Teil I der Bewertung: ★★★★★☆
Kenne ich den Vorgänger aus dem Jahr 1986? Nein.
Konnte ich je wirklich etwas mit Tom Cruise anfangen? Nein.
Hatte ich Lust auf einen Film, in dem Cruise als ganzer Mann Kampfjets fliegt? Nicht wirklich.
Und dann das! Dieses Actionspektakel ist trotz Überlänge keinen Deut zu lang. Der Aufbau stimmt.
Die Atmosphäre stimmt. Das Licht, die Bilder stimmen. Die Charaktere simmen. Alles wirkt wie eine perfekte Reise in den Film der 1980er Jahre: Musik, Gestus, Tempo, der Nostalgiefaktor, natürlich. Nur, dass hier gelingt, was in Filmen der 80er aus heutiger Sicht gern mal peinlich wirkt.
Neben guten Songs hat der Score den unwiderstehlichen Hans-Zimmer-80er Vibe, dem, so vermute ich, auch heute Anfang 20jährige erliegen werden. Und ganz am Rande: Cruise sieht verdammt gut aus, und nicht etwa, wie manche behaupten, kaputt operiert, sondern wie einer, der über lange Zeit gut mit sich umgegangen ist. - Aber das Beste sind die aufwändig gemachten und spektakulär erdachten Flugszenen, von denen wir satt zu sehen bekommen. Diese sind derart perfekt gebaut und ausgeleuchtet, dass nichts an Rückprojektion, Greenscreen oder digitale Effekte denken lässt (siehe beispielsweise obiges Bild); wir können uns ganz dem Thrill der Manöver hingeben, die neben dem rein visuellen auch noch einem dramaturgischen Zweck dienen.
Ich möchte betonen: das ist extrem unterhaltsam und extrem gut gemacht, es ist mir nicht vorstellbar, dass Top Gun 2: Maverick nicht als einer der erfolgreichsten Filme (wenigstens) dieses Kinojahres reüssiert.
Mit einem Wort: Wow!
Teil II der Bewertung: ★★☆☆☆☆
Brauchen wir heute noch Filme, in denen die Männer deutlich in der Überzahl sind? Und in denen sie "noch ganze Kerle" sind? In denen Tränen und Ergriffenheit, egal wie gut gespielt, über die gesamte Filmstrecke eher wie ein kurzes Stolpern wirken? Brauchen wir gerade jetzt (!) Filme, in denen militärische Probeflüge und Zerstörungseinsätze mit selbstverständlichem Patriotismus zu unser aller Unterhaltung dienen? In dem feindliche Flieger abgeballert werden, als ginge es bloß darum, das nächste Level eines Videospiels zu erreichen? Als säßen in jenen abgeschossenen Jets keine Menschen? Als wäre das alles so einfach bzw. bloß ein Klacks? Als wäre Krieg an sich ein Spiel? Diese "Botschaft" schwingt hier mit, und die können wir nun wirklich weder jetzt noch irgendwann gebrauchen - Top Gun 2: Maverick ist der richtige Film zur komplett falschen Zeit.
Die Ambivalenz, die ich hier beschreibe, macht den Film - so gelungen wie bedenklich - sicherlich nicht nur zum kommerziell Erfolg versprechendsten, sondern auch zum heikelsten Blockbuster des Jahrs.
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