Ich habe mir diesen Film kürzlich auf DVD gekauft, da ich den Regisseur aus "Ananas Express" kannte und ich den Darsteller Jonah Hill in Superbad sehr witzig fand. Also dachte ich, der Film könnte ja ganz unterhaltsam sein, doch ich wurde bitter enttäuscht.
Die Charaktere sind sehr platt und eindimensional angelegt, mit den meisten Charakteren kann man sich gar nicht anfreunden, weil sie entweder zu wenig Persönlichkeit haben, oder vom Regisseur (oder Drehbuchautor) zu wenig in den Focus gerückt werden. Außer dem pyromanisch veranlagten Adoptivsohn Clayton haben die drei Kinder keinerlei Einfluss auf die Handlung des Filmes, man hätte sie genausogut weglassen können. Ja, ich verstehe schon, das kleine Mädel Blithe ist niedlich, deshalb muss sie dabei sein und der depressive Junge Slater ist dabei, damit er später von Noah (Jonah Hill) therapiert werden kann, um zu zeigen, was für ein toller, emphatischer und einfühlsamer Mensch er doch ist. Und Clayton, der immer für Ärger sorgt, treibt durch seine bösen Späße zwar die Handlung voran, nervt aber mit seiner agressiven und böswilligen Art nach kurzer Zeit gewaltig. Somit wachsen einem die Kinder überhaupt nicht ans Herz und sind nur platte Nebencharaktere in dieser seichten Komödie.
Ebenso verhält es sich mit den anderen Charakteren, die kurz eingeführt werden und dann wieder von der Bühne verschwinden, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und sogar die Hauptcharaktere, Noahs Freundin, der Drogendealer und selbst Noah kommen nicht so richtig in die Gänge und tapsen von einem Dialog zum Nächsten ohne dabei positiv aufzufallen. Alle Charaktere in diesem Film wirken absolut austauschbar.
Zudem wirken Diese noch ganz besonders merkwürdig und gecastet, weil alle Darsteller an immer den selben Orten auftauchen wie Noah - ganz zufällig...
Erst trifft er eine alte Schulkameradin in einem Klamottenladen (wo er von der Verkäuferin angesprochen wird, was er denn in der Kinderabteilung zu suchen habe - really?) dann tifft er sie wieder in einer Bar (okay, dahin hat er sie auch verfolgt) und dann gegen Ende tauchen sie und ihre Gang plötztlich in the middle of nowhere zum Endkampf gegen den Drogendealer auf - wie aus dem Nichts. Und ganz unelegant wird das Ganze erst, als Noah eine andere Schulkameradin trifft (ja, er trifft so allerlei Leute an diesem Abend gaaanz zufällig), die auf ihn abfährt und im dann dreimal im ganzen Film (auch wieder ganz zufällig) über den Weg läuft, nur damit die Beiden gegen Ende des Filmes - nachdem Noah seine eigennützige Freundin abserviert hat - miteinander anbandeln können. Gääähn!
Die Story ist leider auch nicht sonderlich spannend und wirkt sehr zusamengeschustert. Der ganze Film wirkt wie ein Abklatsch von Superbad und Ananas Express - auch die Erzählweise erinnert stark an Superbad, nur ohne besondere Höhepunkte. Und auch in Sachen Humor ist Bad Sitter eher dümmlich und ausgelutscht - außer den typisch amerikanischen Pipi-Kaka-Witzen wird hier nicht sonderlich viel geboten. Es gibt keine Szene, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, weil sie witzig war. Irgendwie wirkt auch Jonah Hill in dieser Komödie sehr steif, er kommt nicht richtig in Fahrt und er scheint von Allem wenig beeindruckt.
Als er realisiert, dass er sich jede Menge Ärger mit einem Drogendealer eingehandelt hat und ihm auch noch 10.000 Dollar schuldet, bleibt er ganz cool und entscheidet, eine Bar Mizwa zu plündern um das nötige Geld zusammenzukriegen. Is klar.
Und dann ist da noch die Sache mit der ewigen Moralkeule - der ganze Film baut auf die Belehrungen des Regisseurs auf:
die "beste" Freundin, die Noah nur ausnutzt und am Ende deswegen abserviert wird (und hoffentlich etwas aus der Geschichte lernt), der unerzogene Junge Clayton, der sich am Ende bemüht, ein braver Junge zu sein, Noah, der sein Gammel-Leben in den Griff bekommen will und selbst die Ghettobraut, die erkennt, das auch hinter der Fassade eines "Losers" (Noah) ein netter, tougher Kerl steckt, der für seine Missetaten gerade steht.
Der Film ist mit seinen 78 Minuten (der wohl kürzeste Film, den ich seit langem gesehen habe) einfach zu kurz, um die Geschichte zu erzählen, die er eigentlich erzählen möchte. Mit weiteren 30 Minuten währe es dem Regisseur vielleicht gelungen, ein bischen Tiefgang in die Geschichte zu bekommen. So wirkt alles halbgar und unfertig, alle wichtigen Themen werden nebenher behandelt:
Verklemmter Junge therapiert - erledigt, alte Feindschaften beiseite gelegt - erledigt, böse Freundin abserviert - erledigt, mit Freundin eine Beziehung starten, die es echt gut mit dir meint - erledigt, u.s.w.
Ich habe zwar nicht den Directors Cut gesehen, dieser ist aber nur sechs Minuten länger und nichteinmal der beste Regisseur der Welt könnte in diesen paar Minuten die für die Story sehr wichtigen Szenen in diesen Filmflickenteppich einnähen. Außerdem verspricht das Cover etwas, was im Film niemals zu sehen ist: Noah mit den Kindern in einem Stripclub (oder ich habe in dieser Zeit etwas spannenderes gemacht, wie z.B. meine Deckenpaneele zählen).
Ich war wirklich sehr enttäuscht von diesem Machwerk, leider hatte der Regisseur zu viele Ambitionen und zu wenig Zeit (oder Geld) diese auch qualitativ gut umzusetzen. Oder man hätte sich auf einige Momente fokusieren sollen und nicht versuchen, Alles in einen Film mit 78 Minuten zu packen, was von einer modernen Komödie heutzutage erwartet wird. Wirklich schade, aber dieser Film macht einfach keinen Spass.