Wenn 2009 ein Film überraschte, dann war es Neil Blomkamps Regiedebüt „District 9“. Denn was der Südafrikaner mit Hilfe eines relativ schmalen Budgets von 30 Millionen Dollar auf die Leinwand zauberte war schlicht großes Kino. Durch geschickt eingesetztes Marketing entwickelte sich schnell ein großer Hype um den Film, obwohl dieser ohne bekanntem Hauptdarsteller oder Regisseur ins Rennen ging. Einzig und allein Peter Jackson als Produzent konnte als Zugpferd dienen. Doch all das brauchte „District 9“ nicht, denn der Film konnte dem Hype gerecht werden und spielte über 200 Millionen Dollar ein. Von der Qualität des Films ganz zu schweigen, die ich mit einer 8/10 zu würdigen wusste. Vier Jahre später kommt nun sein zweiter Film „Elysium“ in die Kinos. Ohne Jackson als Produzent aber dafür durch Matt Damon und Jodie Foster, mit ordentlich Starpower vor der Kamera. Und auch das Budget von 100 Millionen Dollar dürfte für den Südafrikaner mehr als ausreichend gewesen sein. Das mehr als dreimal so hohe Budget sieht man dem Film auch an, denn die Bilder sind grandios, doch ansonsten kann Blomkamp das Niveau von „District 9“ in keinster Weiße halten.
Es hätte der krönende Abschluss des Kinosommers werden können. Eine intelligente Story, tolle Action und ein außergewöhnlicher Regiestil, das hat „District 9“ ausgezeichnet und das hätte auch „Elysium“ an die Spitze gesetzt. Doch stattdessen: Ernüchterung. Die intelligente Story wird durch eine altbackene Story ersetzt, die kaum mitreißt und mit eindimensionalen Charakteren daherkommt. Die Action wird durch den viel zu extremen Einsatz der Wackelkamera vollkommen unübersichtlich und die häufig eingesetzten Zeitlupen wirken des Öfteren deplatziert. Seinem Stil bleibt Blomkamp wenigstens treu denn der Film ist erneut in einem dreckigen, staubigen Ton gehalten. Begrüßenswert finde ich zudem die Art der Gewaltdarstellung, durch die Elysium auch nur eine FSK 16 Freigabe erhielt. Da Blomkamp offenbar Spaß daran hat Leute in die Luft zu sprengen, wie es hier des Öfteren geschieht, ist diese Freigabe auch gerechtfertigt. Durch die blutige Action hebt sich Elysium somit auch von anderen Blockbustern ab, die die Gewaltdarstelllung für ein größeres Publikum reduzieren. Zudem begrüßenswert ist auch der Verzicht auf eine nachträgliche 3D-Konvertierung. So kommt Elysium als reiner 2D-Film in die Kinos. In 3D wäre einem aber vermutlich schlecht geworden, denn Blomkamp setzt auf eine völlig übertriebene Wackelkamera, die bisweilen sogar das Niveau von „Die Bourne Verschwörung“ erreicht. Auch dort gab es neben der Wackelkamera sehr schnelle Schnitte, die die Actionsequenzen unübersichtlich machten. Ich bin kein Gegner der Wackelkamera und hab normalerweise auch kein Problem damit, doch hier hat es mich wirklich gestört da man gerade im finalen Showdown nur schwer mitkommt. Die Bilder die die Kamera dabei einfängt sind aber grandios, die Effekte makellos. Die futuristische, in weiß gehaltene Raumstation Elysium und die zerfallenen Hochhäuser auf der dreckigen Erde sehen allesamt richtig gut aus. Dabei fällt auch hier die klischeehafte Schwarz-Weiß-Zeichnung auf. Die Story um zwei Welten, getrennt in reich und arm, ist nicht neu und Elysium fügt dieser Story auch nichts neues hinzu. In der Folge fällt es schwer wirklich mitzufiebern. Der Tod einer wichtigen Person am Ende lässt einen deshalb auch völlig kalt, wie eigentlich der ganze Film, der mich nie wirklich packen konnte.
Aus dem Schauspieler-Ensemble hinterlässt „District 9“-Hauptdarsteller Sharlto Copley als Over-the-Top-Bösewicht noch den besten Eindruck trotz einiger unfreiwillig komischer Szenen, die aber auch bei anderen zu finden sind. Matt Damon hat man auch schon stärker gesehen und mit seiner Glatzköpfigen Figur sammelt er nur wenig Sympathiepunkte. Und auch Oscarpreisträgerin Jodie Foster bleibt blass. Mehr als eine grimmige Miene zu ziehen hat sie ohnehin nicht zu tun.
Fazit: Blomkamp selbst, hat mir seiner Äußerung im Zuge der Werbekampagne die passende Antwort für die Mittelmäßigkeit von „Elysium“ gefunden: Er sei ein großer Fan von Michael Bay, der ihn inspiriert. Und das sieht man hier ganz deutlich, denn Blomkamp eifert hier tatsächlich seinem Vorbild nach. Mit Bombast Soundtrack, tollen Bildern und reichlich Action versucht er die schwache Story zu kaschieren. Und man kann über Bay denken was man will aber grandiose Actionszenen kreieren, die die Story verdecken, das kann er. Wenn Blomkamp ebenfalls solche Filme drehen möchte, dann sollte er rasch ein Praktikum bei Bay einlegen der ihm zeigt wie man solch grandiose Actionszenen dreht anstatt des verwackelten Actionbreis den Blomkamp mit „Elysium“ abliefert. Dass er ohnehin mehr kann als das steht außer Frage, davon konnte man sich in „District 9“ bereits überzeugen und man kann nur hoffen das er dahin zurückkehrt und uns in Zukunft wieder intelligente Actionfilme gepaart mit seinem ungewöhnlichen Regiestil serviert.