Solide Fortsetzung mit bahnbrechender Action!
Kaum ein Film interessiert mich so wenig wie „Top Gun“ von 1986. Der Actionstreifen über Kampfpiloten, die vor Muskeln und Hormonen nur so strotzen und das alles zu ernst nimmt, könnte mir kaum egaler sein. Und auch seine Fortsetzung von 2022 (36 Jahre später!), „Top Gun: Maverick“, mit Tom Cruise erneut in der Hauptrolle, hat mich zunächst kalt gelassen. Dann kamen die vielen positiven Kritiken und sogar eine Oscar-Nominierung für den besten Film?! Ja, kein Witz! Da dachte ich mir: Guck dir das Ganze einmal an, bevor du dir ein Urteil bildest. Und tatsächlich ist „Maverick“ viel besser als gedacht. Auch wenn ich kein Cruise-Fan bin, auch wenn ich die Thematik nicht spannend finde, so muss ich doch zugeben, dass diese Fortsetzung spektakuläre Actionszenen bietet, die ihresgleichen suchen. Ist der Film perfekt? Absolut nicht. Hat der Streifen eine Nominierung für den besten Film verdient? Nicht in meinen Augen, aber zeitgleich sind auch Dinger wie „Avatar 2“ und „Elvis“ für diese Kategorie nominiert. Ernst nehmen kann man die Oscars eh nicht mehr. Aber man kann sich an der Action in „Top Gun: Maverick“ ergötzen.
Pilot Capt. Maverick (Pete Mitchell) ist aufgrund seiner Sturheit und seinen waghalsigen Manövern immer wieder negativ aufgefallen. Als er einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen will, zerstört er ein Flugzeug. Bevor er suspendiert wird, kann sein ehemaliger Freund „Iceman“ ihn aus der Patsche helfen und Maverick wieder ins Top Gun-Projekt stecken. Diesmal als Lehrer für eine unmögliche Mission…
Wie gesagt: Den ersten Film hab ich nicht gesehen, aber das braucht man auch nicht. Wie erwartet erzählt „Maverick“ einem alles, was man wissen muss zum ersten Teil. Leider auch mit unnötigen Flashbacks… Fans werden das vielleicht gut finden, aber ich, der den ersten Film nicht gesehen hat, hätte diese Flashbacks nicht gebraucht. Aber Subtilität ist hier in „Maverick“ eh nicht angesagt. Die Story ist simpel gehalten, macht dahingehend aber auch einige Dinge ganz ordentlich. Das neue Team, das Maverick zusammenstellen muss, ist tatsächlich ganz sympathisch, auch wenn die meisten Figuren blass bleiben. Was leider überhaupt nicht funktioniert, ist die Liebesromanze zwischen Cruise und Jennifer Connelly. Die ist purer Kitsch, aber vielleicht ist es auch genau das, was sich viele Zuschauer wünschen. Und „Top Gun: Maverick“ bietet eine einfache Geschichte, die wie aus den 80ern wirkt. Es gibt gute Laune, etwas Dramatik und ein hübsches Happy End. Und Tom Cruise wird wieder wie ein Gott in der Story behandelt. Das wird er wahrscheinlich auch für den Rest seiner Tage in Filmen machen, denn es gibt nichts, was er nicht kann.
Aber natürlich muss man dem Typen Respekt zollen für das, was er tut. Er und seine Kollegen haben viele Flugstunden genommen und sitzen tatsächlich in den Fliegern. Das macht die Actionszenen nicht nur viel intensiver, sondern lässt auch das Spiel der Darsteller automatisch echt wirken. So beeindruckend das Können von Tom Cruise auch ist, so plump ist sein Spiel geworden. Sei es in den „Mission: Impossible“-Filmen oder eben hier: Er spielt immer das Gleiche. Er macht das solide und wenns ihm Spaß macht, schön. Aber interessant ist das leider nicht mehr. Früher war er ein richtig guter Schauspieler, heute geht es ihm nur noch um waghalsige Stunts. Wem das reicht, der wird hier seinen Spaß mit ihm als Hauptrolle haben. Der restliche Cast macht eine gute Figur, aber das hier ist kein Film für große Performances, das sollte klar sein. Wenn man sich im Pathos und Patriotismus des Films verlieren kann, können sicherlich einige Emotionen entstehen und besonders wenn man das Original kennt. Auch ohne Teil 1 gesehen zu haben, hab ich doch gemerkt, dass der Film (natürlich) mit viel Nostalgie arbeitet. Das funktioniert immer noch sehr gut und „Maverick“ macht das auch ganz ordentlich.
Kommen wir zum Punkt, der den Film so besonders macht: Die Action. Keine Frage, die Action ist grandios umgesetzt. Die Flugszenen sind atemberaubend gefilmt (Kamera: Claudio Miranda). Dabei ist natürlich viel echt und das macht den Unterschied zu so vielen anderen Actionfilmen. Trotzdem gibt es viel CGI, das aber in perfekter Harmonie mit den echten, praktischen Effekten funktioniert. Die digitalen Effekte sollen eigentlich immer im Hintergrund bleiben, um Sachen zu verstecken und bestimmte Einstellungen zu ermöglichen, die sonst unmöglich wären (wie etwa das Abschießen von bemannten Flugzeugen). Und „Maverick“ schafft das auch, denn ich konnte nicht immer sagen, was digital nachbearbeitet wurde und was nicht. Regisseur für den Film war übrigens Joseph Kosinski, der auch schon „Tron Legacy“ gemacht hat. Er weiß, wie man Action beeindruckend inszeniert und das beweist er auch hier. Wobei Tom Cruise sicherlich viel mitgeredet hat während des Drehs, aber sei´s drum… Die letzte Actionszene ist besonders packend und zeigt wie eine heutige Fassung vom Angriff auf den Todesstern („Star Wars“) aussehen würde.
Zum Schluss noch ein kurzes Wort zum Soundtrack von Hans Zimmer, Lorne Balfe und Lady Gaga (ja genau, Lady Gaga). Die Musik erfüllt ihren Zweck und ist gerade in den Actionszenen sehr packend. Besonders der Einsatz von The Who´s „Won´t Get Fooled Again“ hat mich gefreut. Zudem ist auch der Komponist des ersten Films, Harold Faltermeyer, wieder mit dabei.
Fazit: Ich hab erwartet, dass „Top Gun: Maverick“ eine einfallslose Nostalgie-Fortsetzung ohne Seele sein würde. Und auch wenn die Story alles andere als top ist, so ist es doch die famose Action! Allein hierfür lohnt sich der Film.