"Jahre der Kälte" schildert auf ganz persönliche und formell unkonventionelle Weise das Herantasten des Berliner Filmregisseurs Uli M. Schueppel an einen verschwiegenen Aspekt deutscher Nachkriegsgeschichte.
Viele Jahre nach dessen Tod denkt der Filmautor an sein Verhältnis zu seinem Vater zurück, besser gesagt an das Verhältnis seiner Generation zu der ihrer Väter. Er stellt eine bestürzende Sprachlosigkeit fest, die symptomatisch ist für die Zeit des Auseinanderlebens der beiden Teile, der beiden Generationen Deutschlands. Der Film "Jahre der Kälte" ist eine subjektive Wahrheitssuche, eine dokumentarische Recherche verschütteter, vergessener, verdrängter Fakten aus einem Kapitel deutscher Geschichte nach 1946 über die wir noch immer wenig wissen.
Der Vater, Prof. Horst E.M. Schueppel, war als damals 23-jähriger Lehrer in der Sowjet. Besatzungszone Gründungsmitglied der LDP (FDP) von Sachsen. Als ihm deswegen Verfolgung drohte, floh Schueppel nicht wie andere in den Westen und wurde 1948 verhaftet. Wegen "Diversion und Spionage" u.a. wurde er 1949 von einem sowjet. Militärgericht zum Tode verurteilt und später zu "fünfmal lebenslänglich begnadigt". Er saß zunächst in der Haftanstalt von Bautzen, wurde dann aber auf Druck der Besatzungsmacht ins sowjet. Arbeitslager Workuta im äußersten Norden des Ural verlegt. Durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der BRD kam er 1955 mit vielen weiteren politischen Häftlingen frei und siedelte sich im Westen an.
Uli M. Schueppel hat sich mit den damaligen Weggefährten seines Vaters getroffen und es gelingt ihm durch die Berichte dieser Zeitzeugen - Menschen, die für Demokratie bereit waren etwas zu riskieren - ein atmosphärisch beklemmendes Bild dieser deutschen Epoche wachzurufen.