Stephen Kings Buch hat über 1000 Seiten. In "Es" kriegen wir die erste Hälfte geboten und ich kannte den Stoff davor nicht. Wer oder was is Es? Woher kommt Es? Was genau will Es? Genaue Antworten gibt es auf diese Fragen am Ende leider nicht wirklich. Und da wird es auch extrem schwer den Film zu bewerten, denn es ist so als würde man nur einen halben Film bewerten.
Bill Skarsgård spielt den Clown Pennywise herausragend und genau so stark sind auch die fabelhaften Kinderdarsteller. Allen voran Sophia Lillis und Jeremy Ray Taylor, von denen wir hoffentlich noch viel mehr sehen werden. Für das Horrorgenre haben die Charaktere zudem wirklich viel Tiefe. Doch genau da erkennt man die Besonderheit von "Es". Dieser Film ist nämlich kein Horrorfilm, sondern ein Coming of Age Film mit verschiedenen Elementen.
Die Drama-Elemente: Der Film zeigt die Gruppe von Jugendlichen, die sich den Namen Loser-Club geben. Man erfährt wie sie zusammenkommen, wer jede Person ist und mit welchen Problemen und Ängsten diese zu kämpfen haben - da ist der Film richtig stark.
Die Komödien-Elemente: Es gibt auch einen komödiantischen Einschlag, welcher exzellent funktioniert. Er ist zwar streng genommen ein wenig unter der Gürtellinie ("Deine Mutter Witze"), doch das funktioniert nun mal. Wir sehen uns Jugendliche an und da wären intellektuelle Witze fehlplatziert. Der Humor wurde jedoch gerade noch gut dosiert, sodass es auf keinen Fall eine Komödie ist, sondern ein Drama.
Die Horror-Elemente: Fangen wir mit den guten Seiten an. Es gibt enorm viele kreative Einfälle und vieles wurde effektiv umgesetzt. Die Effekte sehen zum Großteil sehr gut aus und da die Kinder mit relativ verschiedenen Ängsten zu kämpfen haben, kriegen wir auch Abwechslung geboten. Doch der Zuschauer hat nicht unbedingt immer Angst, da es nicht seine Ängste sind und man ganz genau weiß es ist nicht real, sondern nur ein Film. Da es sehr viele Figuren gibt, kann man allerdings nicht immer mitfiebern und somit ist an vielen Stellen "Es" ein Film der interessant ist, aber nicht unbedingt Angst macht.
Der Clown hat etwas lustiges und schockierendes zugleich. Er hat etwas anziehendes und trotzdem fürchtet man sich vor ihn. Ich persönlich fand Pennywise unglaublich interessant und man sieht ihn zum Glück auch relativ viel. In seiner Mimik und Gestik fabelhaft, würde es mich nicht wundern wenn hier und da eine Nominierung für Skarsgard auftaucht. Das handeln der Figuren ist meistens nachvollziehbar und nicht unlogisch, aber leider nicht immer.
Die Figuren sagen immer sie sollen sich nicht aufteilen und trotzdem machen sie es mehrmals - und das erinnert an das übliche dumme Handeln von Figuren in Horrorfilmen und das hätte nicht sein müssen, besonders da der Film bis auf im letzten Drittel ohne dummes Handeln der Figuren auskommt.
Dadurch, dass der Film allerdings Drama und Horror ist, ist der Rythmus des Films ungleichmäßig, das ist allerdings egal, er muss aber von einem Genre ins andere springen. Und so kann er keinen Spannungsbogen durchgängig halten, was an sich nicht schlimm ist, aber eine bestimmte Folge hat: Er muss seine Spannung immer wieder aufbauen. Und er lässt sich nicht die Zeit langsam eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, sondern probiert schnell Spannung und Hektik zu erzeugen um direkt danach einen Jumpscare einzusetzen, den man leider relativ oft erahnen kann. Die interessantesten Szenen, sind die, die nicht auf Jumpscares setzen sondern auf unerwartete und unangenehme Szenen (Bad-Szene) oder intensive Dialogszenen zwischen Clown und Kindern.
Ein weiteres Merkmal ist, dass der Film in den 80ern spielt. Es ist schwer einem Film einen alten Stil zu verpassen, ohne dass es so aussieht als würde man probieren dem Film einen Stil zu geben. Man hat beim Schauen das Gefühl einen alten Spielberg zu gucken - auf dieser Ebene ist der Film grandios.
Fazit: Der Stil der 80er und alle Darsteller sind herausragend. Der Horror ist zum Teil kreativ und mit Es sehr stark, setzt aber zu viel auf Jumpscares und lässt sich nicht immer genügend Zeit eine durchdringende Atmosphäre aufzubauen. Am Ende bleiben viele Fragen offen und der Film macht definitiv Lust auf mehr. Allerdings muss man hervorheben, dass der Horror manchmal mehr interessant als beängstigend und zur Hälfte ein sehr starkes Drama ist. Seinem Riesen-Hype wird er nicht immer gerecht - ein starker Film ist er trotzdem.