Wertesysteme bestimmen unseren Alltag - ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Sie können Menschen zu Verbrechern machen. Sie können Menschen in den Krieg führen, sie Terroranschläge und Verbrechen begehen lassen. Die Diskussion von Wertesystemen hat in unserer Gesellschaft eine ungeheure Relevanz gewonnen, die ungebrochen anhält.
Vor mehr als 2000 Jahren erfand Sokrates eine Methode, sich des eigenen Wertesystems bewusst zu werden, die "Sokratischen Gespräche". Einfache Fragen, bei denen die eigene Lebenserfahrung ins Allgemeine abstrahiert wird, decken das eigene Wertesystem auf. Einsicht aus erster Hand war Sokrates Devise. Was passiert, wenn man Schwerverbrecher mit dieser Methode konfrontiert?
Im Jahr 2000 ließ sich die Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel als einziges Gefängnis weltweit auf dieses Experiment ein. Viel erfolgreicher als Gespräche mit Sozialarbeitern und Psychologen führen die "Sokratischen Gespräche" zu einer authentischen Veränderung, entlarven die Glorifizierung von Verbrecherehre und Bandenmentalität, führen zu einer Entdeckung der eigenen Bedürfnisse, Sorgen und Ängste.
Ein Jahr lang begleiten die Filmemacherinnen Aleksandra Kumorek und Silvia Kaiser Langzeitinhaftierte, die mit Hilfe von sogenannten "Sokratischen Gesprächen" beginnen, sich selbst und ihr eigenes Wertesystem zu hinterfragen. Ein schwieriges Unterfangen, denn diese "Eroberung der inneren Freiheit" geschieht inmitten der gewalttätigen Atmosphäre des Gefängnisses - gegen innere und äußere Widerstände.