"Alles Ablenkung" - das wahre Geschehen finden sie dann woanders. Aber vielleicht sollten sie wie Atlas betont, "ganz genau hinsehen", um sich einfach verzaubern zu lassen, denn sonst finden sie womöglich einen sinnlosen Unterbau, einen Luftballon von dem sie entschäuscht wären, dass es ihn gibt. Louis Leterrier's "Now you see me" ist fantastisches Illusionskino für die Sinne, eine berauschende Magiershow voller kleiner und großer Effekte, dass sich eher um Gigantismus bemüht, als unabhängig zu wirken und dass sich, wie alle Magiefilme, für absolut genial hält.
Mr. Leterrier ist ja eher dafür bekannt es krachen zu lassen, als intelligente Illusionen zu erschaffen und dass das Ganze eher ein Film der Drehbuchautoren als des Regisseurs ist, zeigt sich von Beginn an. Und es gilt bereits dort, was sich als Erfolgsrezept durch den ganzen Film zieht. Je abgefahrener und unglaubwürdiger, desto besser. Da stellt jeder sein Können vor, ehe sie alle ausgewählt werden, um Großes zu schaffen. Und das Große, um das es dann geht, zieht dann auch die Aufmerksamkeit des zweiten Hauptaugenmerk des Films auf sich. Irgendwelche Leute von der Polizei. Sie wollen es genauer wissen. Nun das ist eigentlich alles nicht wichtig, Leterrier inszeniert gewohnt rasant und mit Lücken in der Figurenzeichnung, nur das er diesmal das Ganze mit Magie verschleiern kann, ein wahrer Glücksgriff für den guten Louis, den er vielleicht auch bei anderen Film gebräucht hätte. Höhepunkte, und so werden sie wie in jeder Magiershow im Fernsehen auch höchstklassig dargestellt, sind die drei "Acts" der "vier Reiter". Alles leuchtet, alles glänzt und dem Zuschauer wird anscheinend wahre Magie geboten, derart unrealistisch wirkt das Ganze, ehe Morgan Freeman – wer sollte es anders sein – einmal mehr in seiner filmischen Karriere Licht ins Dunkle bringt. Er stellt sich als besonnener Antagonist des Magierquartetts unter dem Sponsor Michael Caine, der nach dem großartigen "Prestige" wieder einmal Magier "begleitet", heraus. Auch die Polizei hat mit Mark Ruffalo und "Inglourious Basterds" – Trumpf Melanie Laurent renomierte Akteure auf ihrer Seite.
Trotz dieser Prominenz erscheint "Now you see me" oft unterkühlt, einen wirklichen Sympathieträger gibt es nicht, wenn dann schon Laurent's Alma Dray, die aber mit geringer Päsenz und Realitätsproblemen zu kämpfen hat, obwohl sie ganz offensichtlich als Handlungskatalysator erdacht wurde. Auch aus den bekannten Gesichtern der "vier Reiter" lassen sich keine interessanten Akzente bemessen, bei einem solch großen, fast beispiellosem Cast wäre weniger mehr gewesen. Das hat zur Folge, dass man sich die magischen Illusionen herbeisehnt, die Abwechslung in das stetige Verwirrspiel bringen, abseits wirken die Actionsequenzen in diesem Kontrast eher beliebig und langweilig, einzig und allein die witzigen Manöver von Dave Franco machen Laune. Eine genreübliche Lovestory darf dann auch nicht fehlen und das war's dann auch schon mit der erhofften inszenatorischen "Magie".
Fazit: "Now you see me" soll die Zuschauer zum Staunen bringen und das schafft er auch größtenteils. Die Kunststücke von Woody Harrelson und Co. sind großartig anzusehen, man sollte aber trotzdem derart oberflächlich bleiben, ehe man unter den Deckmantel der Täuschung lugt und die Sinnlosigkeit des Ganzen erkennt. So bleibt Leterrier's Film große Blendung statt meisterhafter Magie, als Sommerblockbuster eignet er sich aber ohne Frage.