Die Fast&Furious-Reihe beglückt seit nunmehr zwölf Jahren Fans von schönen Autos, heißen Frauen und jeder Menge cooler Action. Dabei hat sich die Fast&Furious-Reihe zu einem Phänomen entwickelt, denn im Gegensatz zu anderen Franchises, bei denen es meistens ab Teil 4 am Box-Office bergab geht, kam die Fast&Furious-Reihe mit dem vierten Teil erst richtig in Schwung. Zu verdanken hat man das dem Regisseur Justin Lin, der der Reihe 2009 mit dem vierten Teil wieder neues Leben einhauchte. Dies war nach dem überaus schwachen dritten Teil, in dem man auf die Original-Besetzung komplett verzichtete, auch bitter nötig. Lin entfernte sich von den Straßenrennen, holte die alten Schauspieler zurück und tunte weniger die Autos als die Filme zu modernen Actionstreifen. Dies gelang ihm gerade im überraschend erfolgreichen fünften Teil. Zwei Jahre später folgt nun die Fortsetzung, die direkt an den Vorgänger anknüpft und seine Klasse halten kann, auch wenn Lin den einen oder anderen Fehler mehr begeht.
„Fast&Furious 6“ beginnt, wo der fünfte Teil endete. Das Autorennen zwischen den beiden „Verbrechern in Rente“, Dominic Toretto und Brian O‘ Conner. Wir erinnern uns: Nach ihrem geglückten Coup in Rio de Janeiro sind die beiden und der Rest der Crew geflohen und haben sich, verstreut in der ganzen Welt, zur Ruhe gesetzt. Jedoch wird diese Ruhe jäh gestört als Agent Hobbs auftaucht und Toretto um Hilfe bittet, um den skrupellosen Verbrecher Owen Shaw zu fassen. Dies gelingt ihm durch ein Bild das er Toretto zeigt, auf dem die totgeglaubte Letty zu sehen ist. Soweit zur Story, denn der Rest der Geschichte verläuft dann so vorhersehbar, wie man sich das nach dieser Beschreibung nun mal denken kann, mal abgesehen von einem ziemlich coolen und überraschenden Twist gegen Ende des Films, der jedoch eher Personen bezogen ist.
Toretto trommelt seine Crew zusammen und macht Jagd auf Shaw, jedoch verliert er dabei nie sein eigentliches Ziel, Letty, aus den Augen, die für den Bösewicht des sechsten Teils arbeitet. Luke Evans macht dabei seine Sache ganz ordentlich, bleibt aber die meiste Zeit über blass. Sein Bösewicht plant die Verbrechen perfekt durch und hat während der eigentlichen Aktion trotzdem den Hang zum Chaos. Ähnlich verfahrenden Bösewichten, wie Silva in „Skyfall“ oder gar dem Joker in „The Dark Knight“, kann er natürlich trotzdem nicht das Wasser reichen. Der andere Neuzugang ist die Ex-Mixed-Martial-Arts Kämpferin Gina Carrano, als Hobbs neue Kollegin. Sie ist das weibliche Pendant zu Dwayne Johnson, mit ihrem grimmigen Blick und der kompromisslosen Vorgehensweise. Ansonsten bleibt, bis auf die beiden Brasilianer die hier leider fehlen, die Crew aus den Vorgängern bestehen. Und dieser „Familie“ wieder beim Arbeiten zuzusehen macht einfach nur Spaß. Gerade die in den Vorgängern aufgebaute Bindung und Entwicklung der Charaktere macht jeden einzelnen von ihnen zu Sympathieträgern. Und da die beiden Brasilianer fehlen, ist dieses Mal Tyrese Gibson für sämtliche Späße zuständig. Wann immer er in Erscheinung tritt wird es witzig. Das Beste daran ist, das die Oneliner jedes Mal sitzen und gerade in der ersten Hälfte für viele Lacher sorgen. Doch auch für das altbekannte Sprichwort: Zu viele Köche verderben den Brei, hat Lin die passende Antwort, denn er ist sich nicht zu schade ein paar Hauptfiguren das Zeitliche segnen zu lassen. Jedoch hat man als Zuschauer, der die Vorgänger nicht gesehen hat, keine Chance dem Geschehen zu folgen. Nicht nur die Personen aus den Vorgängern treten hier zahlreich in Erscheinung, sondern Lin verwandelt die Filme, die sonst eher zusammenhanglos da standen, in eine große, sechsteilige Reihe, spätestens in der Szene nach dem Abspann, die die Brücke zum dritten Teil schlägt. Leider übertreibt er es damit auch ein wenig. Die Szene in der O‘ Connor ins Gefängnis kommt beispielsweise, ist lediglich dafür da zwei altbekannten Figuren einen Cameo-Auftritt zu spendieren, für die weitere Story ist diese Szene aber völlig irrelevant.
Neben der Rückkehr von Letty, deren Erklärung nicht wirklich zufriedenstellend ist, darf auch die kleine Rückkehr zu den Straßenrennen nicht fehlen. Einmal im ganzen Film darf sich der Zuschauer wieder an leichtbekleideten Frauen und getunten Autos ergötzen. „Wie in den guten alten Zeiten“ (Dom Toretto), den Anfangstagen von Fast&Furious.
Handwerklich ist der Film erneut allererste Sahne. Die Effekte sind klasse, die Soundkulisse ebenfalls und auch der coole Soundtrack sitzt wieder einmal. Auf den Einsatz der 3D-Technologie hat man dabei dankenswerterweise verzichtet. Bei Lins hektischer Kameraführung und den schnellen Schnitten hätte der 3D-Effekt ohnehin nur gestört. Ein Lob dafür an das Studio, das zu Gunsten einer besseren Qualität, auf die erhöhten Einnahmen, durch den inzwischen bei Sommerblockbustern übliche 3D-Zuschlag, verzichtete.
Die gerade angesprochenen technischen Qualitäten des Films machen sich vor allem in den drei großen Actionszenen bemerkbar. Zunächst wäre da die Verfolgungsjagd durch London die viel spektakulärer nicht sein könnte. Noch mehr zu Bruch geht dann in der Szene in der Toretto und seine Crew einem Panzer entgegentreten. Wer hier auf physikalische Korrektheit oder Old-School-Action hofft, sollte eher die Augen schließen. Hier wird zerstört und geflogen (!) bis auch wirklich die letzte Grenze der Over-the-Top-Action ausgelotet wurde. Danach gibt’s im fulminanten und spektakulären Finale noch die längste Startbahn der Welt zu begutachten. Davon kann man halten was man will, für mich war das perfektes Sommerkino, auch wenn es ein wenig realistischer schon hätte sein können.
Fazit: Fast&Furious-Fans bekommen was sie wollen. Coole Schauspieler zu cooler Musik, neben schönen Autos, Frauen und jeder Menge brachialer Action. Wem dieses Konzept oder die Vorgänger-Filme nicht gefallen, der wird auch hier nicht auf seine Kosten kommen. Teil 6 hat mir als jemand der den fünften Teil sehr gut fand, aber mit den ersten Vier nicht allzu viel anfangen konnte, besser gefallen als gedacht.
Leider muss die Reihe nun den Abgang von Justin Lin verkraften, der durch den „Saw“-Schöpfer James Wan ersetzt wird. Dieser bekommt ein geniales Erbe serviert, mit der tollen Crew, der jetzt zusammenhängenden Story und mit keinem geringeren als Jason Statham als nächsten Bösewicht. Dieser Teil, der gleich der Auftakt zu einer neuen Trilogie mit einer etwas anderen Ausrichtung sein soll, kann die Reihe dann endgültig krönen.