebenfalls beeindruckt und auch einfach perfekt in seine Art Filme hinein passt, irgendwo habe wurde er sogar als männliche Muse des Regisseurs bezeichnet.
Leonardo Dicaprio habe ich bereits erwähnt. Seine Darstellung des besonderen Wahnsinns von Mr. Candy ist sehr überzeugend und erinnerte an seine Performance in Aviator. Alleine die Szene in der er die Unterwürfigkeit von Schwarzen an einem Schädel erklärt ist köstlich.
Stephen wird von einem kaum zu erkennenden Samuel L. Jackson verkörpert, doch leider fällt in diesem Film in meinen Augen zu stark auf, dass er inzwischen vom Standard-Bill-Cosby-Show Synchronsprecher Engelbert von Nordhausen gesprochen wird. Nicht weil die Stimme schlecht wäre, aber die Verbindung zur genannten Show hat mir die Rolle ein wenig verdorben.
Fazit:
Django Unchained ist ein Tarantino-Film, das merkt man vom Anfang bis zum Ende. Tarantino schreibt sich sein eigenes Drehbuch, dass es übrigens bereits wie alle Tarantino Drehbücher zum Download gibt, und setzt es dementsprechend mit viel Liebe um. Der Film ist lang, aber nie langweilig. Er kann an vielen Stellen sehr gut unterhalten, vergisst aber nicht seine Geschichte und trägt diese, wenn manchmal auch ein wenig zäh, immer voran. Die Geschichte ist durchaus interessant und in ihrer Ausarbeitung (allein die Paarung zwischen dem deutschen Kopfgeldjäger und dem ehemaligen Sklaven) auch originell. Die Schauspieler geben dem Drehbuch durch hervorragende Interpretationen der gegebenen Charaktere (die ebenso gut mit besonderem Fokus auf eben diese Schauspielre geschrieben worden sein könnten) noch den endgültigen Schliff, der durch die ausgezeichnete und zum Film passende Kameraführung von Robert Richardson noch betont wird. Django Unchained ist in meinen Augen ein hervorragender und sehr empfehlenswerter Film.