Mit „Wonder Woman“ bringt DC nun erstmals eine weibliche Heldin auf die Leinwand (erstmals stimmt natürlich nicht ganz, schließlich hatte Wonder Woman schon einen kleinen wie spektakulären Auftritt in Batman v Superman). Erzählt wird die Originstory der Amazone und ihr Kampf gegen den verräterischen Kriegsgott Ares, welcher, so denkt sie, Ursache aller Boshaftigkeit und damit auch aller Kriege unter den Menschen ist.
Das erste Drittel des Films spielt auf einer von der realen Welt abgeschirmten Insel, auf der die Amazonen leben und trainieren. Hier wächst Diana als Prinzessin der Amazonen auf und trainiert – heimlich – ihre Kampffertigkeiten von klein auf. Über ihre tatsächlichen, göttlichen Kräfte weiß sie zu dem Zeitpunkt noch nicht Bescheid, ihre Mutter weiß davon, hat jedoch Angst um Ihre Tochter. Alles ändert sich als ein Kampfflugzeug den Schutzschirm der Insel durchbricht und abstürzt. Diana rettet den Piloten und gerät sogleich in ein Gefecht mit deutschen Soldaten, welche das Flugzeug offenbar verfolgten. Soldaten des ersten Weltkriegs.
Von nun an gerät die heile Welt der Amazonen durcheinander und die junge Prinzessin realisiert, dass außerhalb ihrer Welt Kriege wüten und unendliches Leid geschieht. Also entschließt sie sich zusammen mit dem Piloten an die Kriegsfront zu reisen um Ares – den Kriegsgott – ein für alle Mal zu stellen, damit das Leid ein Ende hat. Doch im kriegsgeschüttelten Europa angekommen realisiert sie bald, dass alles nicht so einfach ist, wie sie sich das vorstellte…
Mit Wonder Woman gelingt DC zum ersten mal seit Nolans Batman-Trilogie wieder eine überzeugende Comicadaption. Vor allem die Wahl Gal Gadots für diese Rolle ist ein Glücksfall. Sie nuanciert den Charakter ihrer Figur genau richtig: die Naivität, mit der die von der Realität abgeschirmte Diana auf das zerrüttete Europa trifft wird gleichsam zu ihrer Stärke, denn es ist keine dumme Naivität, es ihr ehrlicher Wille zum Guten, die Warmherzigkeit aber auch die uneingeschränkte Entschlossenheit, mit welcher Wonder Woman ihren Weg geht. Dabei lässt sie sich auch nicht von Männern hineinreden, die noch dem antiquierten Frauenbild der Jahrhundertwende folgen. Dies wird besonders schön illustriert, als Wonder Woman einem Raum voller bärtiger, älterer Militärs – wo Frauen strikt Zutrittsverbot haben – kurzerhand die Meinung geigt: „wahre Armeeführer sitzen nicht geschützt in Kammern, sie reiten an der Seite ihrer Soldaten und kämpfen mit ihnen!“. Wonder Woman ist das Gegenteil der „Damsel in Distress“. Auch viele kleine, pointierte, oft humorvolle Momente unterstützen die Charakterzeichung Dianas. Sie ist eine starke Frau, ohne dabei abgehoben oder kühl zu wirken. Dafür sorgt u.a. das Wechselspiel mit ihrem Begleiter Steve Trevor – überzeugend gespielt von Chris Pine (Star Trek). Er hilft ihr sich in dieser für sie fremdartigen Realität zurechtzufinden, ohne sie dabei zu bevormunden, denn das würde sie ohnehin wenig interessieren. So entsteht zwischen den beiden Charakteren die richtige Chemie – beide haben aufrichtige Motive und gehen ihren Weg, beide respektieren und brauchen sich gegenseitig.
Neben den überzeugenden Hauptfiguren gelingt dem Film zudem ein intelligenter Twist gegen Ende, der eine unerwartete Differenziertheit hinzufügt. Vor allem aber unterscheidet sich „Wonder Woman“ von den beiden DC-Vorgängern „Man of Steel“ und „Batman v Superman“ dadurch, dass hier eine Geschichte erzählt wird, bei welcher der Held sich mal nicht in ständigen, düstersten Zweifeln badet, bei der stattdessen die Heldenhaftigkeit aufrichtig gefeiert wird. Wonder Woman ist eine warmherzige Idealistin. Und dafür kämpft sie.