Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit selbst. Es ist eben etwas ganz Besonderes, die Bodenhaftung zu verlieren und sich in der unendlichen Weite des Himmels zu verlieren. Manche begnügen sich mit einem Flugticket ans sommerliche Urlaubsziel, andere pilgern zu Flugschauen oder probieren sich im heimischen Wohnzimmer an Flugsimulatoren aus. „Legenden der Luftfahrt 3D" verspricht nun einen dreidimensionalen Einblick in die Materie und richtet sich gleichermaßen an Pauschalurlauber wie Hobbypiloten. Mehr als vier Jahre hat der kanadische Regisseur Stephen Low an seiner Dokumentation gearbeitet, die allen Freunden der Aviatik das Herz höher schlagen lassen soll. Gemeinsam mit dem Boing-Chefpilot Mike Carriker erzählt er dem Publikum von einer neuen Generation von Flugmaschinen, die irgendwann einmal die Lüfte beherrschen werden. Die Hauptdarsteller von „Legenden der Luftfahrt" heißen Airbus A380 und Boing 787, auch genannt „Dreamliner". In knappen 44 Minuten wird der Zuschauer Zeuge ihrer Entstehungsgeschichte bis zur ersten Vorführung des A380 2007 in Frankreich. Piloten und Techniker gewähren Einblicke hinter die Kulissen der Flugzeughersteller. Wie nebenbei behandelt die im IMAX-Format gedrehte Dokumentation zudem auch noch die vergangenen 100 Jahre Fluggeschichte.
Viel hat sich getan, seit man Flieger noch aus Holz baute und es vor allem darum ging, die Dinger irgendwie in die Luft zu bekommen. Vor rund 70 Jahren entstanden die ersten Doppeldecker, die heute zu Recht Legenden der Luftfahrt genannt werden. Das Filmteam greift die Geschichte der Stearman Doppeldecker auf und führt seinem Publikum Propellerflugzeuge wie die Super Constellation vor. Auf der anderen Seite wird dem Zuschauer anhand der Entstehungsgeschichte der Boing 787 der neueste Stand der Technik vermittelt. Durch leichtere Verbundstoffe liegt der Treibstoffverbrauch einer 787 rund 20 Prozent unter dem vergleichbarer Flugzeuge. Das ist die Zukunft, denn nur darum, den Flieger über den Wolken zu halten, geht es schon lange nicht mehr.
Die Großraumflugzeuge der 787-Klasse und der A380 sind Kreuzschiffe des Himmels. Einmal an Bord sieht man von dem ihnen innewohnenden Hightech nichts mehr. Dank einer speziellen Software ist es den Filmemachern jedoch möglich, ihr Publikum auf einen rasanten Flug durch den Körper der Maschine zu schicken. Das ist annähernd so beeindruckend wie die Flugszenen am Himmel, die verdeutlichen, wie sehr man sich inzwischen dem Flugverhalten von etwa Albatrossen angenähert hat. Doch so spektakulär diese Flugsequenzen durch die Lüfte und über Gebirgszüge auch sind, umso ermüdender ist es, immer wieder als eine Art Animationsfilm präsentierten technischen Zeichnungen zu folgen. Zudem macht die Dokumentation es Laien nicht gerade leicht, die Konstruktion und den Entstehungsablauf der verschiedenen Flugzeugtypen voneinander zu unterscheiden. Das Jubeln der Menge beim Jungfernflug der Boing 787 ist gewaltig, doch wirklich auf den Zuschauer übertragen kann „Legenden der Luftfahrt 3D" diese Begeisterung nicht. Übrigens wird der A380 im Vergleich nur nebenbei erwähnt. Fans gerade dieses Typs sollten das vor dem Kinobesuch also besser bedenken.
Fazit: In Ermangelung von IMAX-Leinwänden in Deutschland bleibt ein überdimensionales Erlebnis aus. Für Liebhaber der Aviatik und Kenner der Boing 787 hält der Film wenig Tiefschürfendes bereit, für Laien dagegen bleibt vieles unverständlich. Mehr als ein passabler Werbefilm für die Boing 787 ist „Legenden der Luftfahrt 3D" deshalb leider nicht. Zumal sich die neuen Riesenmaschinen ihren versprochenen Legenden-Status erst noch verdienen müssen.