Auf die Frage, wer im Moment der glücklichste Regisseur in Hollywood ist, klopfen sie doch mal an die Tür von J.J. Abrams, er wird sie sicherlich mit Tee und Keksen begrüßen. Nicht nur, dass ihm die zwar kniffelige, aber extrem prestigeträchtige Aufgabe zuteil geworden ist, das "Star Wars" Universum neu zu beleben, er ist ebenso das neue Zentrum des ebenso gigantischen "Star Trek" Universums. Sein Vorgänger war ein unerwartet starker Startschuss, dass ihm für den zweiten Teil "Into Darkness" nun noch mehr Eigenständigkeit, Geld und Bombast bereitstellt. Und Abrams macht aus dieser Vorlage eines der epischsten und atemberaubendsten Kinoerlebnisse dieses Jahres, an dem sich alle anderen kommenden Blockbuster erst einmal messen müssen.
"Into Darkness" ermöglicht einen schnellen Einstieg in den Film und dort zeigt sich schon Abrams feinfühliger Stil. Die roten Wälder zu Beginn sehen atemberaubend aus, das trotz minimalen Aufwands, bei genauerem Hinsehen sind sie einfach rotübezogen. Sowieso versucht Abrams CGI – Effekte dort wegzulassen, wo es nicht zwingend notwenig sind. Abrams baut bei den Masken der Ureinwohner auf das gute, alte Make-up. Auch andere All – Bewohner wie Bordmitglieder oder die Klingonen fahren gut mit diesem Retrostil.
Ansonsten krachts aber ganz gewaltig, die Effekte, Panoramen sehen unwerfend aus und stilistisch auch nochmal eine Ecke aufregender als im Vorgänger. Hinzu kommt, dass das 3D dieses Mal nicht überflüssig erscheint. Weltraumschlachten und riesige Städte wie bunte Welten sind geradezu prädestiniert für den dreidimensionalen Überzug. Zudem lässt es sich Abrams auch nicht nehmen, Objekte, wie Wrackteile oder abgeschleuderte Pfeile in das Publikum fliegen zu lassen, das unterstützt den Spaß am ganzen Film nochmal ungemein. Denn "Star Trek Into Darkness" kommt mit seinem natürlich, witzigen Charme auch nochmal eine Ecke stärker als im Vorgänger daher. Überragend pointiert sind die Dialoge zwischen Spock und Kirk, die aber auch beide eigenständig wunderbar ironisch wirken. Zudem bekommen Scotty's aberwitzige Monologe mehr Raum zu Entfaltung, da sich seine Spielzeit erhöht, ebenso wie "Pille" McCoy, der jetzt nicht nur endlich mit seinem Spitznamen genannt wird, sondern auch seine etlichen Metaphern zur Darstellung der Situation wirkungsvoll nutzt.
Man könnte meinen, "Into Darkness" setzt in Bezug auf seinen Vorgänger überall eine Schippe drauf und das gilt auch für den Handlungsverlauf. Im Prinzip ist die Story recht einfach gestrickt, aber enorm kraftvoll umgesetzt und vor allem mit zahlreichen, unerwartetenden Wendungen versehen. Es gibt wenige Momente zu verschnaufen, immer wieder nutzt Abrams ruhige Momente, um sie ruckartig zu durchkreuzen, was Spannung und Tempo durchgehend hoch hält. So schleichen sich eigentlich auch keine Längen ein, obwohl Taktikmanöver und Fokussierung für Gefahrensituationen durchaus vorhanden sind, Abrams findet einfach eine richtig Balance. Ein wahrer Augenöffner sind auch seine Actionszenen und deren kreativer Unterbau. Die Kampfszenen bei den Klingonen sind sowohl in der Luft als auch auf dem Boden spektakulär, was auch daran liegt, dass beim Hauptgegner
Khan
die richtige Balance zwischen eiskalter Bedrohung, Unberechenbarkeit und Coolness gefunden wurde. Das wahre Highlight des Films ist allerdings die elektrisierende Weltraumszene, in der
Khan
und Krik versuchen, in das andere Raumschiff zu "springen".
Bei all dem Lob für Technik und Spannung ist natürlich der Cast ein weiterer Höhepunkt. Chris Pine und Zachary Quinto können ihren Rollen mehr Tiefe und Facettenreichtum hinzufügen, sie finden sich wunderbar in ihre Hauptrollen als Kirk und Spock. Auch die weiteren Crew – Mitglieder wie Karl Urban, Zoe Saldana, John Cho und vor allem der Dauerbefeurer Simon Pegg werden allmählich unabkömmlich, das neue Star Trek "Familien" – Gebilde (eine Metapher, die nicht zufällig verwendet wurde) wird dermaßen homogen, dass man es kaum für möglich gehalten hätte. Mit Benedict Cumberbath findet die Crew auch einen würdigen Gegner, der es in seinen Szenen schafft, sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dauernd eine bedrohliche Atmosphäre aufrechtzuerhalten, dass es selbst im Kinosessel einigen ungemütlich wird.
Leider hat auch "Into Darkness" einige Schwächen, die man zumeist aber locker übergehen kann. Richtiger Schwachpukt ist die Darstellung von Alice Eve. Ihre Rolle offebart in Dialogen und Wendungen die schwächsten Momente des Films, ihr schauspielerisches Potential ist vielleicht auch begrenzt, dass sie nicht richtig Fuß fassen kann. Das Ende ist dann vielleicht auch etwas dick aufgetragen, was dem Werk aber mehr Gefühl verleiht. Vielleicht sind auch einige Wendungen einfach zuviel des Guten. Was schlussendlich noch auffällt, ist die schwerwiegende Syncronisation Cumberbath's, trotz stimmlich richtiger Klangfarbe, ist sein stark britischer Akzent für die deutsche Stimme schwer richtig zu übersetzen, das Ergebnis passt optisch häufig nicht.
Fazit: Das Franchise lebt, es besitzt sowohl neue Eigenständigkeit wie ehrwürdige Verbeugungen vor den Klassikern und vor allem Protagonisten und Antagonist, die geradezu fordern, provozieren und die Begierde wecken, den weiteren Verlauf des "Star Trek" – Universums zu sehen. Nüchtern und kurz gefasst, "Star Trek Into Darkness" ist schlichtweg grandios.