Der Film "Der Gott des Gemetzels" von Roman Polanski handelt von einem Konflikt zwischen zwei Jungen, in dem der eine dem anderen zwei Zähne ausschlägt, woraufhin sich die Eltern beider Kinder treffen, um über diesen Vorfall zu sprechen. Der Film spielt fast ausschließlich in der Wohnung der Familie Longstreet, die als Eltern des Opfers die Eltern des Täters, Familie Cowan einladen. Zunächst scheint eine schnelle Lösung des Problems ersichtlich, doch als Alan und Nancy Cowan sich nach einer scheinbaren Lösung des Konflikts durch eine Entschuldigung ihres Sohnes doch noch zu einem weiteren Kaffee einladen lassen, anstatt die Wohnung zu verlassen, wird klar, dass es in dem Film nicht nur um ein gesittetes Gespräch über die Streitigkeiten der Kinder geht, sondern sich eine immer hitzigere Diskussion um Schuld, Unschuld, das Leben der Protagonisten und deren Ehen entwickelt. Während am Anfang des Films noch ein kultiviertes und gesellschaftliches Gespräch besteht, lassen die Schauspieler im Laufe der Handlung ihre Masken fallen und offenbaren ihren Charakter und ihre wahre Einstellung zu dem Konflikt und ihrer Ehe. Der Film ist meiner Meinung nach mehr als gelungen. Der Regisseur schafft es, in einem einzigen Raum mit 4 Darstellern einen Film zu schaffen, der unsere Gesellschaft bestens widerspiegelt. Die sehr kultivierte und um Moral bemühte Penelope will anscheinend als Einzige eine Lösung des Konflikts, doch auch sie zeigt nach und nach ihr wahres Ich, indem sie die Schuld ausschließlich auf den Sohn der Cowans schiebt und sich ihrem Mann gegenüber autoritär zeigt. Ihr Mann Michael trägt dies anfangs zwar noch mit Fassung, offenbart dann aber, dass er seine Ehe und Familie als großen Fehler in seinem Leben sieht. Außerdem hält er das Treffen mit den Cowans für unnötig, da er aufgrund seiner Vergangenheit in einer Gang der Ansicht ist, dass die Kinder ihren Konflikt selbst lösen könnten. Alan, der die meiste Zeit mit einem Geschäftspartner eines Pharmakonzerns telefoniert, beteiligt sich nur wenig an der Konversation, worauf vor allem seine Frau genervt reagiert. Ihm ist sein Beruf wesentlich wichtiger als seine Familie, was auch zu einer Diskussion zwischen ihm und seiner Frau führt, die darin endet, dass sie sein Handy in eine Blumenvase wirft. Der Film ist interessant gestaltet, weil sich in der Handlung immer wieder Figuren zusammenschließen und gegeneinander argumentieren. Dies sind zum Einen die beiden Familien, aber auch zwischen Männern und Frauen bzw. zwischen allen beteiligten Personen ergeben sich immer wieder spannende Wortgefechte. Der Film spiegelt sehr gut unsere Gesellschaft wieder, weil sich deutlich verschiedene Charaktere herauskristallisieren, die zu Beginn versuchen ihr wahres Ich vor den anderen zu verstecken, doch nach und nach lassen sie ihre Masken fallen und sind auf einmal gar nicht mehr so moralisch und perfekt wie es zu Anfang schien. Man kann sich immer besser mit den Akteuren identifizieren, da auch diese ihre Fehler und schlechten Eigenschaften haben, die sie auch ausreichend zur Geltung bringen. Der Film ist zusammenfassen auf jeden Fall sehenswert und soll jeden Zuschauer zum Nachdenken über sich, sein Verhalten und das Verhalten seiner Mitmenschen anregen.