Nach einigem Warten liefert J. J. Abrams mit „Star Trek Into Darkness“ seinen zweiten Film der nun satte zwölf Teile beinhaltenden Spielfilmreihe.
John Harrison verübt als ehemaliger Agent der Sternenflotte Sprengstoffanschläge und soll zur Strecke gebracht werden. Captain Kirk, dem wegen Versagens das Kommando über das Raumschiff Enterprise entzogen wurde, erhält dieses für den Kampf gegen Harrison zurück.
1978 saß man im Kino und durfte „Krieg der Sterne“ bewundern. Ziel war, dass der Zuschauer gut unterhalten, also mit der Action einer rasanten, abwechslungsreichen Geschichte und optischen Schmankerln versorgt wurde, um den Film zum Erfolg zu bringen. Dass in dem imposanten Vorspann „Episode IV“ geschrieben stand, fiel zwar auf, aber schon tauchte man in den Kampf zwischen Imperium und Rebellen. Zwei Jahre darauf startete „Star Trek – Der Film“ in den deutschen Kinos, der die Fernsehserie aus den späten 1960ern in ein leinwandfähiges Format brachte. Wegen des Erfolgs kam Episode auf Episode, Film auf Film, mit eigenständigen oder aufbauenden Storys. Filmemacher haben versucht, für diverse erfolgreiche Storys verschiedener Genres die passenden Prequels zu produzieren. Wie haben die Hauptfiguren ihre Persönlichkeiten, Eigenheiten und Fähigkeiten entwickelt, ihre ersten schwierigen Hürden überwunden und Ziele erreicht? Auch hierfür zeigte das Publikum großes Interesse. Es folgten die Episoden I bis III zu George Lucas‘ Sternenkrieg und im Jahr 2009 „Star Trek“ von J. J. Abrams als sehr erfolgreiches Prequel zu den bekannten Weltraumabenteuern mit Captain Kirk und seiner Crew. Wie schwierig es ist, zuerst eine Figur zu bilden und dann agieren zu lassen, zeigte jüngst der „Iron Man“: Das Flair des ersten Teils, der Tony Stark zum Helden entwickelte, ist in den Sequels nicht mehr zu finden. Die Dünne des actionbetonten zweiten Teils konnte im Nachfolger nur mit Einfallsreichtum, Humor und mehr subtilem Bezug auf die Person Stark übertroffen werden, ohne an das Einführungswerk heranzureichen.
J. J. Abrams hat es sich für das Sequel zum Prequel offenbar nicht zur Hauptaufgabe gemacht, die noch junge Führungsgruppe des Raumschiffs Enterprise weiterzuentwickeln. Stattdessen wird die Figur Khan entwickelt. Khan (vollst. Khan Noonien Singh) ist für Trekkies eher das Gegenteil eines Unbekannten, taucht erstmals in der Folge „Der schlafende Tiger“ (im Original „Space Seed“) der ersten Staffel von 1967 als ehemaliger Erdendiktator auf, um dann im Jahr 1982 in „Star Trek - Der Zorn des Khan“ wieder gegen Kirk und seine Mannschaft anzutreten, beide Male gespielt von Ricardo Montalban, der 2009 im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Es ist kein schlechter Einfall, diese dominante Figur einzuführen, da im Kampf gegen Khan die unerfahrene Enterprise-Crew ein bisschen zusammenwächst, was aber leider nicht sonderlich herausgestellt wird. Die Story ist in der Inszenierung überwiegend originell und spannend. Die Verwendung von Szenenelementen aus „Star Trek - Der Zorn des Khan“ ist wohl konstruktiv gedacht, wirkt aber genauso wie das Cameo von Leonard Nimoy dem Ideenreichtum leider entgegen. Beeindruckend ist die Bildgewalt, die dem Betrachter ständig die Wucht und Größe der szenischen Umgebung einimpft und damit die Ansprüche in Bezug auf die filmtechnischen Möglichkeiten für ein Science-Fiction-Abenteuer mehr als befriedigt. Der Wortwitz ist quantitativ etwas geringer als im Vorgänger, aber wohldosiert untergebracht. Es erscheinen die Charaktere, wie der Trekkie sie kennt, z.B. Kirk entscheidungsstark, risikobereit bis draufgängerisch, Spock überwiegend emotional zurückhaltend, logisch überlegend und „Pille“ Dr. McCoy reichlich emotional veranlagt. Für eine Fernsehserie, die mit stark unterschiedlichen Helden, scheinbar unbesiegbaren Gegnern oder Phänomenen sowie kreativen Ideen ausgestattet ist (und ohne dies nicht bestehen könnte), reichen dann die soliden Leistungen der Schauspieler für ein gutes Ergebnis. Das gilt auch für „Star Trek Into Darkness“.
Wie geht es weiter? Wie wird Khan zum Inder? Man kann es kaum abwarten.