Filmkritik zu Terminator: Dark Fate (spoilerfrei)
Terminator - Ein Franchise voller Irrungen, Wirrungen und Missverständnisse. Waren die ersten beiden Teile Vorreiter ihrer Zeit, die das Action-Kino neu definierten, verkam Teil 3 mit einer Terminatrix nur zu einem unterschätzten Durchschnitt, dem Teil 4 mit Christian Bale inmitten der Dystopie ein zu dunkles Kapitel beisteuerte. Mit Genesys wurde eine Art Neustart versucht, der lediglich die Überraschung des Zuschauers bezweckte und uns eine andere Variante des Originals erzählte.
Nun folgt also der offizielle dritte Teil der vermutlich nicht abgeschlossenen Geschichte ('Trilogie' wäre in diesem Zusammenhang bemerkenswert inkorrekt) - und enttäuscht.
Fangen wir mit den positiven Dingen an, der Action: MacKenzie Davis bewirbt sich für eine Rolle als Jane McClane, spätestens nach 25 Minuten, wenn sie im Unterhemd kämpft. Jedoch sind ihre Szenen danach etwas schwunglos, der finale Kampf ist im Trailer zu finden und gibt dort wesentlich mehr, als im Endresultat. Warum ist das so? Die erste Begegnung mit Rev-9 (nicht vollwertig: Gabriel Luna) hat so viel Power, dass es eher unmöglich ist, diese Energie mit in den weiteren Verlauf zu nehmen. Natürlich nimmt Tim Miller das Tempo raus um uns die nächste Konfrontation zu zeigen, die mit Schauwerten, ob zu Luft oder zu Wasser durchaus zu punkten weiß, das Gefühl, dass das Pulver verschossen wurde, werde ich aber nie los.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist der durchaus sehr sparsam eingesetzte Humor, der im Grunde auch nur in der ersten Begegnung mit Modell 101 (Arnold Schwarzenegger) ausgespielt wird.
Sarah Connor (Linda Hamilton) wirkt mit ihrer Coolness grundsätzlich nicht fehl am Platz, aber warum durchbricht sie diese? Ihre Charakterentwicklung wird nur in einer minimalen Rückblende gleich zu Anfang umrissen, ihre Emotionalität im weiteren Verlauf wirkt hingegen unnötig. Eine Charakterentwicklung hat nichts mit Tränen oder Trauer zu tun, und wird auch seiner Glaubwürdigkeit beraubt, wenn sie als harter gefestigter Charakter, welche einzig die Terminator-Geschichte durchgemacht, gegen ihre eigenen (Verhaltens-)Regeln verstößt. Der Heldenreise fehlt ihre dunkelste Stunde und da sie (wenn es das denn sein soll) nur angerissen wird, werde ich emotional gar nicht gepackt. Schauspielerisch hatte Linda Hamilton sicher bessere Zeiten.
Ich rutsche schon in die negativen Punkte des Films hinein, von denen eindeutig das Storytelling zu den wirklich bedauernswerten gehört. So ist nicht ersichtlich, warum es jetzt Legion (statt Skynet) sein muss, woher die anderen Terminatoren ohne zugehörige Beschützer kommen, warum Daniella (Natalia Reyes) exakt die John-Connor-Rolle übernimmt und warum Sarah mysteriöse Textnachrichten bekommt. Diese Schwäche wird von Arnie auch konkret benannt, das führt den Film an sich und seine handelnden Personen ad absurdum. Klar, einige Aspekte der Story werden 'aufgeklärt', aber völlig unbefriedigend, und zwar an jeder einzelnen Stelle, an denen ich auf etwas Neues, Erschreckendes, Logisches hoffe. Das zieht sich sogar bis in das banale Schusstraining. Und das Gefühl, das etwas fehlt, werde ich ebenfalls nicht los.
Auch der Umgang mit DER Franchise-Figur John Connor enttäuscht maßlos.
Man mag mir gerne mangelnden Respekt vorwerfen, aber dennoch: Frauen als Helden sind in konkret diesem Film gelinde gesagt lächerlich. Niemand traut niemandem, es wird gezickt, wo immer es möglich ist (der Film vergisst dabei ganze Fragen zu beantworten -> Tattoo von Grace) und als ein weibliches Pendant muss man wohl 'advanced' (ohne müde zu werden, es immer wieder zu erwähnen) sein um mithalten zu können. Black Widow hätte jede der Damen drei mal in die Tasche gesteckt ohne dabei das Brötchenschmieren unterbrechen zu müssen. Einzig Dani findet irgendwann ihren Mut und ich für meinen Teil war froh, dass diese überfällige Entwicklung endlich eintrat.
Schwach ist indes auch Gabriel Luna als Rev-9. Während ein Terminator wenigstens eine mit latentem Mysterium ausgestattete Backstory bekommt, ist überhaupt nicht ersichtlich, worin denn hier die Gefahr besteht. Erinnere ich mich richtig, hätte man den Typen auch in den 90ern mit erstaunlich einfachen Mitteln platt gemacht (Matrix wird 1:1 kopiert, nur um am Ende Teil 3 zu kopieren). Auch seine Zweiteilung bleibt dem Zuschauer unverständlich und soll einfach gut aussehen, aber bedrohlich? Nein. Außerdem redet er im Vergleich zu allen anderen Terminatoren viel zu viel, damit ist er nicht mehr so cool, wie noch ein Robert Patrick, um eine adäquate Erscheinung zu vergleichen.
Aus der Darstellerriege sind Natalia Reyes und Zugpferd Arnie hervorzuheben.
Im Grunde wird Teil 1 wieder erzählt, nur dass man wohl auf einige Elemente von Teil 4 und 5, die man ignorieren wollte, nicht verzichten konnte/wollte.
Fazit: Ja, der Film ist wieder deutlich handwerklicher, als seine beiden Vorgänger, die Action ist brilliant und atemberaubend, allerdings nicht so fortlaufend wie noch in Judgement Day. Das kann gut oder schlecht sein, jedoch sind einige Pressemitteilungen schlichtweg falsch. Mir persönlich gefällt das pointierte Einsetzen, wenn denn das Geschichtenerzählen drum herum funktioniert und das tut es leider nicht. Mein angemessener Kinopreis beträgt 4,- Euro, so man von einer Spitze von 20,- ausgehen mag. In Sternen ausgedrückt leider nur wohlwollende 2.5/10, ausschließlich wegen der toll inszenierten Action bzw. der teilweise guten Ideen dahinter. In der Reihe an sich ist er meiner Meinung nach nur besser als 'Die Erlösung' und nimmt sich nichts im Vergleich zu 'Genesys'. Der Film ist dritter und erster Teil zugleich, die Hoffnung bleibt, dass ein weiterer Film auf dieses Fundament aufbauen kann, denn das haben, soviel Trost kann ich spenden, andere Franchises auch geschafft.