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    Korankinder
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    Filmdoktor
    Filmdoktor

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    3,5
    Veröffentlicht am 8. November 2020
    Über Bildung, Religion und gesellschaftliche Klassenunterschiede -

    Am Anfang des Dokumentarfilms "Koran Kinder" steht für den Filmemacher Shaheen Dill-Riaz, der in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, geboren wurde und In Potsdam-Babelsberg Film studierte, die Frage nach den Ursachen für bestimmte Entwicklungen innerhalb des Islams in Bangladesch. Er beobachtet ein religiöses Treffen der Gemeinschaft "Tablighi Jamaat", zu dem drei Millionen in die Hauptstadt strömen. Aus seiner Kindheit war ihm diese Art von religiöser Bewegung unbekannt - zumal er selbst in einem religiös liberalen und eher westlich orientierten Elternhaus aufwuchs. Dill-Riaz erkennt, dass die islamische Ausbildung in den Koranschulen, den Madrasas, wohl eine der Ursachen für diese Entwicklung des Islams in Bangladesch ist. Nur durch sehr gute Beziehungen gelingen ihm fortan Bilder aus dem Inneren des Schullebens einzelner Madrasas. Es folgen Gespräche mit einem Bildungswissenschaftler und mit Eltern von Madras-Schülern, so dass sich langsam ein differenziertes Gesamtbild prägt:

    Die Madrasas, in denen vorrangig der Koran auswendig gelernt und Wissen rund um islamisch korrektes Leben erworben wird, dienen gerade den Kindern der ärmeren Schichten als Waisenhäuser bzw. Internate. Vielfach wird in der Ausbildung zum Hafiz (= Person, die den Islam komplett auswendig kennt) der einzige Weg gesehen, um der Armut zu entkommen. Gleichzeitig hoffen die Eltern auf Belohnung im Jenseits durch das vorbildhafte Muslimsein ihrer Kinder. Da die (korrekte) Rezitation des Koran im religiösen Leben entscheidend und auch deutlich wichtiger als das Verständnis des Textes ist, erscheint es auch nicht sinnlos, 6234 Verse in einer Sprache (= Arabisch) zu lernen, die die Kinder nicht verstehen.

    Der Bildungswissenschaftler erklärt die Entstehung der Madrasas und die Ablehnung des westlichen Bildungsideals aus der britischen Kolonialgeschichte. Zudem gibt es in der Beurteilung dieser Koranschulen deutliche Unterschiede in der Gesellschaft: Während die Unterschicht darin Chancen auf bescheidenen Wohlstand und spirituelles Heil erblickt, ist die Mittelschicht in ihrer Haltung gespalten und die Oberschicht lehnt dieses Schulwesen weitgehend ab. Zudem gibt es auch Madrasas, die allgemeine Lehrpläne für den Unterricht zugrunde legen und neben Islam auch sonstiges Schulwissen vermitteln.

    "Koran Kinder" ist ein sehr persönlicher Dokumentarfilm, in welchen auch die Familiengeschichte des Regisseurs Shaheen Dill-Riaz einfließt, der faszinierende Einblicke in Geschichte und Struktur der Koranschulen, der Madrasas, in Bangladesch vermittelt. Ohne die Unterdrückung während der britischen Kolonialzeit und die Geschichte der Unabhängigkeit dieses 160 Millionen Menschen zählenden Landes, welches Islam als Staatsreligion in der Verfassung verankert hat und zugleich eines der ärmsten Länder Asiens ist, sind die Bilder allerdings schell in Richtung Indoktrination und Islamismus missverständlich. "Koran Kinder" versucht hingegen ein differenziertes Bild des Islam und der Madrasas zu zeichnen, verlangt dafür aber Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich über den Film hinaus mit der Thematik auseinanderzusetzen.
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