Nachdem Terence Young mit "Dr. No" den Grundstein für eine der bekanntesten, erfolgreichsten und langlebigsten Filmreihen überhaupt geschaffen hatte, kam ein Jahr später bereits "Liebesgrüße aus Moskau", die zweite Ian-Fleming-Verfilmung in die Kinos, ein weiteres Jahr später sollte "Goldfinger" folgen.
War Dr. No bereits ein Bond-Film mit vielen Merkmalen, die später zur typischen "Bond-Mixtur" gehören sollten [die Gunbarrel-Sequenz; das Bond-Theme; der animierte Vorspann mit Credits; exotische Schauplätze; attraktive Bond-Girls, meist leicht bekleidet; schwarzer Humor (v.a. in der Connery-Ära), die Verbrecherorganisation SPECTRE (ebenfalls Connery-Ära), M; Miss Moneypenny; Q alias Major Boothroyd (hier noch nicht von Desmond Llewelyn verkörpert); Product-Placement usw.], stellte "Liebesgrüße aus Moskau" eine konsequente Weiterentwicklung hin zu dieser "Mixtur" dar [Q's Gadgets mit speziellen Funktionen (z.B. Koffer); körperlich extrem robuste Handlanger, die berühmten Aufnahmen von "Blofeld"s Händen und seiner Katze; die Pre-Title-Sequenz (wenn auch hier noch mit Bezug zum Hauptfilm); das hintergründige Thema des Kalten Krieges, d.h. Superschurken instrumentalisieren die beiden konträren Supermächte für ihre Zwecke; usw.].
Die dritte Fleming-Verfilmung, der von Guy Hamilton inszenierte "Goldfinger", war dann der erste Bond-Film, der den Maßstab für alle folgenden 17 offiziellen Bond-Filme der Pre-Craig-Ära legte, da er alle, wirklich alle (!) typischen Bond-Elemente beinhaltet:
Exemplarisch dafür sei allein die erste halbe Stunde des Films genannt - dort findet sich neben der ersten "Nonsense"-Pretitle-Sequenz (d.h. Einleitung ohne sonderlichen Bezug zur Haupthandlung, die erst nach dem Vorspann beginnt), auch der erste gesungene Titelsong während des Vorspanns ("Liebesgrüße aus Moskau" hatte zwar auch einen gesungenen Titelsong, doch dieser tauchte nicht während der Credits auf), hier interpretiert von Shirley Bassey, die noch weitere 2 Bond-Abenteuer besingen sollte ("Diamantenfieber" und "Moonraker"), außerdem gibt es nun auch zum ersten Mal das von Q präsentierte, mit zahlreichen Extras ausgestattete Luxusauto (hier der Aston Martin DB5), sowie alle Zutaten, die bereits in den vorigen Filmen auftauchten, inklusive teils schwarzhumorigen Andeutungen, Anspielungen, Namen, Machosprüchen und dem wohl bekanntesten Bond-Dialog überhaupt, wie bereits in der Filmstarts-Kritik erwähnt.
All diese Zutaten machen den Film zu einem unwiderstehlichen Cocktail aus Spannung, Action, Humor und Kurzweil ohne große Ansprüche an Realismus oder zu große Ernsthaftigkeit.
Zudem bietet er einige der wohl kultigsten Figuren der Bond-Geschichte und Gert Fröbe als Auric Goldfinger bleibt als einer der besten Schurken der Filmgeschichte bestehen.
Ebenfalls in Erinnerung bleiben die Szenen mit Honor Blackman, die "Pussy Galore" spielt - sie konnte bereits in der Serie "The Avengers" (Mit Schirm, Charme und Melone) als Vorgängerin der kultigen Diana Rigg überzeugen.
Berühmt auch die Szene mit der ganz mit Gold überzogenen Shirley Eaton oder der fliegende Killer-Hut mit Stahlrand des Kult-Handlangers Oddjob.
An diesem Bond stimmt einfach alles, wenn man denn auf diese Art Filme steht und den nicht mehr zeitgemäßen, machohaften Humor ertragen bzw. nicht zu ernst nehmen kann.
Meines Erachtens sind nur wenige der folgenden Bond-Filme an diese Mixtur herangekommen, am ehesten noch der letzte von Terence Young inszenierte Bond "Feuerball", der unterschätze "Im Geheimdienst Ihrer Majestät", oder der charismatische "Spion, der mich liebte".
Zusammenfassend kann man diesen Film getrost als zeitlos bezeichnen, ohne die Ideen, den Charme und den Erfolg dieses Films wären die zahlreichen Fortsetzungen wohl nie Realität geworden.