Drei Jahre nach Inglourious Basterds präsentiert uns Quentin Tarantino seinen neuesten Film. Nach zahlreichen Anspielungen auf das Western Genre in seinen Filmen, kommt mit Django Unchainend endlich sein erster eigener Western in die Kinos. Teil 2 der lose zusammenhängenden Trilogie, die mit Killer Crow ihren Abschluss finden wird, ist ein grandios gespielter, irre witziger und blutiger Trip zweier Kopfgeldjäger, die kaum unterschiedlicher sein könnten, aber zusammen ein tolles Duo ergeben.
Love it, or hate it. Bei kaum einem Regisseur gilt diese Regel so sehr wie bei Quentin Tarantino. Sein Stil, sein Humor und die Art der Gewaltdarstellung sind sicherlich nicht jedermanns Sache, aber wer sich in einen Tarantino-Film setzt, der sollte nach all den Jahren inzwischen wissen was ihn erwartet. Ob das ein uraltes Logo des Verleihers Columbia ist oder die Kamerazooms und Rückblenden. Man weiß sofort dass man hier in einem seiner Filme sitzt. Wobei sich Django Unchainend bei der Erzählstruktur von seinen anderen Filmen unterscheidet. Mit Ausnahme von wenigen Rückblenden erzählt er diesen Film chronologisch. Kapitel oder ungewöhnliche Zeitsprünge gibt es hier nicht. Das tut dem Film aber auch keinen Abbruch. Das Tarantino den Film von einer Länge von über 3 Stunden auf gut zwei dreiviertel Stunden schneiden musste ist schade, denn die Zeit vergeht wie im Flug. Für mehr, muss es dann die Blu Ray in der erweiterten Fassung richten.
Trotzdem ist der Film über die ganze Zeit hinweg spannend und höchstunterhaltsam, wobei die erste Hälfte einem wahren Gagfeuerwerk gleicht. Ich hab lange nicht mehr so gelacht im Kino wie bei diesem Film. Da können sich die meisten Komödien noch eine Scheibe von abschneiden. Gerade die von Filmstarts ein wenig kritisierte Rückblende des Ku-Klux-Klans die ihren Angriff vorbereiten ist herrlicher als jede Komödie in letzter Zeit.
Für die anderen Lacher im Film ist die grandiose Besetzung verantwortlich. Obwohl ich ein riesen Fan von Leonardo DiCaprio bin: Christoph Waltz spielt wieder einmal alle an die Wand. Gerade in der ersten Hälfte trägt er den Film auf seine ganz eigene, unvergleichliche Weise. Seine Figur des deutschen Zahnarztes Dr. King Schultz ist fröhlicher als die des Hans Landa in Inglourious Basterds aber mindestens genauso gut. Den Oscar hätte er sich durchaus erneut verdient. Jamie Foxx bleibt am Anfang etwas blass (natürlich auch seiner Rolle geschuldet) ist aber spätestens am Ende klasse. Di Caprio, dieses Mal als Bösewicht, überzeugt wieder einmal auf ganzer Linie, genauso wie Samuel L. Jackson als seine rechte Hand und Haussklave.
Die zweite Hälfte ist dann Spannungsreich ohne Ende und wartet mit einigen Überraschungen auf. Auch wenn der Ton dann ernster wird, ist der Film immer noch stets witzig, gerade beim furiosen und blutigen Showdown, der abermals nicht ernst inszeniert ist, sondern wie in Kill Bill einfach nur Spaß macht.
Was einem bei Django Unchainend darüber hinaus, eigentlich sofort auffällt ist das N*****-Wort. Tarantino setzt das Wort bis zum Schluss sicherlich über 100-mal ein. Rassismus will ich ihm nicht vorwerfen (da genügt ein Blick auf die Besetzungslisten in seinen Filmen), nur wer sich den Film anschauen will, sollte sich auf einige rassistische Bemerkungen gefasst machen. Auch wenn Tarantino sich dafür im Vorfeld einige Kritik anhören musste, schlimm find ich das alles aber keinesfalls. Es bleibt ein Film und wahrscheinlich war es früher halt auch so.
Die Gewalt die an den Sklaven verübt wird, hält sich in Grenzen. Tarantino verzichtet in ganz expliziten Szenen (Wenn Hunde einen Sklaven zerfleischen beispielsweise) darauf, die Kamera draufzuhalten. Wer Blut nicht sehen kann sollte diesen Film aber meiden. Sobald eine Schusswaffe zum Einsatz kommt wird’s blutig. So kann es im Showdown dann schonmal passieren das der Film einen kleinen Rotstich bekommt von all dem Blut das herumspritzt.
Neben einer tollen Ausstattung (Sowohl die Kostüme als auch die Frisuren sind Klasse) und tollen Western-Locations, ist einmal mehr auch der Soundtrack eine Stärke des Films, wenn auch mit Tarantino-/Western untypischer Rapmusik, die 2-3-mal zu hören war. Diese wird sicherlich nicht jedem gefallen, aber ich fand sie nicht schlimm, gerade da der Rest des Soundtracks wieder vollends überzeugt hat.
Fazit: Ja, was soll man noch groß dazu sagen? Wer Tarantino mag, wird auch diesen Film lieben. Davon dass seine neuen Filme nicht mehr an seine alten Meisterwerke anknüpfen können, merke ich nichts. Klar sind Pulp Fiction und Kill Bill Vol. 1 weiterhin unerreicht, aber nur weil Django nicht ganz an die beiden heranreicht, heißt das noch lange nicht das Tarantino keine guten Filme mehr macht. Ob Django Unchainend oder Inglourious Basterds jetzt der bessere von beiden ist, darüber kann man sich streiten, ich find sie beide genial. Das Kinojahr 2013 beginnt gleich mit einem echten Highlight, das jeder gesehen haben sollte. So grandios kann es ruhig weitergehen.
9/10