Die ausschweifenden Kritiken, die hier vom halben oder gar fünf Sternen sprechen, gehen beides weit an der Wahrheit vorbei. Taken 2 ist nicht unterirdisch schlecht, aber zu einem Meisterwerk macht das den Film deshalb noch lange nicht. Natürlich ist es mächtig schwer zu einem Film wie "Taken" einen zweiten Teil mit denselben Schauspielern zusammen zu schustern, ohne dabei in stupide Wiederholungen abzugleiten.
Wieder wird jemand entführt, wieder waren es die Albaner und wieder kann nur ein Mann alles richten! Ich fühl mich wie in die 80er zurückversetzt. Hilflose Frauen, toughe Helden und charakterlose Bösewichte ohne Moral.
Durch die unglaublich banale, klischeehafte Charakterzeichnung verliert der Film schon auf den ersten Metern jegliche Glaubwürdigkeit und die platten, gestellt wirkenden Dialoge der Familie Mills setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Ein psychologisches Trauma der Tochter aus dem ersten Teil? Fehlanzeige. Die Ehefrau als selbstständiges Weibchen jenseits des völlig hilflosen und ansonsten nutzlosen Augenfangs, dessen alleinige Daseinsberechtigung sich darauf beruft, ständig gerettet werden zu müssen? Ebenfalls Fehlanzeige. Die Liebe zum Detail, die sich in einigen schönen Bildern von Istanbul abzeichnet, hört dort jedoch auch gleich wieder auf und kann weder auf die dünne Geschichte, noch auf die Charaktere oder die Action überspringen. Die zwar durchaus akzeptablen Kampfszenen wirken nämlich oft so deplatziert und gestellt wie in einem mittelmäßigen Kampfsportfilm und erreichen bei weitem nicht das kompromisslose oder auch nur emotionale Flair des Vorgängers. Auch stört das Übermaß an Schnitten in den Kampfszenen gewaltig. Ich verstehe, dass diese Technik eingeführt wurde um selbst Kämpfe von Schauspielern sehenswert zu machen, wenn sie nicht die geringste Ahnung von Kampfsport haben, oder um etwas Tempo in sonst zu lahme Szenen zu bringen, aber sechs oder sieben Schnitte innerhalb von drei, vier Sekunden… das ist nun wahrlich zu viel.
Die Albaner bleiben austauschbares, gesichtsloses Kanonenfutter, welches nach bereits tausendmal gezeigten Mustern ihr Bösewichtschema F abspult. Das ist langweilig und es kommen durchweg keine Sympathien oder Emotionen auf.
In einer Direct to DVD Produktion mit Steven Segal ließe sich das alles noch nachvollziehen, aber für einen Kinofilm ist das wirklich mau, vor Allem da der erste Teil Grandioses vorgelegt hat. Aber was soll man sagen – ein hohes Budget, welches in Feuerwerk, statt in Autoren investiert wird, macht noch keinen guten Film. Zu oft bemüht der Film sich um Parallelen zum ersten Teil und wirkt in genau solchen Szenen nur noch uninspirierter und flacher.
Grenzüberschreitungen, Handlungstwists oder auch nur Abweichungen vom normalen Alltagsactionkino sucht man vergeblich. Es gibt keine Überraschungen, so dass selbst halbwegs emotionale Momente in der Banalität verpuffen. Die rasante Spannung des ersten Teils wird nicht einmal ansatzweise erreicht und ich musste Streckenweise mit der Langeweile kämpfen.
Somit bleibt dieses Sequel nur durchschnitt. Es ist „nicht schlecht“ aber auch weit von einem guten Film entfernt und damit umso enttäuschender, wenn man des Vorläufers gedenkt.