Im 3. Teil der Twilight-Saga steht Bella nach wie vor vor dem Problem, dass sie sich zwischen Jakob, einem Werwolf, und Edward, einem Vampir entscheiden muss. Und als wäre das noch nicht genung gibt es auf einmal auch noch haufenweise merkwürdige Vorfälle in Seattle die auf eine beachtliche Menge neugeborener Vampire schließen lässt, von welchen anfänglich noch niemand weis was sie wollen. Das Victoria, eine rachsüchtige Draculina irgendwo im Wald herumrennt die fest entschlossen ist Bella zu töten und Werwölfe und Vampire im Dauerzwist liegen vereinfach die Situation auch nicht.
Gleich in der Eröffnungssequenz von „Eclipse“ ist deutlich zu sehen, dass David Slade, auf dessen Konto die Regie bei diesem Werk geht, auch schon ernst zu nehmende Horrorfilme gemacht hat. Sie ist dicht und gekonnt inszeniert, atmosphärisch, es kommt sogar wirklich Spannung, leider endet dieser Starke Anfang viel zu früh. Dennoch ist er für Franchise-Verhältnisse erstaunlich heftig, auch wenn Freunde deftiger Horrorkost natürlich anderes gewohnt sind. Mit dem perfekten Thrill-Opening aus Wes Cravens unantastbarem Meisterwerk „Scream-Schrei“ kann die Twilight-Variante dieser Art der Eröffnung natürlich in keiner weise kunkurrieren, aber wahrscheinlich soll sie das auch gar nicht. Schließlich will man die armen 12 jährigen Mädels die ohnehin nur in den Film gehen um Taylor Lautnor oder Robert Pattinson, bzw. beide oder die von ihnen verkörperten Charaktere anzuschmachten ja nicht gar zu arg verschrecken. Zumindest nicht die zielgruppen-und-profit-geilen Produzenten, die Slade bei seiner Arbeit mit Sicherheit über die Schulter geschaut haben, denn wer „30 Days of Night“ gesehen hat weis, dass man von diesem Regisseur durchaus harte Kost erwarten kann, und vor Allem in Hinblick auf die Tatsache, dass er sich anfänglich noch von Twilight distanziert hat kann in einem der Verdacht aufkeimen, dass „Eclipse“ wesentlich heftiger und besser ausgefallen wäre, wäre der (Film)Hauptverantwortliche an kein PG13 gebunden gewesen, bzw. eine Freigabe ab 12 nach deutschen Maßstäben. Der Buchvorlage nach, in der bisweilen abgetrennte Gliedmaßen als Hiebwaffe missbraucht werden, hätte ja reichlich Splatter-Potenzial bestanden. Potenzial, das Slade garantiert voll ausgereizt hätte, hätte aus diesem Film ein starker Horrorstreifen und keine Profit-Orientierte Fantasy-Schnulze werden sollen. Dennoch muss man ihm zu gute halten, dass er immer noch gerettet hat was er konnte.
Besonders positiv fallen hierbei die Landschaftsaufnahmen, und allgemein die Optische Darbietung des Film auf, die durchaus den ein oder anderen Augenschmaus bereithält. Slades Idee aus den Vampiren kein Blut spritzen, sondern sie zersplittern zu lassen wenn man sie zerreißt sorgt zwar für einige, wahrscheinlich unfreiwillige Komik, ganz besonders aufgrund der Obskuren Sound-Effekte, erlauben aber immerhin die ein oder andere Enthauptung. Wahrscheinlich unfreiwillig, da hier doch deutlich Tendenzen zur Selbstironie gezeigt werden. Diese ist besonders in den pointierten Dialogen zwischen Edward und Jakob, die den Film im übrigen auch über die beiden Vorgänger heben, festzustellen, beispielsweise wenn E. J. frägt, ob er denn überhaupt ein T-Shirt habe. Auch hier musste man leider wieder der Fangemeinde gerecht werden und konnte ‚Eclipse‘ in keiner reinen Selbstparodie alla ‚Scream‘ ausarten lassen, aber Ansätze sind immerhin da, genug um zu sehen, dass Slade von der Story, die er hier doch verhältnismäßig gut zu retten weiß, auch nicht viel mehr hält als jeder andere einigermaßen anständige Kerl! Hier nochmal ein großes Lob an ihn, er hat es tatsächlich geschafft die Twilight-Saga zumindest im 3. Teil im ein oder anderen Moment auf für männliche Jugendliche zugänglich zu machen. Endlich müssen wir mal nicht rumheulen, wenn uns unsere Freundinnen in diesen Film schleifen, denn hier ist wirklich mal etwas halbwegs brauchbares entstanden. Natürlich konnte man das Geschnulze nicht vollständig umgehen, aber die Action, die vor allem im Finale wirklich zieht, rettet da doch einiges. Die verkorkste Werwolf-Darstellung aus „New Moon“ konnte man natürlich nicht mehr retten, schließlich sind wie hier ja bedauerlicherweise nicht in der um Längen besseren ‚Ginger Snaps‘ – Trilogie, in der diese Wesen von Film zu Film anders aussehen dürfen.
Der einzige wirkliche Kritikpunkt den man an David Slades Arbeit (die Romanvorlage geht ja schließlich nicht auf sein Konto) anbringen muss ist, dass der Kampf von Victoria und Edward am Ende des Films schlecht, oder zumindest unspektakulär choreographiert und etwas zu kurz ist. Auch bei der Darsteller-Regie hat er gute Arbeit geleistet. Es werden solide Leistungen mit Ausrutschern nach oben und unten abgeliefert, im großen und ganzen kann überzeugt werden.
Bilanzierend kann man also sagen, dass ‚Eclipse‘ ungefähr doppelt so gut geraten ist wieder der gerade noch erträgliche ‚Twilight‘ und der grottenschlechte ‚New Moon‘ zusammen.