Was macht einen richtig guten Horror-Film eigentlich aus? Sind es gut platzierte Schreck Momente? Oder eher eine gruselige und abgedrehte Geschichte? Nun beides ist sicherlich nicht un-relevant, jedoch längst nicht alles um für ein schreckliches Vergnügen zu sorgen. Und mal ehrlich: Bei der Fülle an Horror Filmen die uns in den letzten Jahrzehnten um die Ohren gehauen wurde, waren nicht wirklich viele gute dabei. Der Australisch-Chinesische Regisseur James Wan, der mit "Saw"das Genre revolutioniert hat, liefert auch bei "Insidious" handwerklich perfektes Grusel Kino ab, was gerade an den kleinen Dingen liegt.....
Es muss nicht immer ein Mega Big Budget sein, um einen guten Film zu machen. Es gibt dem Regisseur lediglich die Möglichkeit, seine Ideen einfacher umzusetzen. Doch bei diesem Horror-Thriller ist das gar nicht nötig. Wan spielt extrem gut mit der eigenen Vorstellungskraft und platziert seine Schockmomente so gut und überraschend, dass selbst ich als Horror erprobter das eine oder andere mal zusammen gezuckt bin. Auch spielt die Musik eine große Rolle in diesem Film. Fast schon wie in einem Drama verstärkt sie einen besonders emotionalen Moment, was sich meist in der von Rose Byrne ("Brautalarm") gespielten Renai Lampert spiegelt, die als erstes mit dem mysteriösen Ereignissen zu tun bekommt. Und kommt dann der besagte Schreck Moment setzt die Musik aus, es ist Totenstill und eine fast schon ummenschliche Pause tritt ein. Das spiegelt sich auch in der Vertonung des Films wieder. Türen fallen von alleine zu, ständig knarzt etwas und allerlei andere unheilvolle Geräusche sind zu hören. Hier hat der Tonmeister alles richtig gemacht und so eine einzigartige Stimmung erzeugt. Überhaupt die Stimmung. James Wan führt mit sehr viel Ruhe und Zeit seine Charaktere in die Geschichte ein und lässt den Zuschauer so von Anfang an an ihrem Schicksal teilnehmen. Kontinuierlich schraubt er dann permanent die Spannung nach oben.
Das Drehbuch von Leigh Wannell ("Saw") funktionier meist sehr gut. Er schafft es immer wieder die eine oder andere überraschende Wendung einzubauen, was immer wieder einen (Aha) Effekt hervorruft. Sicher ist die Grundstory jederzeit austauchbar. Familie zieht in ein altes Haus, und wird fortan von Geistern heimgesucht. Das ist so ziemlich der bekannteste Horror Plot den es gibt. Was aber"Wanell" und "Wan" verstehen, es ist gar nicht nötig das Rad neu zu erfinden. Es muss fahren können. Und ist "Insidious" mal in Fahrt gekommen, gibt es kein halten mehr. Die Kamera schwenkt immer mitten ins Geschehen, mal aus der Totalen dann wieder aus einer völlig ungewohnten Perspektive. Und das Leiden der Menschen fesselt den Zuschauer. Den wer will schon von Geistern heimgesucht werden? Auch die Darsteller sind mitverantwortlich das hier Spannung und Dramatik aufkommt. Die schon erwähnte Rose Byrne ist das Herzstück des Films, aber auch Patrick Wilson ("Conjuring") als ihr Ehemann und vor allen Barbara Hershey (Black Swan") als dessen Mutter können überzeugen. Auch die Kinderdarsteller machen ihre Sache mehr als ordentlich. Bei einem Budget von gerade einmal zwei Millionen Dollar kann man natürlich keine großen Effekte erwarten. Das vermisst man hier allerdings auch nicht. Selbst den aufwendigsten Szenen, etwa wenn ein paar Geister im dunklen, nebligen Haus im Wohnzimmer stehen und sich nicht bewegen, verleiht James Wan seinen eigenen, schaurigen Stil der nie plump und einfallslos daher kommt. Überhaupt Wan. Die großen Bosse Hollywoods sind bereits auf den Australier aufmerksam geworden, was bei Einspielergebnissen jenseits der 100 Mio Dollar auch kein Wunder ist. Und so ist es auch nur eine Frage der Zeit gewesen, dass er seinen ersten großen Blockbuster machen darf. Nämlich "Fast and Furious 7". Da darf man mehr als gespannt sein, ob Wan auch dem Action Genre seinen eigenen, genialen Stempel aufdrücken kann.
Da auch der Humor in der einen oder anderen Stelle nicht zu kurz kommt und der Film so eine herrliche Selbstironie besitzt, und die Schockmomente so gut platziert sind muss ich gestehen, kaum etwas negatives zu finden. Die Story ist wie gesagt doch sehr austauschbar, das mindert das Grusel Vergnügen an "Insidious" jedoch nicht im geringsten. Auch triftet der Film manchmal zu sehr in die Slapstick ab, was jedoch auch wieder seinen ganz eigenen Charme hat.
Fazit: So muss ein Horror Film der alten Schule aussehen. Ohne große Effekte treibt James Wan den Spannungsbogen bis ins unerträgliche nach oben und belebt mit seinem großen Talent das Genre zu neuem Leben. Muss man gesehen haben. Aber lieber nicht nach 22:00 Uhr!!.....
PS. Die Kritiken zu den nächsten Horror Filmen von James Wan, "The Conjuring" und "Insidous 2" folgen in Kürze.