Bunte Techno/Elektropartys passen zu Beginn bestens zu den natürlich wirkenden Jungdarstellern, die unsere Facebook Generation nüchtern präsentieren, sie wirken auch etwas blas und nach dem Film bleibt keiner der doch meist unbekannten Darsteller wirklich im Gedächtnis hängen. Die Kamera ist zunächst auf „Cloverfield“ Niveau wacklig, was den Nerv der Zeit trifft, Filme so realistisch wie möglich darzustellen. Gerade diese günstig ausschauenden Produktionen, ohne viel Action, erleben im Kino aktuell die größten Kassenerfolge.
Die Protagonisten werden aus Spaß schnell in ein dunkles Loch in der Erde reinzurutschen, was sehr gewagt daherkommt. Wie die jungen Hauptdarsteller die Kräfte nun da unten im Loch bekommen, wird erst gar nicht weiter aufgezeigt, sie rutschen in eine Höhle sehen ein seltsames Ding, dann fällt die Handkamera aus und beim nächsten Moment haben sie bereits die Kräfte und spielen damit rum. Geht’s noch? Da hatten sogar Jumper, Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt und Hancock, an denen Chronicle doch stark erinnert, noch eine glaubhaftere Geschichte zu Beginn und die waren schon ansonsten inhaltlich dürftig. Dennoch ist Chronicle unterhaltsam ohne nur auf Effekte zu setzen. So ist zu sehen, dass die Jungs übermütig werden und aus sehr konsumierbaren Spaß, wo sie ihre Superkräfte austesten, dann plötzlich ernst wird. Aufgrund von Übermut nimmt die Geschichte dann einen bösen Verlauf, wo ein Auto samt Mensch durch die Kräfte von der Straße gefegt wird, der Insasse landet im Krankenhaus, ganz so hart wird es also nicht. Der Mittelteil der Geschichte ist dann wieder sehr flach und lediglich auf Unterhaltung aus, wie eine Zaubershow und eine lange Party die fast den gesamten Mittelteil des Films füllen. Dabei ist zu sehen, dass nicht viel Budget zur Verfügung stand, somit mit Belanglosigkeit gefüllt wird, das hätte trotzdem besser kaschiert werden können. Erst im Finale wird die dünne Handlung doch noch mal mit einem Amoklauf in Gang kommen und das ganze Budget anhand so einiger Effekte gut verbraten, wie fliegende und zerstörte Autos sowie Einschläge in Wolkenkrater. Es ist Unterhaltung, perfekt abgestimmt für die Partyteenager/Facebook Generation von Heute. Als Highlight werden die neusten IPots oder Smarthphones in Nahaufnahme und Zeitlupe mit dem effektreichen Finale durch die Luft fliegen.
Ab Filmmitte wird dann plötzlich die Wackelkamera einer normalen Filmkamera weichen, dadurch geht jegliche Glaubwürdigkeit komplett verloren, denn eine Erklärung gibt es dafür nicht, wo noch Cloverfield wenigstens einst konsequent und erklärend war. So dumm können nur die heutigen Blockbusterfilme sein. Deren junges Publikum bekommt es sicher mit, heißt es sogar gut, da sie sich genau so wenig für einen Weg entscheiden können, wie die Idee des Regisseurs plötzlich doch auf die Wackelkamera zu verzichten. Richtungslos ist der Film diesbezüglich, die Story steht kurz davor richtungslos zu werden, fängt sich aber im letzten Drittel doch noch. Im Vergleich mit Attack the Block vor kurzem, der mit einer konsequenten Geschichte und seinen modern wirkenden und unbekannten Jungdarstellern bei einer Apokalypse auf engen Raum in einer Großstadt punkten konnte, so gelingt es Chronicle auf diese Weise nicht. Die Besetzung ist nicht locker und ausdrucksstark genug, das große Problem sind aber ein paar Aussetzer in der Handlung und der nicht durchweg konstante Spannungsbogen, somit der Film nicht über Mittelmaß hinauskommt.
Trotz allem ist Chronicle besser als die bis dato meisten Blockbuster in diesem Jahr, nur die nächsten Monate werden zeigen, ob sich der Film im obersten Feld für dieses Jahr halten kann. Sein Plus ist das unterhaltsame und recht harte, etwas verstörende Finale und das die Handlung an sich trotz der übernatürlichen Gegebenheiten recht bodenständig bleibt und aufzeigt was aus natürlichen Teenagern werden kann, wenn sie plötzlich Superkräfte besitzen (woher sie auch immer stammen!). Der Charme eines Independent Films ist durchaus zu erkennen und somit kann das Werk doch guter letzt mehr überzeugen als die erwähnten Genrekollegen Jumper, Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt und Hancock.