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    Country Strong
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Country Strong
    Von Asokan Nirmalarajah

    Als die Stummfilmlegende Greta Garbo im Jahr 1930 als „Anna Christie" ihre erste Sprechrolle in einem Tonfilm zu spielen hatte, kam die Marketing-Abteilung der MGM-Studios auf die sehr erfolgreiche Idee, ihren Auftritt mit dem Slogan „Garbo talks!" zu bewerben. Vielleicht hätte die Produktionsfirma Screen Gems, die hinter dem kommerziell mäßig erfolgreichen und bei der US-Kritik durchgefallenen Beziehungsdrama „Country Strong" steht, gut daran getan, ihren Film mit der Werbezeile „Gwyneth singt!" anzukündigen. Und das nicht, weil Gwyneth Paltrow in dem gefälligen, aber klischeehaften Musikfilm zum ersten Mal singen würde, sondern weil ihre dynamischen Gesangs- und Tanznummern die absoluten Highlights des konventionellen Künstlerdramas über die Liebesprobleme und das Comeback einer alkoholabhängigen Country-Sängerin bilden. Die zweite Regiearbeit der Filmemacherin Shana Feste („Zeit der Trauer") bietet der in den vergangenen Jahren nur noch in kleineren Nebenrollen zu sehenden Paltrow („Iron Man 2") wieder eine große und vielschichtige Hauptrolle, die sie Drehbuch-Schwächen zum Trotz so bravourös gemeistert hat, dass man ihr bereits einen Plattenvertrag für ein Debütalbum als Country-Sängerin angeboten hat.

    Erzählt wird die Geschichte des jungen Country-Sängers Beau Hutton (Garrett Hedlund), der mit seiner Band in Kneipen auftritt und sich bei seiner Arbeit in einer Entzugsklinik in Kelly Canter (Gwyneth Paltrow), einen großen Country-Star, verliebt. Ihre Zweisamkeit in der Klinik wird von Kellys Gatten James (Tim McGraw) gestört, der Kelly überredet, einen Monat vor dem Ende ihrer Entzugszeit ihr Krankenzimmer zu verlassen und auf eine Tour durch Nashville zu gehen, um ihr ramponiertes Image wiederherzustellen. Sie willigt ein, besteht aber darauf, dass Beaus Band als ihre Vorgruppe auftreten darf. James, der noch nichts von der Affäre zwischen seiner Frau und dem jungen Nachwuchstalent ahnt, willigt ein, hat aber selbst ein Auge auf die frühere Schönheitskönigin Chiles Stanton (Leighton Meester) geworfen, die weniger Talent als Beau hat, dafür aber schicker aussieht. Schließlich finden sich alle vier auf der Tournee wieder, die für Kelly immer mehr zu einer seelischen Belastung wird. Nicht nur, dass sie eifersüchtig auf ihre Konkurrentin Chiles ist - Erinnerungen an einen traumatischen Unfall treiben sie immer wieder zurück zum Alkohol und in die Arme ihres Lovers Beau, der sich auch in Chiles verguckt...

    Gwyneth Paltrow begeistert schon seit einiger Zeit mit ihrem Gesangstalent das Kino- und Fernsehpublikum. Ihr Debüt als Sängerin gab sie 2000 in „Traumpaare - Duets", der Regiearbeit ihres Vaters Bruce Paltrow, als eine kesse Karaoke-Sängerin, die bei einem Solo-Auftritt ebenso wie im Duett mit Rocksänger Huey Lewis eine gute Figur macht. Es folgten Song-Kollaborationen und Live-Auftritte mit den Rappern Jay-Z und Cee Lo Green, eine größere Gastrolle in der Musical-Sendung „Glee" und ein besonders bemerkenswerter Kurzauftritt in dem Kostümfilm „Kaltes Blut" als Club-Sängerin, die bei ihrer souveränen Darbietung vom Liebeskummer überwältigt wird. Auch in dem sentimentalen Liebesdrama „Country Strong", das zuvor den Arbeitstitel „Love Don't Let Me Down" trug, kann Paltrow mit ebenso einfühlsamen wie energischen Auftritten als Sängerin mitreißen. Leider wird sie dabei vom faden Drehbuch ihrer Regisseurin im Stich gelassen. Nach eigener Aussage inspiriert von der abwechslungsreichen Karriere der Pop-Sängerin Britney Spears, hat Shana Feste ein Skript verfasst, das mit einem berechenbaren, etwas schleppenden Handlungsverlauf und den üblichen Standardsituationen auch ihr selbst oft im Weg steht.

    Das wäre nicht mal schlimm, wenn es sich um einen Abklatsch anderer berühmter Filme über schwierige romantische Beziehungen im Showgeschäft wie George Cukors Klassiker „Ein neuer Stern am Himmel" (1954) handeln würde. „Country Strong" treibt es dann aber doch etwas zu weit mit unfreiwillig komischen Einfällen - wie etwa dem, Gwyneth Paltrows psychisch labiler, oft hysterischer Figur, die ihre Schuld am Tod ihres ungeborenen Kindes nicht verkraftet hat, sinnbildlich ein Vogelküken in einem Holzkästchen beizugeben, damit sie darauf aufpassen darf. Dennoch kann der von Tobey Maguire („Brothers") co-produzierte Film mit seiner durchweg soliden Besetzung punkten. Vor allem Tim McGraw, der berühmte Country-Sänger, der im Unterschied zu den anderen Amateursängern des Films selbst nicht singt, und Garrett Hedlund überzeugen nach ihren Rollen als Vater und Sohn in dem Footballdrama „Friday Night Lights" erneut als Kontrahenten. Hedlund, der zuletzt mit seiner charismatischen Leistung als Hauptdarsteller von „Tron: Legacy" überzeugen konnte, ist mit seinem fotogenen Bart und seiner Country-Kluft kaum wiederzuerkennen und trägt den Film überaus souverän.

    Fazit: „Country Strong" verfügt über gute Darsteller und interessante Figuren, wird aber von einem schematischen Drehbuch mit vielen unbeholfenen Einfällen ausgebremst.

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