Die Allegorie des Jahres 2009 war, meiner Ansicht nach, das Sci – Fi – Abenteuer "District 9", eine Idee mit Vision, ein inszenatorisches Wagnis par exellence und ein so bös – absurder Humor, das die Welt noch einen Namen danach sucht. Und dann. "Elysium". Im Vergleich dazu, ein von 5 Tagen Frost völlig entmineralisierter trockener Boden mit Bruchstellen. Zu bildhaft? Er war einfach nicht gut.
So oder so ist Blomkamp als Regisseur nun gefragt. Er kann mit dem dritten, nachdem er beim zweiten zu spüren bekam, was jeder Interpret im Musikbusiness kennt ("Das zweite Album ist immer das schwerste"), ja muss vielleicht sogar, seine kommende Marschrichtung bestimmen und seine Stellung als Filmemacher zementieren.
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Besser als "Elysium" ist "Chappie" aufgrund reichhaltiger Faszination an verschiedenen Themen, wie Robotik, Hommage, Menschlichkeit und Sein – Suche schon. Aber wie bereits aufgezählt auch zu unendlich breit gefächert: Kurz beschrieben fühlt sich "Chappie" wie ein intimer Film in einem viel zu groß aufgemotzten Blockbusterkorsett an. Die frech – gewitzte Art von einem aufwachsenden Roboter im kriminellen Suff wird von einem Sammelsurium von Vegleichen der "Robocop" bis "District 9" – Universen nur so zugeschissen. Blomkamp sucht, findet und befeuert seinen Film Minute um Minute mit Sachen, bis sein Hybrid fast zu platzen droht.
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Trotzdem, der Hauptaufhänger "Die Antwoord" funktioniert als Idee zunächst schon. Blomkamp ist sich nicht zu schade, auch weiterhin auf Risiko zu gehen und die zum Teil durchaus unsympathischen Charaktere als Handlungskatalysatoren zu etablieren bis dann endlich Chappie Leben in die Bude bringt. Der von Charlto Copley gesprochene Charakter ist als Nachkomme den liebenswürdigen Roboter aus "Nummer 5 lebt" bis "Wall – E" natürlich nachempfunden, drückt allerdings, da er immerhin eine heftige Erziehung genießen durfte, dem Film eine neue, energetischere Version auf, als zu erwarten wäre. So sieht man ihn bei Posen, Schießen und Fluchen genauso gern zu wie bei den dann überraschend einrückenden menschlichen Komponenten.
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Wirklich menschliche Tragik gelingt Blomkamp bei seinen organischen Figuren nämlich nicht mehr. Am ehesten ein Dev "Wissenschaftler aus dem Buche" Patel, dem trotz einiger undankbarer fast schon typisch wirkender "Nerd" – Passagen immer wieder ein Lichtblick gelingt und zumindest nie als störend empfunden wird. Das kann man den beiden Kollegen von der "Antwoord" nicht immer attestieren, bei denen vor allem Watkin Tudor Jones Jr. gegen Ende eine selten dämlich, moralische Wendung durchmacht.
Und dann ist da noch Vokuhila Hugh Jackman, der nach qualitativen Höhepunkten der letzten Jahre diesmal einen eindimensionalen Genre – Bösewicht gibt. Neben Sigourny Weaver, die in Nebenrollen ja fast generell blass bleibt, eine mittelschwere Enttäuschung.
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Wäre alles nicht weiter weltbewegend gewesen, hätte sich Blomkamp bei seinen visuellen Ideen voll konzentriert. Aber gerade im von Plagiaten kaum zu rettenden Sci – Fi – Genre ist das nicht so einfach, zumal sich Blomkamp noch nie (präziser: wird dank "Alien 5" wohl auch in Zukunft nicht passieren) an etwas anderes herangewagt hat. Hier schießt dann endgültig alles durcheinander. Die Ausgangsprämisse aus "Robocop", bei der Jackman's Erfindung letztlich optisch nicht mal den Versuch unternimmt, irgendwelche Unterschiede herauszustellen (na, zumindest scheitet der nicht an Treppen ;) ) ist nach einiger Spielzeit dann eben nicht mehr nur als bloße Anspielung zu sehen und die Selbstreferentialität seines Debüts wird auch dem geneigten Zuschauer letztlich zu viel. Irgendwann ist man betäubt von Geschehen, weiß nicht mehr was von wo kommt und ahnt sogar schon im Score eine Parellele zum BAM BAM BAM... aus den "Terminator" - Filmen. Ein Fiebertraum für selbsternannte Cineasten.
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Fazit: Dank seiner Figur Chappie ist Blomkamp's Film "Chappie" kein Absturz. Es gelingt immer mal wieder was im Ansatz, was Blomkamp mit Bekanntem dann aber auch schnell wieder befeuert. Irgendwann glühen einem trotz interessantem Schlussansatz mit dem Bewusstseins – Upload auch im Kinosaal die Drähte durch. Was irgendwie auch wieder witzig ist. Den Film aber trotzdem nur knapp über Durchschnitt befördert.