Komme grade aus der Vorpremiere und ... hmmmm ... als jemand der die Classic Filme in und auswendig kennt, fühlte ich mich von Star Trek "(1)2" zu 50% gut unterhalten und zu 50% ganz gehörig vom Regisseur, Drehbuchautoren und Produzenten verarscht. Warum? Es folgen Spoiler.
Will der Film nun Star Trek 12 oder Star Trek 2 sein. Er ist beides nicht. Die erste Hälfte fand ich noch sehr unterhaltsam. Aber spätestens nach der Szene, in der sich John Harrison tatsächlich als "Kahn" outet, schlug meine Stimmung um. Wie oft haben uns die Herren Autoren an der Nase herum geführt, ja sogar dementiert, dass Kahn im Film auftaucht!? Nur um ihn dann doch zu zeigen. Benedict Cumberbatch spielt seine Rolle gut, ohne Frage. Jedoch ist seine Figur deutlich blasser als seine Paraderolle als Sherlock Holmes und wird in meinen Augen gar unsichtbar vor der Leistung von Ricardo Montalban, dem echten Kahn aus Star Trek 2. Ich denke dass ist es, warum mir der Film so einen bitteren Geschmack beschert. Als alter Trekkie MUß ich aufgrund der ganzen Zoten und der Story den Vergleich zu "Der Zorn des Kahn" ziehen, wobei ST12 gnadenlos verliert. Man kann keinen so geliebten Klassiker neu aufleben lassen und dann noch glauben, liebe Autoren, dass es ja so ungemein trickreich ist, wenn Kirk diesmal im Maschinenraum abkratzt und Spock auf der anderen Seite der Scheibe ein Tränchen wegdrückt und Zornerfüllt "Kaaaaaaaaahn" schreit. Und dann einen armen toten Tribbel zu gebrauchen, der natürlich genau in dem Moment, durch Kahns Blut zum Leben erwacht, als Kirk auf der Bahre hinter McCoy liegt. Das offensichtliche war sozusagen unvermeidlich.
Das bei Abrams alles größer, breiter, bunter ist, daran hat man sich schon im ersten Teil, den ich übrigens noch sehr gut fand, gewöhnt. Aber was sollte denn dieser fette Warpkern? In den Kirk mal eben so reinkriecht um dann mit ganzer Körperkraft irgendwas mit Füßen neu auszurichten. Ja is klar ... wir klettern ohne Schutzanzug mitten in einen Reaktorkern. Was damals im echten Star Trek 2 noch Glaubwürdig rüber kam (durch Spocks andere Physiologie und dem Umstand, dass er zwar im strahelnverseuchten Bereich rumgewerkelt hat, aber nicht mitten in den Reaktorkern geklettert ist), war hier nur Effekthascherei ohne große Dramatik, die mich in keinster Weise beeindruckt hat.
Manch anderer könnte diverse Sprüche und nachgeahmte Kamerawinkel als liebevolle Hommage bezeichnen. Ich finds einfach nur schlecht kopiert, albern umgesetzt und vor dem Hintergrund all der Dementis vorher, ein Kopfstoß.
Lobend erwähnen muß ich allerdings, dass sich JJ Abrams die Kritik am Maschinenraum aus dem ersten Teil zu Herzen genommen hat, da dieser nun nicht mehr wie eine Brauerei aussieht. Mit Lensflares hat er sich erfreulicherweise auch stark zurück gehalten.
Der überraschende Gastauftritt von Leonard Nimoy hat mich zwar gefreut, wirkte im Vergleich zum ersten Teil aber aufgesetzt und für die Story belanglos. Lediglich wird dem Zuschauer so schlagartig bewußt gemacht, dass der liebe Kahn doch nicht das arme Opfer ist und Kirk nur benutzt. Aber das hat der gute Kirk eine Szene später ja selber bereits im Bauchgefühl.
Wo wir schon beim Thema Story sind. Die Idee Sektion 31 aufzugreifen fand ich klasse. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein einziger hochrangiger Admiral die Entwicklung und den Bau der Dreadnaught Class zu verantworten hat, ist noch unglaubwürdiger als der Bau der Scimitar durch Shinzon in Star Trek Nemesis - und das will schon was heißen.
Das Grundthema ist durchaus klasse, wenn es denn eine eigenständige Story geworden wäre, ohne den großartigen "Zorn des Kahn" zu imitieren.
Technisch gibt es am Film nichts auszusetzen. Das konvertierte 3D funktioniert sehr gut, die Special Effects sind klasse. Michael Giaccinos Score hat ein sehr schönes neues ruhiges Piano Thema. Ansonsten ist viel aufgewärmtes aus dem ersten Teil dabei. Ein besonderes Thema für die Klingonen konnte ich nicht ausmachen, aber da warte ich noch mit der finalen Kritik auf die Score Veröffentlichung.
Eine Anemrkung habe ich noch zur deutschen Synchro: Chekov hat mich durch seine Beaker-Stimme (siehe die Muppets) regelrecht genervt.
Bin ich eigentlich der einzige der sich gewundert hat, dass die Enterprise am Schluß des Films doch ganz schön schnell wieder zusammengeflickt und poliert wurde !? Ach was zerbrech ich mir den Kopf ....
Der Film hat Potential, der erste Star Trek Film zu werden, den ich mir auf keinem Medium kaufe. Ich bin fertig.
P.S.: Da fällt mir grade ein... wieso sieht Praxis, der Mond um Ko´nos eigentlich schon so versprengt aus? Das ist selbst in den Classic Filmen erst in Star Trek 6 passiert ... mit nem alten grauen Kirk