„300“ ist mein Lieblingsfilm. Meine Meinung zur „Fortsetzung“:
Hauptdarsteller: unverbrauchtes Gesicht – gut! Der Abstand zu Gerard Butler stimmt auch, genau wie der Abstand zwischen popligen normalsterblichen Griechen und elitären Spartiaten eben sein muss. Themistokles’ furioser Durchmarsch am Ende allerdings stellt so manche Kampfleistung eines 300-Kriegers in den Schatten (von Miraculix gedopt worden oder wie?). Fett übertrieben wie alles andere auch, aber sehenswert.
Kontinuität der Darsteller aus „300“:
Xerxes: an sich perfekt. Nur, dass er in der hier eingeführten Jugendversion noch Normalgröße zu haben schien, während er später als Riese umherstolziert, der alle um Haupteslänge überragt. Ach was. Hat bei der Rückblenden-Szene wohl noch in der Wachstumsphase sein sollen.
Ephialtes: gefühlt noch hässlicher als in 300. Wozu das denn?
Dilios: perfekt. Wirkt keinen Tag anders oder älter als in 300. So muss es sein!
Daxos (Arkadier-Chef): ebenso.
Leonidas: ebenso (naja, war ja auch ein in jeder Hinsicht sparsamer Einsatz).
Gorgo: Keine Ahnung, wieviel Aufwand bei ihr in Sachen realem und digitalem Make-up betrieben wurde. Aber man sieht eindeutig, dass sie älter geworden ist. Schade, sollte man nämlich nicht.
Story: OK (wer 300 mag, darf keine Storys kritisieren).
Nebenstory Vater-Sohn: kitschig und mit überdehnter Screentime. Generell war an den griechischen Nebencharakteren schlecht, dass sie nicht mal namen bekommen hatten und man dadurch nicht soviel Bezug zu ihnen aufbauen konnte wie bei den 300-Kriegern (Steroidikos, Anabolikos, Brutalos und Letalos oder wie die alle hießen, haha).
Dialoge: megaschlecht. Hölzern und langweilig, geradezu ärgerlich. Außerdem zu viele bemüht platzierte Anspielungen auf den Text von „300“ – stillos. Weniger wäre mehr gewesen.
Action: sehr schön, beileibe nicht zu wenig und mit unvermindert eifriger Akrobatik. Das Blut – klar, zu sirupartig, definitiv zuviel des Guten.
Meine Lieblings-Actionszene im Nachhinein: Der Angriff der Griechen auf die gelandete Perserflotte (10 years ago...). Sehr gelungene Atmosphäre und genau das richtige Tempospektrum von SloMo bis rascherer Schnittfolge, besser als in den z.T. übertrieben dynamischen Folgeszenen, wo man nicht weiß wohin mit den Augen. Eigentlich die einzige Szene, die wirklich kongenial an das epische Format von „300“ anknüpft.
worst scenes:
- Man erinnere sich an die Textzeile zur Beschreibung Artemisias: „Ihre Grausamkeit wurde nur noch von ihrer Schönheit übertroffen“. Plus für perfektes Timing, Minus für den dargebotenen Reiz: Genau in dem Sekundenbruchteil, als das Wort „Schönheit“ fällt, zeigt man Eva Greens – hier zu allem Überfluss auch noch mit dezent-verwegenen Schmutzflecken verunziertes – Gesicht in einer dermaßen unvorteilhaft gruseligen Einstellung, dass man meint, sie sei gerade aus Frankensteins Labor entsprungen. Gab es eigentlich auch nur eine einzige Szene im film, in der sie vergleichbar übel aussah? *grübel*... äähm, nee. – Darf echt nicht passieren, aber danke für den Lacher. Sowieso wirkte diese Figur zu eindimensional: eine Personifikation dunkler Triebe (Thanatos & Libido lassen grüßen), sonst nichts. Ein bisschen mehr Tiefe hätte nicht geschadet.
- Ich bin ein Fan von Seeschlachten. Wurden hier auch eindrucksvoll umgesetzt. Ein Manko für Spitzfindige: der Wellenberg, auf dem die persische Flotte erstmals anrollte, war so riesig, dass Godzilla darauf hätte surfen können – Bullshit! Solche Freakwellen gibt’s nicht mal eben so zum gemütlichen Abreiten, höchstens als verheerenden Jahrhundert-Tsunami. Und dass nur wenig später die See so spiegelglatt war wie ein Dorftümpel bei Windstärke null... nicht minder unrealistisch (und zwar grundsätzlich, egal ob nach einem Sturm oder sonstwann)!
- Themistokles’ Superpferdchen aus dem Showdown macht jedem James-Bond-Amphibienfahrzeug Konkurrenz: kann fliegen, tauchen, klettern und ist feuerfest (Da muss Eva Green sich in „Casino Royale“-Zeiten zurückversetzt gefühlt haben… niiiicht. Denn da gab es ein solches fahrzeug nicht mal. Egal.). Was war das für ne Züchtung? Damit gewinnt man jeden Krieg. Sorry, war mir echt zu billig, sowas nennt man entweder den Zuschauer für dumm verkaufen oder den Reiz unfreiwilliger Komik überschätzen.
Was ich mir wünsche: eine Verarsche des Films ähnlich wie „Meine Frau, die Spartaner und ich“ (grad erst wieder unvermeidlich im TV) mit folgender Szene: der Grieche, der von der 20-m-Klippe aus direkt abwärts auf das feindliche Schiff springt (siehe auch Trailer), muss sich im Flug hoffnungslos verkanten, dabei einen sich disharmonisch überschlagenden Tarzan-Schrei ausstoßen, dem angegriffenen Perser somit genügend Zeit zum ungläubig kopfschüttelnden Ausweichen geben und bei seinem Aufprall schließlich sämtliche Decks bis zum Wasser durchschlagen. Hätte was.
Abschließend eine Frage, die ich in den Raum stellen möchte:
Szene mit Themistokles, als er das erste Mal die Spartaner um Hilfe bittet: Im Köngishof findet eine typisch spartanische Prügelei zur Abhärtung eines Jungen statt, siehe „300“. Leonidas höchstpersönlich nimmt daran teil (oder hab ich das falsch gesehen??). Höchstens zwei Einstellungen später – aber immer noch im selben Gespräch! – teilt Gorgo Themistokles mit, Leonidas sei momentan indisponiert, weil mit den 300 zu den Thermopylen unterwegs. Aha. Der hatte also innerhalb von 5 Minuten seine Sachen gepackt, die Kurve gekratzt vorher kein einziges Wort mehr mit irgend jemandem geredet oder wie? Wurde da versehentlich zuviel rausgeschnitten, ergo Anschlussfehler?
Trotz allem, weil’s wirklich spaßig war und sich aus den End Credits was halbwegs Nettes zusammenschneiden lässt: 3,5 Sterne. „Solide“ + kleiner Sympathiebonus.