"Prisoners", mittelmäßiger Kriminalstreifen, der nicht so an den Nerven zerrt, wie er sollte.
Im Kino sieht man Filme vielleicht immer etwas anders, die Atmosphäre ist anders, das Bild ist größer, man ist unter fremden Menschen und man sieht den Film eventuell auch das erste Mal. Doch so nicht bei "Prisoners", denn der Film ist selbst nach der Zweitsichtung zu Hause weder besser, noch schlechter. Aaron Guzikowski (Contraband) hatte hinter seinem Drehbuch einige Produzenten, sogar Mark Wahlberg (Contraband) hat Geld für diesen Thriller ausgegeben und er hätte auch solide werden können würde es nicht so am Plot hapern.
Mit Hugh Jackman (Australia) und Jake Gyllenhaal (Nightcrawler) hatte Denis Villeneuve (Enemy) im Grunde zwei fantastische Darsteller an Land gezogen, doch leider macht das noch keinen großartigen Film.
"Prisoners" will wahrscheinlich vor allem eines: schockieren, an den Nerven zerren und den Zuschauer am Herze packen. Dennoch schafft er im Grunde nur eines und das auch nur am Rande. Natürlich geht die Geschichte dem Zuschauer nahe, denn es ist immer eine Katastrophe, wenn Kinder entführt werden und die armen Eltern nur zu Hause sitzen und hoffen und bangen können. Nerven tut er allerdings nur vor allem durch eine Sache und das ist sein Hauptdarsteller. Hugh Jackman (Les Misérables), so brillant er auch spielt, sein Charakter nervt unentwegt, sabotiert im Grunde nur die Arbeit der Polizei und zerrt den Zuseher durch seine Selbstjustiz auch noch vor jedem Mitgefühl weg.
Hier weist "Prisoners" einen nicht so uninteressanten Grundsatz auf, nämlich dass jeder Mensch in einer bestimmten Situation sich selbst verliert und von seinem "gut sein" abweichen kann. Keller Dover (Hugh Jackman) verliert das Gute darin, indem er selbst zum Täter wird, ein Pastor (Len Cariou) wird Jahre zuvor schon zu einem phädophilen Triebtäter und selbst Detective Loki (Jake Gyllenhaal) verliert die Beherrschung und macht dadurch einen verheerenden Fehler.
Schauspielerisch kann "Prisoners" so einiges bieten, neben Jackman glänzt Gyllenhaal fantastisch in seiner Rolle und schält sich immer mehr aus der Haut des friedlichen, grinsenden Sonnyboys. Auch Paul Dano (Knight and Day) zeigt wieder einmal was in ihm steckt und auch Maria Bello (A History Of Violence) spielt ihren Part hervorragend.
Auch wenn der Plot an sich interessant zu sein scheint, so ist er leider nicht originell knostruiert, ja ermüdet sogar auf Dauer. Quälend schleicht sich "Prisoners" so durch die Filmwelt und kann in seiner enormen Lauflänge von 154 Minuten fast gar nichts. Wirklich spannend ist nur die rasante Autofahrt des Detectives im Regen, die Auflösung ist platt und wirkt konstruiert, so als wäre dem Schreiber nichts besseres eingefallen, obwohl alle vorangegangenen Punkte doch auf etwas vielversprechenderes, ja sogar auf ein richtiges Rätsel deuten wollten. So verliert sich der rote Faden, der ziemlich wackelig durch die Story gezogen wurde und gibt dem Zuschauer am Ende eine unbefriedigende Antwort. Schockieren tut daran nichts mehr, vielleicht soll es das auch nicht, aber nach der Frage "wieso?" wird nur mit einem - mehr oder weniger - abwinken der Hand genatwortet oder ein Schulterzucken zurückgegeben.
Das wirklich Meisterwerk ist das Ende vom Ende, denn da bleibt dem Filmseher wirklich der Mund offen und genaus davon hätten wir gerne mehr in "Prisoners" gehabt.
"Prisoners", es hätte groß werden können, reichte leider aber nur zum Mittelmaß.