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    Im Westen nichts Neues
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    Tobias Weltner
    Tobias Weltner

    1 Kritiken User folgen

    1,0
    Veröffentlicht am 4. November 2022
    Hätte der Film einen anderen Titel oder würde nicht vorgeben, Remarque zu adaptieren, es wäre ein solider Antikriegsfilm. Vielleicht mit spoiler: etwas viel Fokus auf Spezialeffekte und wenig interpretierbaren Zwischentönen zum Selberdenken
    , handwerklich aber nichts auszusetzen. Mit der Romanvorlage hat das Werk indes nichts mehr gemein, von Namen der Protagonisten und genereller Örtlichkeit abgesehen. Gerade der Titel offenbarte am Ende des ursprünglichen Romans, wie wenig ein individuelles Leben im Krieg tatsächlich zählt. Der Film spoiler: hat dieses Ende unnötigerweise „überdramatisiert“ und nach Abschluss der Kapitulation gestellt - also auf einen Tag gelegt, wo ausnahmsweise dann ausgerechnet doch mal viel Neues im Westen passierte.
    Damit verliert die Geschichte erheblich an ungekünstelter Glaubwürdigkeit.
    Kann man erzählerisch alles machen. Nur sollte der Film dann nicht „Im Westen nichts Neues“ heißen, sondern sich ehrlicherweise unter eigenem Namen um
    Publikumsgunst bemühen. Ich war jedenfalls ziemlich enttäuscht. Als Roman wäre dieses Drehbuch eher kein Welterfolg geworden.
    Sebastian
    Sebastian

    1 Kritiken User folgen

    1,0
    Veröffentlicht am 4. November 2022
    Als vor ca 2 Jahren eine weitere Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" angekündigt wurde, war ich hellauf begeistert von der Idee. Obwohl ich eher selten lese, habe ich das Buch damals verschlungen, die Verfilmung von 1979 gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Entsprechend groß waren meine Erwartungen, auch weil der Film im Vorfeld von Feuilleton sehr positiv aufgenommen wurde.

    Aber schon nach den ersten Minuten war mir klar, dass dieser Film leider mit dem Roman kaum bis gar nichts zu tun hat. Zum einen werden die im Roman eigentlich sehr fein gezeichneten Figuren überhaupt nicht groß charakterisiert und bleiben daher trotz teilweise wirklich großartiger Leistungen der jungen Darsteller eher blass. Zum anderen werden wichtige Passagen und Figuren aus dem Roman einfach weggelassen.

    Die Indoktrination durch den (eigentlich freundlichen) Dorflehrer Kantorek, die drakonische Grundausbildung durch den linientreuen, sadistischen Unteroffizier Himmelstoß und auch die Heimaturlaube Pauls fallen im Film leider komplett raus. Gerade in den Aufenthalten zu Hause wird allerdings im Roman die Tragödie Pauls ganz klar, denn hier merkt er erst, wie sehr er sich von seinem alten Leben entfernt hat und dass es für ihn nie mehr ein Zurück mehr geben kann.

    Somit ist im Film eine wirkliche dichte Handlung dann auch nicht zu erkennen. Warum der Regisseur im Roman essentielle Episoden zugunsten künstlich hinzugefügter Szenen entfernt hat, wie z.B. die Friedensverhandlungen mit dem französischen Generalstab durch den Sozialdemokraten Erzberger, bleibt sein Geheimnis. Einen wirklichen Mehrwert bieten sie nicht, zumal interessierten Zuschauern die historischen Fakten ja durchaus geläufig sein dürften. Im Roman geht es ja gerade um das Schicksal des einfachen Soldaten an der Front und ausdrücklich nicht um die politische Ebene.

    Letztlich reduziert der Autor das großartige Werk von Remarque (wohl ungewollt) auf ein reines Kriegsspektakel. Dabei sind zumindest die Bilder oft gelungen, auch wenn meiner Meinung nach teilweise etwas zu dick aufgetragen wird. Sicherlich kam es in den Gräben des 1. Weltkrieges zu entsetzlichen Gräueln, auch im Roman wird der Kriegsalltag eindringlich in all seiner Grausamkeit beschrieben. Der Fokus wird bei Remarque aber eher auf die Abstumpfung der Soldaten im Unterstand gelegt und weniger auf gewaltige Schlachtenpanoramen.

    Im Film haben die Soldaten dann auch gefühlt immer ein paar Kilo Staub zu viel auf der Uniform, es gießt die komplette Zeit in Strömen und man stolpert daher ständig durch ganze Pfützen voller Blut. Es kommen fast grotesk viele Flammenwerfer zum Einsatz, der ganze Himmel ist voller Flugzeuge und auch an Panzern wird nicht gespart. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen, mir war das Ganze etwas zu plakativ und erinnert in schlechten Momenten leider eher an Call of Duty. Trotzdem sind die Schlachtszenen noch das Beste an dieser ansonsten leider völlig misslungenen Neuverfilmung.

    Ehrlich gesagt kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum man eine Literaturverfilmung macht, nur um sich dann einfach überhaupt GAR NICHT an die Vorlage zu halten. Offenbar denkt Herr Berger, er wäre ein besserer Storyteller als Remarque. Ist er halt einfach nicht. Oder er hat den Namen schlichtweg aus Marketinggründen verwendet. Besonders intensiv scheint er sich mit der Vorlage auf jeden Fall nicht beschäftigt zu haben, denn für eine Verfilmung von Remarques Vorlage muss das Ergebnis schlicht als ungenügend betrachtet werden. Als komplett eigenständiger Film hätte dieses Machwerk vielleicht sogar noch funktioniert. So aber bleibt es gerade für Kenner der Vorlage ein echtes Ärgernis.

    Die letzte halbe Stunde habe ich dann auch nicht mehr weiter geschaut, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe. Für mich leider einer enttäuschendsten deutschen Filme der letzten Jahre.
    De Marcelan
    De Marcelan

    1 Kritiken User folgen

    1,5
    Veröffentlicht am 3. November 2022
    Als erstes möchte ich sagen, das ich es schwierig finde die richtige Einschätzung für die Bewertung zu finden.
    Der Film ist an sich ein gutes Werk, aber die Titelwahl macht es kaputt.
    Nur zum Verständnis, die Kamera und Szenen sind gut und die schauspielerische Leistung war sehr respektabel.
    Die Erzählung des Films hat auch bestand.
    Jetzt kommt das aber.
    Es ist für mich, eine Beleidigung an dem Roman und Erstverfilmung.
    Alles was die Erstverfilmung so gut und speziell gemacht hatte, ist überhaupt nicht existent.
    Ich bin mir bewusst, das man etwas neues und eine eigene Handschrift als Regisseur anstrebt.
    Aber was der Herr Berger da abgeliefert hat, ist freundlich ausgedrückt, eine Schande und eine Beleidigung der Grundessenz des Originals.
    Meiner Meinung sollte es eine Umbenennung des Films geben, dann bekommt er auch eine 4 Sterne Bewertung.
    Diese sogenannte Adaption des Films " Im Westen nichts Neues ", bringt aber meine Fassungslosigkeit auf einen Grenzwert der atemberaubend ist.
    Ich Frage mich nur Warum.
    Un Artige Bilder
    Un Artige Bilder

    6 Follower 115 Kritiken User folgen

    0,5
    Veröffentlicht am 3. November 2022
    Mies.
    Mies reicht nicht einmal ansatzweise aus um diesen unmotivierten Mist zu bewerten.
    Keine erkennbare Handlung, jämmerliche Besetzung der Schausteller.
    „Frei nach Remarque“ bzw. dem Buch ist eine Umschreibung für „Titel geklaut“ da sonst keiner
    den Streifen angeschaut hätte !

    Bitte ! Wer sein Hirn noch nicht vollständig durch Katzenvideos und Dauerwerbesendungen
    geschädigt hat sollte das Experiment wagen und das „Original Buch“ lesen……
    Ingo Harnischmacher
    Ingo Harnischmacher

    1 Kritiken User folgen

    1,0
    Veröffentlicht am 3. November 2022
    Unglaublich schlechte Verfilmung. Als Film annähernd in Ordnung. Hat inhaltlich aber wenig mit der Buchvorlage zu tuen. Kein Himmelstoss, keine Grundausbildung, keine Kameraschaft, kein vorlagengetreuer Kat, kein Fronturlaub, keine Verwundung. Wem fällt so etwas ein? Der erste Film ist noch immer der Beste.
    Arthaus-Kino mit Krieg. Leider bleibt die ganze Story sehr eindimensional. Die vielen wichtigen Randgeschichten werden kaum oder garnicht erzählt. Was sollen die motivationslosen Schnittgeschwindigkeitswechsel? Was sollen die schiffshornähnlichen Fanfaren zwischendurch?
    Schade, aus dem Material hätte man viel mehr machen können.
    Alessandro Campanella
    Alessandro Campanella

    1 Kritiken User folgen

    1,5
    Veröffentlicht am 2. November 2022
    Leider blieb der Film in vielen Belangen hinter meiner Erwartung zurück. Im Gegensatz zu meinem Sohn konnte ich mich an die Hauptpersonen im Buch nicht erinnern. Dass der Film stark vom Handlungsstrahl des Buches abweicht, stellte für mich deshalb kein Problem dar. Schon eher die geniale und damals zeitgenössische US-Verfilmung von 1930, die sich mir wegen der unglaublich starken Mitfühlmomente, der Identifikation mit den Handelnden und der perfekten Synchronisierung förmlich eingebrannt hatte. Die erst vor wenigen Jahren erfolgte "one-cut" Verfilmung "1917" des "Schlachthauses 1. WK" oder auch der Film "Gefährten" zeigen hingegen, wie man auch mit dem zeitlichen Abstand von 100 Jahren an das Thema herangehen kann. Mit diesen Werken kann die Netflix Verfilmung nur partiell mithalten. Einzig das wirklich schonungslos dargestellte Gemetzel vor und in den Schützengräben inklusive Flammenwerfer vermag zu beeindrucken, zumindest aus Actionsicht. Doch was nützt es, wenn es vorher nicht gelungen ist, eine emotionale Bindung zu den Hauptpersonen herzustellen. Auch nach knapp 1 ½ Stunden kann man diese Personen kaum auseinanderhalten. Am Beispiel der Kartoffelschäler- und auch der Latrinenszene mit dem Brief wird dies besonders deutlich. Nicht zuletzt scheitert die Identifikation schon im Ansatz, weil man die Dialekt sprechenden Hauptpersonen nur schlecht versteht. So reiht sich auch Szene an Szene, jede für sich gesehen glaubhaft, ohne dass es gelingt, dem Zuschauer dadurch mehr und den Film fühlbar werden zu lassen. Er bleibt auf Distanz. Die Einflechtung der Kapitulationsverhandlungen mitten im Film wirft die Frage auf, was in den verbleibenden 70 Minuten noch gezeigt wird. 10 Minuten später dann die Lazarettszene, die Kämpfe sind vorbei und noch eine Stunde Film. Zuviel, an der Stelle bin ich dann ausgestiegen. Einzelkritikpunkte liegen in der Darstellung der Kriegsbegeisterung Anfang 1917, die so uneingeschränkt wohl nur 1914 und 1915 bestand, an der sehr platten Darstellung der höheren preußischen Offiziere oder an der Darstellung der Nöte von Außenminister Erzberger im Zug nach Compiégne, die nur von den eigentlichen Hauptpersonen ablenkt. Alles eher inspirationslos heruntergespielt. Ein Antikriegsfilm reicht, auch wenn er zur richtigen "Haltung" inspiriert, noch lange nicht zum Kunstwerk.
    Rafael Bergmann
    Rafael Bergmann

    1 Follower 8 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 31. Oktober 2022
    Die Sinnlosigkeit von Kriegen wird gut deutlich!
    Gute Backround Story für ein oft dargestelltes Thema!
    vodkamartini
    vodkamartini

    6 Follower 24 Kritiken User folgen

    2,0
    Veröffentlicht am 31. Oktober 2022
    Im Kriegsfilm was Neues? - Remarques Klassiker goes Netflix

    Erich Maria Remarques autobiographischer Roman „Im Westen nichts Neues“ ist ein Klassiker der Weltliteratur, vor allem aber bis heute mit die anschaulichste und eindringlichste Schilderung des 1. Weltkriegs aus Sicht des einfachen Soldaten. Das Grauen des ersten industriellen Großkrieges der Geschichte (der amerikanische Bürgerkrieg blieb auf den nordamerikanischen Kontinent begrenzt), das gnadenlose Verheizen Millionen junger Soldaten, die von der brachialen Gewalt moderner Waffensysteme regelrecht in Stücke gerissen wurden, wird gerade aufgrund der nüchternen Darstellung Remarques in all seiner menschenverachtenden Brutalität entlarvt. Die Mär vom heldischen Soldatentum oder gar Soldatentod zerschellt an Remarques präziser und zugleich lakonischer Sprache in ihre Atome. Dass die Nazis den Roman verboten hatten ist vor diesem Hintergrund keine Überraschung und bestätigt dessen Qualitäten.

    Natürlich ist ein solcher Stoff wie geschaffen fürs Kino, denn die Wucht und Brutalität des Kriegsgeschehens wird durch Ton und Bild noch einmal deutlich verstärkt. Bereits 1930 wagte sich Hollywood an eine Verfilmung und erzielte eine ähnliche Wirkung wie die Romanvorlage. Lewis Milestones Film gewann 2 Oscars und gilt auch noch fast 100 Jahre später als Klassiker des Genres. Delbert Manns „Remake“ von 1979 wurde diese Ehre trotz positiver Kritikerresonanz und besserer filmtechnischer Möglichkeiten nicht zuteil, aber vielleicht lag es auch am vergleichsweise biederen TV-Format, dass sich die intensive Wirkung von Roman und Erstverfilmung einfach nicht einstellen wollte.

    Vor diesem Hintergrund mag die vom Streaming-Giganten Netflix in Auftrag gegebene dritte Romanadaption manchen als ein Wagnis erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen ist eher das Gegenteil der Fall. Milestones Film dürfte aufgrund seines Alters nur noch bei ausgesuchten Filmliebhabern auf gesteigertes Interesse stoßen und die zweite Verfilmung ist praktisch vergessen. Dazu haben sich die Sehgewohnheiten und -möglichkeiten des breiten Publikums radikal verändert. Das lange Zeit miefige TV-Format ist hipper denn je. Dazu sorgen technische Neuerungen wie Beamer, Surroundanlagen und vor allem großformatige Fernsehgeräte mit brillanter Bildtechnik für ein ganz anderes Seherlebnis.

    Und das wird definitiv geboten. In ultrarealistischen und folgerichtig ultrabrutalen Bildern wird der Grabenkrieg an der Westfront auf den Zuschauer los gelassen. Überall Dreck, Blut und Chaos. Das sinnlose Anrennen der jeweiligen Kriegsparteien auf die gegnerischen Stellungen wird als das inszeniert was es war. Ein apokalyptisches Schlachthaus für den einfachen Soldaten und ein Wahnsinn der befehlenden Offiziere, die das Wesen des modernen Materialkrieges nicht im Ansatz erfasst hatten. Im Film gibt es zwei große Schlachtsequenzen die in Anlage, Aufwand, Inszenierung und Intensität an den Auftakt von Steven Spielbergs „Saving Private Ryan“ erinnern und da auch definitiv mithalten können. Allerdings sind diese 25 Minuten des einzig Herausragende an Spielbergs ansonsten ärgerlich altmodischem Heldenepos, das zudem stark manipulative und tendenziöse Züge trägt.

    Letzteres kann einem deutschen Kriegsfilm natürlich nicht passieren, zumindest wenn man den Worten von Regisseur Edward Berger Glauben schenkt: «Anders als bei amerikanischen oder britischen Werken kann es bei einem deutschen Kriegsfilm das Gefühl der Glorifizierung nicht geben», sagte Berger. «Bei uns dürfen wir keine Heldengeschichte erzählen, es geht immer um Trauer, Scham, Schuld und Terror. Und natürlich gibt es nichts, worauf man stolz sein kann in diesen Kriegen. » Der Regisseur attestiert damit der Anglo-amerikanischen Sicht das Recht auf eine Heroisierung des 1. Weltkrieges, eine höchst befremdliche Ansicht, wurde der erste Weltenbrand doch in allen europäischen Ländern zunächst begrüßt, teilweise sogar bejubelt, zumindest aber nirgends ernsthaft zu verhindern versucht. Wer aber das von der Zeit umkommentierte Interview mit Produzent Malte Grunert liest, dessen Verwunderung schwindet in Windeseile. „Die deutsche Perspektive“, so Grunert, „ist notwendigerweise eine ganz andere, wir aus einem Land heraus, das verantwortlich ist für diese beiden Weltkriege …“ Vielleicht hätte er mal Christopher Clarks „Die Schlafwandler“ (immerhin schon von 2012) lesen sollen, dann wüsste er, das die Mär von der alleinigen Kriegsschuld des Deutschen Reichs am 1. Weltkrieg längst als eine bewusste Unterstellung der Sieger entlarvt ist, die so vor allem den sehr harten Versailler Friedensvertrag rechtfertigen konnten und wollten.

    Mit historischem Hintergrundwissen über das verfilmte Sujet ist es also bei den beiden Machern des Films nicht allzu weit her, was für einen solchen Film schon mal kein gutes Omen ist. Was aber mindestens genauso ins Kontor schlägt, ist der ebenfalls sehr laxe Umgang mit der Romanvorlage. Da werden neue Figuren geschaffen, diverse Hintergrundgeschichten erfunden sowie ein ganz neuer Handlungsstrang um den liberalen Politiker Matthias Erzberger (Daniel Brühl) eingebaut. Als Bevollmächtigter der Reichsregierung unterzeichnete er den Waffenstillstand und ermöglichte so dem Militär die Entwicklung der „Dolchstoßlegende“. Diese Idee liest sich besser als sie im fertigen Film ist, womit die zahlreichen Probleme dieser Neuverfilmung beginnen.

    Da wäre zunächst die sehr holprige und jegliche Empathiechancen ausbremsende Dramaturgie. Remarques Buch fokussiert die Sicht des einfachen Frontsoldaten, was angeblich auch der Film will. Aber durch die ständigen Unterbrechungen der Erzberger-Szenen wir man immer wieder aus der Erlebniswelt des Protagonisten Paul Bäumer (Felix Kämmerer mit einer ungemein intensiven Leistung) heraus gerissen. Dazu ist Edward Berger offenbar ein Fan der selbstverliebten Sam Mendes-Oper „1917“, jedenfalls kopiert er dessen entrückte Bilder einer friedlichen Natur. Dieser Kontrast zwischen Ryan-Fleischwolf und Arthouse-Naturdoku soll wohl das Apokalyptische und Groteske des Krieges veranschaulichen, wirkt in seiner plumpen Plakativität aber nur maximal aufgesetzt und reißt den Zuschauer immer wieder aus seinen Empathiebemühungen. Überhaupt ist der Film vollgestopft mit Manierismen, die wohl die angepeilten Oscarchancen erhöhen sollen und den schnöden Zuschauer damit hochnäsig übergehen. Exemplarisch wäre da die atonalen Dröhnungspaukenschläge zu nennen, die im Filmauftakt alle 5 Sekunden über die in wenigen Minuten albgefrühstückte Kriegsbegeisterung der jungen Rekruten und ihre Ausbildung gekleistert werden. So nach dem Motte, hört her Leute, da kommt noch was ganz Schlimmes auf die armen Burschen zu. Leider ist das pompöse Getöse nur maximal durchsichtig und enervierend.

    Überhaupt ist die oberlehrerhafte Plakativität die eigentliche Essenz des Films, so gesehen seine DNA. (Achtung Spoiler) Da wird Felix Bäumers Kriegskameraden Kat ein an Pocken verstorbener Sohn angedichtet um die Identifikation mit ihm zu verstärken. Aber es geht noch weiter. Kat stirbt im Roman auf dem Schlachtfeld, aber das war wohl zu gewöhnlich. Also wird er hier wenige Stunden vor Kriegsende von einem Bauernjungen erschossen, weil er dessen Eier geklaut hatte. Purster Kitsch aus dem Handbuch für Kriegsfilm-Schmonzetten. Natürlich in einem entrückt-idyllischen Arthouse-Wäldchen. Am schlimmsten trifft der Holzhammer-Message-Wahn Bergers aber seinen Protagonisten. So muss Paul ein Stunde vor dem offiziellen Kriegsende auf Befehl eines Generals noch einmal einen Sturmangriff auf die französischen Stellungen mit machen, wo er von einem gegnerischen Soldaten erdolcht wird, während ein weiterer die Sekunden bis zum Waffenstillstand auf seiner Uhr runterzählt. (Spoiler Ende) Um wie viel besser und verstörender ist da Remarques Version, in der Bäumers Tod beiläufig in einem Heeresbericht erwähnt wird der die Worte „Im Westen nichts Neues“ enthält.

    Natürlich hat sich das bundesdeutsche Feuilleton mal wieder überschlagen mit seinen Lobeshymnen auf diese Neuverfilmung. Die mit dem Holzhammer und allerlei Kunst(fehl)kniffen vorgetragene Antikriegsbotschaft passt sehr gut in eine von oberflächlichen PC-Dogmen beherrschte Landschaft, in der man sich um unbequeme Hintergründe, vor allem aber nicht ins Bild passende Fakten wenig schert, ja diese zum Teil nicht mal kennt. Bei nüchterner und sachlicher Betrachtung bekommt man hier aber nur einen bestenfalls mittelmäßigen Kriegsfilm serviert, der mit enormem technischen Aufwand und guten Darstellerleistungen punktet, aber weder dramaturgisch noch historisch und schon gar nicht die literarische Vorlage betreffend zufrieden stellen kann. Auch wenn es hart klingt, aber als Urteil bleibt nur: „Im bundesdeutschen Kriegsfilm nichts Neues“.

    (Zuerst veröffentlicht am 30.10.22)
    tomas tam
    tomas tam

    1 Follower 30 Kritiken User folgen

    2,0
    Veröffentlicht am 30. Oktober 2022
    ich habe die ganze zeit nicht gewusst ob mir der film gefällt oder nicht. war dann wohl doch zuviel sinnlose kriegs-gewalt-realitäts-nachspiel-aktion . brauch ich nicht noch mal. eher langweilig. 2 sterne.
    Andkra67
    Andkra67

    16 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 30. Oktober 2022
    Atmosphäre, Darstellung des sinnlosen Sterbens und die Zerrissenheit der Protagonisten sind beeindruckend-allerdings wäre bezüglich der Darstellung der politischen Hintergründe mehr drin gewesen. Lobenswert aber, dass das Thema und das wichtige Werk aufgegriffen wurde.
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