Die Verfilmung von Barbie geistert gefühlt schon seit einer halben Ewigkeit in der Branche herum. Nachdem das Thema bei so ziemlich jedem Major außer Disney auf dem Tisch lag, war es am Ende Warner, die den Mut aufbrachten, der ikonischen Puppe endlich Leben einzuhauchen. Und auch wenn hinter Barbie natürlich die starke Marke steht, so bleibt nach den ganzen zahlreichen Franchise-Fortsetzungen in den letzten Monaten nur eins zu sagen: DANKE WARNER, DANKE GRETA, DANKE NOAH, DANKE MARGOT, DANKE RYAN!!!
Barbie entführt uns nach Barbieland, wo jeder Tag aufs neue der perfekte Tag für alle Barbies und Kens ist. Die Sonne scheint, das imaginäre Essen schmeckt, die allabendliche Party steht, Ken ist einfach Ken. Doch die Stimmung trübt sich, als der stereotypischen Barbie plötzlich Gedanken nach dem Tod kommen und ihre gesamte Fußsohle den Boden berührt. So muss Barbie in die echte Welt, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Begleitet wird sie dabei von Ken, der seine ganz persönliche Epiphanie in der echten Welt erlebt.
Barbie mag zwar ab sechs Jahren freigegeben sein, ist aber definitiv kein Film für Kinder. Das wüsste man auch, hätte man sich vor dem Film mit dem bisherigen Schaffen von Greta Gerwig beschäftigt. Wer eine quietschbuntfröhliche Komödie mit Wirbelnados und Feenstaub erwartet hat, wird bitter enttäuscht werden. Barbie ist eine bitterböse Gesellschaftskritik unter dem Denkmantel der heilen rosa Blütenwelt. Der Film prangert die, zugegeben hier sehr stark gezeichneten, Missstände bezüglich des Frauenbilds in der Gesellschaft an und kommentiert diese gnadenlos in Gestalt nicht etwa von Barbie, sondern von Ken. Ryan Gosling personifiziert extrem überzeichnet das Frauenbild der letzten 70 Jahre und geht sogar noch einen Schritt weiter. Zwar gibt es hier und da den einen oder anderen gut platzierten Gag, aber eigentlich gibt es nichts zu lachen. Wenn angeprangert wird, dass Frauen vielleicht in der Theorie die Möglichkeit haben, alles zu werden was sie möchten, sie aber bedingt durch das System mit den gegebenen männlichen Strukturen kaum in die Position kommen, dass auch so umzusetzen, dann mag das zwar an der einen oder anderen Stelle etwas zu schwarz gemalt sein, dennoch sollte man es als Feedback aufnehmen, und das ist schon schlimm genug.
Zur Leistung der Darsteller muss man nicht viel sagen, außer das alle durch die Bank weg überzeugen, vorneweg Ryan Gosling, der die Rolle und ihre Entwicklung perfekt verkörpert. Margot Robbie spielt gut, aber Ryan Gosling wird im Gedächtnis bleiben.
Barbie hebt also mahnend den Zeigefinger und verpackt ihn in rosa Bonbonpapier. Eigentlich kann man nur hoffen, dass der Film schlecht altert, denn dann hat sich vielleicht was getan in Sachen wahrer Gleichberechtigung. Bis dahin ist er ein sehr gelungenes, metaphorisches Zeugnis unserer Zeit.