"Komm, wir gehen heute ins Kino und schauen uns einen Horrorfilm an! Mit düsteren Wäldern, degenerierten, Kettensägen-schwingenden Landeiern und ein paar betrunkenen College-Girls! Hauptsache viele bösartige Menschen, Kreisch-Momente und blutbespritzte Titten!"
So in etwa klingt es doch heutzutage bei vielen Kinogängern, die vom sogenannten "Hinterwädler Horror" immer noch nicht genug kriegen können. Dass Storyline und Tiefgang der Charakterisierung bei vielen solcher Genre-Filmen in den letzten Jahren einfach völlig auf der Strecke blieb, scheint die Wenigsten zu stören. Schade eigentlich, da ich das Genre eigentlich durchaus mochte - Filme wie "The Hills have Eyes" (das Remake von Alexandre Aja und nicht der zweite Teil!!!), High Tension oder Eden Lake bewiesen beeindruckend, wie spannend solche Filme sein können. Das waren auch Filme, die eine Botschaft nach aussen trugen und viel origineller waren, im Vergleich zu anderen.
Diese Mühe machen sich nun aber leider nur die wenigsten Regisseure. Nach dem Remake des sensationellen "Texas Chainsaw Massacre" aus dem Jahre 1974 muss ich einfach sehen, dass sämtliche Nachkommensversuche einfach nur noch in Kommerz-Kacke verkommen sind. Der "Hinterwäldler-Horror" ist fürs Mainstream-Kino geboren! Eigentlich ein vom Slasher-Horror ("Scream") abgekucktes Subgenre, einfach mit der derweil immer derselben und schon viel zu oft gesehenen amerikanisch-ländlicher Umgebung und mit bösartigen, degenerierten und in irgend einer Weise stets von der Gesellschaft gequälten Bösewichten. Boah, ist das nicht langsam zum kotzen?! Da existieren Hunderte von Regisseuren, die einen Haufen Kohle verdienen,mittels herumschreiende, blutberpritze Teenie's, die durch irgendwelche komische Horrorfiguren mit viel Non-Sense abgemurkst werden. "Ist doch geil!", meinen da Viele. Und eben gerade eben nicht mehr solche Typen, wo man nicht nur als Klischeehaufen gleich geradeaus sagen muss - "Scheisse, du siehst genau so aus, wie der Bogenschütze aus Wrong Turn!!", nein - durch die zunehmende Kommerzialisierung sieht man jetzt Kinogänger, die mit ihren zitternden Tussies - die fahrplanmässig bei jedem Schreckmoment in dein Ohr kreischen müssen, neben dir sitzen. "Voll Geil"! Nicht?! Findet ihr es eigentlich auch voll geil, wenn ihr eines Tages eure Freundin blutbeschmiert mit einem Messer im Bauch vor euch liegen seht, weil es irgendwelche Menschen gibt, die krasse Probleme haben? Macht euch besser mal darüber Gedanken, bevor man über solche Szenen vorschnell irgendwelche Urteile wie "voll geil" beschliesst!
Anscheinend taten das in den letzten Jahren zu wenige Zuschauer. Quasi eine Boom des "Hinterwäldler Horror" brach über uns herein...nur die wenigsten waren zu gebrauchen, wie ich finde. Doch als Filmemacher ist einem doch sowas scheissegal, Hauptsache du kassierst das dreifache des investierten Budgets wieder! Scheisse, wie ich diese Einstellung hasse!
Und mit "Tucker & Dale vs. Evil" kam endlich mal ein Film, der diese widerwärtige Kommerz-Kacke herrlich auf die Schippe nimmt! Wie oft wurden uns Bösewichte gezeigt, die ein robustes, buschiges, schmutziges und finsteres Erscheinungsbild hatten?! Somit sind also alle solch aussehende Menschen Psycho-Killer! Nicht so, wie hier! Das Duo Tucker und Dale sind zwei liebenswerte, kautzige und etwas zurückgebliebene Landmenschen, die - und das basiert bei Dale sogar auf Tatsachen - nicht mal einer Fliege was zu leide tun können! Doch "normale" Menschen, wie genau z.B. die von der "guten Gesellschaft kommenden" College-Kids sehen in ihnen perverse und kaltblütige Killer! Einfach nur schon die Grundidee ist so genial...und sie hat so viel Wahres in sich...(Kleider machen Leute!). Mit der Zeit werden durch diverse unglückliche und irre Zufälle, alle Kids getötet, und das hauptsächlich nur wegen der mangelnden Kommunikation (witzig: Allison ist Psychologin und versucht stets zwischen den Gruppen zu vermitteln). Lustigerweise schafft es hier Regisseur Eli Craig spielend leicht, eine intensivere Todesangst bei den College-Kids zu erschaffen, als bei Filmen, bei denen keine solch irrwitzige Situation gegenübersteht. In Sicht der College-Kids schafft er hier eine sehr gute Spannung - das fand ich sehr beeindruckend. Auch beeindruckend ist, dass hier mühelos und inmitten einer schon solch origineller Grundidee ein extrem spassiges Duo geschaffen wurden. Tucker and Dale sind für mich jetzt schon Kult und ich erhoffe mir mehr Filme mit Ihnen! Besonders beeindruckend fand ich Tyler Labine als Dale. Sein Dale ist grossartig. Er ist nicht nur durch seine Trotteligkeit und seiner Dummheit zum Schreien komisch, sondern verleihte seinem Charakter durchaus auch Tiefe, z.B. bei der Szene, als sein Hund gefangen wurde...sackstark!!!
Ich gebe "Tucker & Dale vs Evil" fast die Höchstnote, da er endlich sämtliche Klischees dieses Genres köstlich durch den Dreck zieht und das Duo absolut Klasse ist!