Im neuen Film des Mexikaners Inarritu "The Revenant", erzählt er die Geschichte des Jägers Hugh Glass (Leonardo DiCaprio). Nach dem eine Gruppe von Indianern fast die gesamte Gruppe der Pelzhändler ausgelöscht hat, versuchen die übrigen um Glass zu fliehen. Das Ziel ist ein Fort. Auf dem Weg wird Glass von einem Bären angegriffen und entkommt dem Tod nur knapp. Zwar versucht die Gruppe um Major Andrew Henry ihn am Leben zu erhalten, doch er kann sich nicht bewegen und es wird beschlossen ihn zurück zu lassen. Glass´ Sohn Hawk- ein Halbindianer, der junge Jim Bridger (Will Poulter) und der exzentrische John Fitzgerald soll auf ihn aufpassen. Aus Angst vor einen Angriff der Indianer, beschließt Fitzgerald Glass in Stich zu lassen. Er tötet seinen Sohn und flieht mit Bridger im Glauben, dass Glass tot ist. Glass hat jedoch überlebt und sinnt nach Rache. Er macht sich auf dem Weg Richtung Fitzgerald, doch die knallharte Natur und der ständige Hunger wird immer mehr zu seinem größten Widersacher...
"The Revenant" geht stolze 2,5 Stunden. Die Dreharbeiten wurden von ständigen Problemen begleitet. Perfektionist Inarritu wollte nur bei Tageslicht drehen und dann auch noch an original Schauplätzen. Einige Mitglieder sprangen ab und das Budget stieg ins unermessliche. Nach all den Informationen war ich zunächst recht skeptisch ob sich der ganze Aufwand überhaupt für solch einen Überlebungskampf lohnt. Die Antwort ist schnell gefunden: Ja, es lohnte sich definitiv! Inarritus Western/Drama ist schlichtweg ein cineastisches Wunder! Es war von Anfang an ein unglaubliches Kinoerlebnis. Bilder, die man so noch nie gesehen hat. Gleich zu Beginn wird man mit einer Art Traumsequenz in die Welt von Glass entführt. Er spricht einige Sätze auf indianisch. Danach folgt eine der schönsten und zugleich brutalsten Szenen überhaupt. Der Überfall auf das Lager! Meister-Kameran Lubezeki ist mit seiner Kamera so dicht am Geschehen, dass man als Zuschauer, das Gefühl bekommt, selbst mitten in der Schlacht zu sein. Von den Seiten dringen Schreie hinein, Pfeile fliegen durch die Gegend und man möchte sich am liebsten ducken. An Höhepunkten mangelt es keineswegs. Der stärkste Höhepunkt ist jedoch der Angriff des Bären. Im Vorfeld habe ich vieles davon gehört gelesen, aber es war viel besser als gedacht! Dass so etwas überhaupt möglich ist! Der Grizzly sieht fantastisch aus! Man hat an alles gedacht! Schmutz, Regen, Spucke, Blut, alles haftet an seinen Fell. Die Kamera wieder einmal sehr dicht am Geschehen und wir kriegen diesen Kampf ums nackte Überleben sozusagen hautnah mit! Nach diesen zwei rasanten Stellen, gewinnt der Film an Ruhe. Ab da geht es im Prinzip nur um den knallharten Überlebungskampf des Hugh Glas! Der Streifen wird jedoch niemals langweilig. Wir kriegen immer wieder Schockmomente geliefert. Nebenher wird auch eine Geschichte um einen Stamm erzählt. Am Ende führen beide Handlungen zusammen. Ob Leo seinen Oscar bekommt oder nicht, ist schwerer zu sagen, als zunächst gedacht. Ich habe kein eindeutiges Urteil. Seine Leistung ist brachial! Ich habe pausenlos mit ihm mitgelitten. Er kriecht, isst rohes Fleisch, friert, leidet und spielt den bewegungsunfähigen Jäger durchgehend famos. Ich weiß wirklich nicht, was genau fehlt! Es ist einfach ein Funke, der sagt, jawoll Leo, das ist es! Möglicherweise liegt es einfach an der ungewohnten Rolle. Einen Leo, der keinen Anzug trägt und keine psychischen Störungen hat! Das wollte ich sehen! Das habe ich zum Teil auch bekommen, dennoch wurde ich nicht warm mit seiner Rolle. Dagegen brilliert Tom Hardy Mal wieder! Ich bin ein großer Anhänger des Briten und wenn er es schafft, dass ich seine Rolle hasse, dann hat er es richtig gemacht!
Sein Fitzgerald ist kälter als der Schnee im Film und unbarmherziger als die Natur selbst. Ein weitere Kultfigur für mich. Und er ist auch derjenige, der Leo die Show stielt! Will Poulter überzeugt auch sehr als unerfahrener und Herzens guter Mensch. Der große Star ist die Kamera selbst. Wenn sich die Bilder betrachtet, wird einen recht schnell klar, wie wunderschön unsere Erde doch ist. Lubezeki fängt aber nicht nur die schöne Landschaft ein, sondern auch die unbarmherzige Natur. Ich habe noch nie gesehen, dass eine Kamera, so gut Gefühle transportieren kann. Das drehen nur bei natürlichen Licht, hat sich definitiv gelohnt. Zwar regnet und schneit es ab und zu auf die Linse und manchmal wird sie auch eingehaucht, aber das verstärkt nur die intensiven Bilder. Die hypnotische Musik zieht einen ebenfalls in seinen Bann und lässt einen nicht mehr los. Man kann den Film nichts ankreiden. Manche mögen die länge bemängeln, ich empfand sie genau richtig. Inarritu gibt seinen Darstellern genug Zeit um sich zu entfalten und uns Zuschauern- um sie besser kennen zulernen. Glass´ beschwerlicher Weg mag für einen zu lange sein, aber es ist notwendig um die Intensität seines Leidens zu zeigen. In einer Szene sieht ein Sprung nicht fein genug aus und man merkt deutlich den Schnitt, aber da sehe ich gerne hinweg.
FAZIT: Regisseur Inarritu hat es wieder einmal geschafft! Ja, sein neuster Geniestreich "The Revenant" ist ein Meisterwerk, das seines gleichen sucht! Er packte mich von der ersten Sekunde an und zog mich, mit seinen herrlichen Bildern über den Kampf zwischen Mensch gegen Natur und auch gegen sich selbst, in ein nie gesehenes Abenteuer. Und dabei wirkt es stehts so als wäre ich selbst mittendrin. Nicht DiCaprio oder Hardy sind die Stars- der Film selbst ist der große Star!