Bitte gebt uns Blade zurück!!!
Voller Vorfreude und gestärkt durch überdurchschnittlich gute Kritik
auf diversen User-Bewertungsportalen musste ich letzte Woche Underworld
Awakening über mich ergehen lassen. Obwohl keine kinogeschichtlichen
Meilensteine, war ich immer Fan der Underworld Reihe. Auch wenn sich
der Qualitätsverfall, wie so oft, schon nach dem ersten Teil andeutete,
konnte man mit solch einem Ergebnis nicht rechnen. Ohne Ispiration
abgedreht scheint es, als hätte Len Wiseman beim schreiben des
Drehbuches zu viel Resident Evil geschaut - oder er ist einfach nur
scharf auf Milla Jovovich. Selene, just durch das Blutgeschenk des
unsterblichen Vaters Alexander Corvinus noch so mächtig, dass sie gar
Markus, den ersten und ältesten Vampir besiegen konnte, hat plötzlich
wieder eine Heidenangst vor kleinen Lycanern. Wir erinnern uns, wie
leicht es Victor, einem anderen Vampirfürst, im ersten Teil fiel, die
gewöhnlichen Lycaner zu besiegen. Wie immer ausgerüstet mit zwei
automatischen Pistolen kämpft Selene emotionslos gegen Zombies. Oh,
Entschuldigung! Ich meinte natürlich Werwölfe. Die Story ist so
überladen und trotzdem ausgedünnt, dass man sich im Kino beim
unbewussten Kopfschütteln ertappt und sich sehnlichst Wesley Snipes auf
die Leinwand zurückwünscht. Wiseman stopft die nicht einmal 90 Minuten
voll mit angefangenen Ideen und Handlungssträngen. Aneinandergereiht
werden sie abgedreht, obwohl eine Storyline alleine ausgereicht hätte,
einen ordentlichen Film daraus zu machen. Da sind der Tod Michaels, ihr
Kind und die abstruse Fähigkeit plötzlich durch die Augen ihrer Tochter
sehen zu können. Alles wird wie am Fließband abgefertigt. Die
Verbündeten wechseln hin und her, für keinen ist mehr als 10 Minuten in
der Geschichte reserviert. Für den Zuschauer ist es ein Ding der
Unmöglichkeit, auch nur die kleinste Beziehung zu den Darstellern
aufzubauen. Und auch der Feind wechselt sprunghaft. Mal ist die
Menschheit der größte Widersacher, dann "Oho, sieh da!" doch wieder
neuerstarkte Lycaner. Zu guter Letzt bleibt noch das schreckliche Ende,
das den Machern von Underworld passgenau die Möglichkeit einräumt,
gleich noch einen unansehnlichen Teil hinterherzufeuern. Dann aber ohne
mich, das steht fest.
Fazit: Underworld Awakening kann nicht überzeugen. Logikfehler, eine
schlechte und überladene Story und schauspielerischer Bodensatz treffen
ungebremst aufeinander. Da kann auch 3D nichts mehr drehen. Einziger
Lichtblick: Die Aktionscenen sind durchaus ansehnlich und Kate
Beckinsale im Lederoutfit bleibt, trotz erster äußerlicher
Alterungsmerkmale, ein willkommener Augenschmaus.