Wenn ich "Cosmopolis" mit nur 3 Sternen bewerte, liegt das daran, dass der Film mich nicht so massiv enttäuschte wie andere Leute, er allerdings auch nicht wirklich faszinieren konnte. Ich hatte irgendwie erwartet, dass Cronenberg wie bei seinem Vorgänger "A dangerous method" das Ganze sehr künstlich gestalten mag. Vielleicht waren meine Erwartungen deswegen gesenkt? Scheinbar! Doch wo der Film über Jung, Freud und Spielrein trotz der Künstlichkeiten und Kühle durchaus eine Seele und an seinem Thema interessiert scheint, wirkt es bei "Cosmopolis" wirklich nur so als würde dem Zynismus gehuldigt - dies aber auf eine so übertriebene Weise, dass das ganze teils wie eine eigene Parodie durchgeht. Robert Pattinson würde ich daran nur teilweise die Schuld geben, er bemüht sich, seine Figur ist jedoch wie eine Maschine angelegt. Doch wenn ich lese das Colin Farrell die Hauptrolle hätte haben sollen, bin ich mir sicher, dass der mehr aus dem Dargelegten geboten hätte. Dafür stimmt es: Alle Nebendarsteller (natürlich hervorzuheben hier Giamatti, aber auch Binoche) sind durch die Bank weg gelungen, sie haben es aber auch leichter, da wirklich jede Figur etwas mehr Menschlichkeit besitzt - wenngleich alle zu sehenden Personen irgendwie ein wenig desillusioniert wirken. -
Nur was will der Film uns sagen? Viele, nichtssagende Dialoge. Manches kann man als Bankerdresche, manches als ein "Mit Geld kann man auch was Gutes anfangen", manches schließlich als Occupy-Kritik verstehen. Der Film ermöglicht sicher viele Lesarten, doch er kriegt damit nicht das Kunststück hin indirekt Position beziehen und trotzdem nicht über andere Lesarten zu richten. Das wäre bei "Cosmopolis" genial bzw. angesichts des Konzepts ideal gewesen. -
Später nimmt der Film aber durchaus an Fahrt auf. Man gewöhnt sich an all das und wirkt aufmerksamer. Wirklich gelungen ist dazu der Soundtrack, der sich nie aufdrängt, und ein Kamerabild. Mir gefiel das sterile Bild sehr. Wo Cronenberg nur leider versagt ist es diesem Look auch Emotionen beizugeben, was um so wichtiger gewesen wäre!
Fazit: Man probiert sich aus, ein etwas überforderter Hauptdarsteller. Vor allem mangelt es aber an Substanz, bevor alles in Relativität und Zynismus untergeht, was man angesichts der letzten Jahre nicht mehr benötigt, da die Realität den Film eingeholt oder sogar überholt hat.