Auch wenn ich mit dieser Meinung relativ allein dastehe, ich fand in diesem Fall das Sequel besser als den ersten Teil.
Zunächst mal, die Story ist, wie auch im ersten Teil, solide zusammengeschustert. Der Spannungsbogen verläuft praktisch identisch mit dem des Vorgängers, womit man ja auch nichts falsch macht. Immerhin wurde das Setting mit Thailand/Bangkok komplett neu gesetzt, wodurch sich die ganze visuelle Inszenierung der Handlung ändert. In Verbindung mit dem zusätzlichen Aspekt des Culture-Clash, des im Vergleich zum ersten Teil für die Protagonisten noch unbekannteren und unsicheren Handlungsumfeldes, hebt sich der Film doch ein gewisses Stück vom Vorgänger ab. Dieses muss wie gesagt an frischem Wind reichen, da ja die Story ansonsten gleich gestrickt ist.
Was bei dem Film auffällt ist die professionelle Machart. Schon in der ersten Minute überraschen stimmungsvolle Landschaftsbilder (Thailand), die man so gar nicht erwartet. Die visuelle Gekonntheit setzt sich den ganzen Film hindurch fort. Auch der Soundtrack (u.a. Jay-Z) lässt nichts zu wünschen übrig und unterstützt stets angemessen die jeweilige situative Stimmung. Da der Film „Hangover“ heißt, muss er sich natürlich in krassen, vulgären und enthemmten Szenen überbieten. Hierbei toppt das Sequel den Vorgänger noch. Verbrechen bzw. Störung der öffentlichen Ordnung, Drogen, (käuflicher) Sex sind hier weiter auf die Spitze getrieben als in HO1. Dieses verdankt der Film auch der verstärkten Präsenz des absolut schrägen Chow, der im ersten Teil nur Sidekick war, im zweiten aber einen größeren Part zugesprochen bekam. Die Gags mögen insgesamt in Frequenz und Qualität nicht ganz mit dem Vorgänger mithalten können, teilweise bekommen Freunde von Anarcho-Humor aber gerade hier mehr geboten. Ja, Hangover 2 ist härter als Part 1, es zählt aber auch zu den Stärken des Films, dass dieses nicht zu gewollt rüberkommt und man sich nebenher noch für die Figuren Zeit genommen hat.
Die Charaktere in ihren verschiedenen Persönlichkeiten authentisch und nicht klischeehaft wirken zu lassen und sie gegenüber dem Vorgänger vorsichtig etwas weiterzuentwickeln, ist ebenfalls ein Plus des Films. Dieser wechselt z.B. an einer Stelle in die Perspektive Alans (Galifianakis) als sich dieser unter Meditation an die vergangene Nacht erinnert. In dieser Szene sind alle Protagonisten einschließlich ihm selbst als Kinder dargestellt, worin Alans Selbst- und Weltbild auf elegante Weise zum Ausdruck kommt. Seine Bewunderung insbesondere für den coolen Phil ist ebenfalls ein Thema, genau wie dieser sich halb distanziert im Endeffekt doch mit dieser ihm zugedachten Großer-Bruder Rolle abfindet. Der dritte im Bunde (des Kern-Trios), Stu, ist immer noch ein recht spießiger Normalbürger, er wirkt aber nicht mehr so leicht aufzuscheuchen wie noch in der Vegas-Episode, behauptet sich während des Trips trotz Widerwillen und stellt am Ende des Films fest, dass in ihm eben doch wesentlich mehr steckt als der zahme Zahnarzt als der er für seine Hochzeit nach Thailand gekommen ist. Alles in allem handelt es sich m.E. um einen sehr gelungenen Film.