[...]Originell sind David Ayers Stoffe nicht, aber dafür kompromisslose Atmosphärebretter, ausgespien aus dem Moloch des Alltags exekutiver Staatsgewalten. Der sprichwörtliche harte Tobak, fern ab von leichter Unterhaltung für Jung und Alt. Die Kapitänsuniform der Familienuntauglichkeit legt sich nun allerdings „Sabotage“ an, der renitenteste »Fuck off and die«-Rotzer in Ayers bisherigem Schaffen. Und, here comes the pain, der beste Film mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle seit Anfang der 1990er.[…]Ayer lässt in „Sabotage“ einen richtiggehend barbarischen Haufen los: denen allen sind im Laufe der Jahre im knallharten Undercover-Einsatz sämtliche Sicherungen aus den Fassungen geknallt, das Team des legendären Breacher Wharton ist ein Kollektiv zerstörter Seelen. Harte, geschlagene Hunde, die über ihren kugelsicheren Westen einen weiteren Schutzpanzer tragen, einen aus ständigen obszönen Beleidigungen, ausschweifenden Party-, Sauf-, Drogen- und Stripclub-Gelagen.[…]„Sabotage“ ist wie die Stürmung eines Unterschlupfes durch Breachers Männer, face first und frontal auf die Fresse, ohne langes Fackeln und direkt, präzise und ohne jede Reue. Was. Ein. Ritt. Ungeschliffen und nicht glatt gebügelt lässt Ayer ohne Heldenpräsenz einen sardonischen Anschlag auf sonnige Gemütszustände los, einen grimmigen schlechte Laune-Film mit „who dies/whodunit“-Plot, der einem Schwarzenegger im „tierisch mies drauf“-Zustand eine kaum weniger kernige Olivia Williams zur Seite stellt.[…]Seine paar krimiartigen Unklarheiten (wer hat die Kohle, wer steckt hinter den bestialischen Übergriffen) hält „Sabotage“ so lange es geht unter der Decke, wobei Spannung hier nicht durch die abduktiven Ermittlungsschlüsse des Duos Schwarzenegger/Williams entsteht, sondern wenn überhaupt durch die fatalistische Gewissheit, dass keiner das „10 kleine DEA-Arschlöcher“-Prinzip heile überstehen wird. Das ist die eventorientierte Spannung nach klassischem Slasher-Muster – wer stirbt wann und vor allem: wie?[…]Dialoge auf dem Niveau bildungsferner Problemviertel und sozialer Brennpunkte, gesprenkelt mit zahlreichen »Fuck«-Varianten und einem fortwährenden „die Eier zu dick um in die Hose zu passen“-Jargon, das alles vorgetragen von bösärschigen Bleiwichsern, die nichtmal ein Marginal an Mögenswertem mitbringen – schon klar, dass „Sabotage“ weder viel BoxOffice-Milch, noch allzu positive Resonanz abgezapft hat. Aber, und das ist ja mit das Geile daran: noch deutlicher könnte Ayers Film nicht darauf scheißen, ohne diese Haltung zur bloßen Masche zu degradieren. „Sabotage“ ist knüppelhartes und nach seinem ureigenen Wertekodex durchgezogenes Actionkino, das sich rücksichtslos und vollständig seiner Sache verschreibt. Die Story ist konventionell und banal, das Erlebnis aber künstlerisch geradezu existenziell, zumindest aus Ayers schöpferischem Kern heraus betrachtet. Ein brachialer, purer, reiner Film, der sich der Massentierhaltung Mainstream-Entertainment verweigert.[…]