Ang Lee ist einer der Regisseure, die der Zeit weit voraus sind und in andere Dimensionen denkt. Das besondere jedoch an dem Mann aus Taiwan ist, dass er neben der visuell prachtvollen Bildern, auch tief berührende Geschichten (Life of Pi oder Brokeback Montain) erzählen kann. Auch in seinem neuesten Werk "Gemini Man" scheint er uns komplett neue Sehgewohnheiten zu bringen...doch was ist mit der Handlung?
In einer nah entfernten Zukunft: Der Auftragskiller Henry Brogen hat widerwillig einen Auftrag angenommen, obwohl er sich eigentlich zu Ruhe setzen wollte. Brogen soll das vermeintlich unmögliche schaffen: er soll einen russischen Terroristen aus 2km Entfernung in einem fahrenden Zug erschießen. Eine Mission, woran 3 andere zuvor gescheitert sind.
Durch den Fall gerät Brogen in ein Netz voller Geheimnisse, in dem ranghohe Agenten verwickelt sind. Plötzlich steht Brogen am andere Ende des Gewehrs und sein Vollstrecker sieht ihm zum verwechseln ähnlich aus...
Um Lee´s neuestes Werk wurde ein großer Wirbel medialer Wirbel erzeugt. "noch nie gesehen", "wunderschöne Bilder", etc.
Ja! im Großen und Ganzen sieht Lee´s Film brillant aus. Das sieht man gleich in der allerersten Einstellung, als sich ein fahrender Zug fast schon verbiegt..Ein Auftragsmörder, der nur von sich selbst getötet werden kann, ist natürlich nichts neues. Was neu ist: der Gegenspieler von Smith ist komplett am Computer entstanden! Das ist höchst beeindruckend. Man hat den Eindruck als würde der junge Will Smith aus "Prinz von Bel Air" vor einem stehen! Dass diese Technik neu ist, merken auch die Augen. Den in den ersten paar Minuten fällt einem die Nichtechtheit der jungen Version sofort auf. Er bewegt sich unrealistisch, zu schnell und woran der Film wohl scheitern wird: die meisten Kinos bieten gar nicht die technische Möglichkeit, um die schnellen Bilder in der gedachten Pracht überhaupt zu zeigen! Insbesondere eine Szene fällt da schwer ins Gewicht. Damit ist die Motorradszene gemeint. So wahnsinnig cool sie auch war. Ein Motorrad wird kurzerhand zu einer Art Waffe umgebaut und gegen den Gegner geschleudert! Auf den ersten Blick nimmt einen das den Atem weg, aber den zweiten, sieht man schnell, dass die Action nicht handgemacht ist.
Was hat der Film neben seiner visuellen Darbietung, noch zu zeigen? Relativ wenig! Die Handlung ist völlig uninteressant und nicht wirklich inspirierend. Smith´ Figur ist lahm. Man interessiert sich nicht wirklich für ihn. Zu Beginn wird noch ein wenig mystischer Staub um ihn herum geblasen, als er tief bedrückt von seinem 75. Mord erzählt. Smith packt gewohnt seinen Welpenblick aus und kurz danach hat er kein Problem damit, schwer bewaffnet durch Kolumbien zu marschieren. Wollte wohl unbedingt bei "Narcos" mitspielen. Mit "Danny" (Mary Elizabeth Winstead) und Baron (Benedict Wong) werden ihm 2 Begleiter dazugestellt. Warum Danny ihn folgt, bleibt bis zum Ende völlig rätselhaft. Zwischendurch agiert sie als eine Art Vermittlerin zwischen den beiden Smith Figuren. Ansonsten hat sie eigentlich nichts zu tun. Als Unterstützung, kann man sie nicht werten. Für eine Geheimagentin kann sie überraschenderweise nicht wirklich viel...Baron taucht quasi aus dem Nichts auf und hat gefühlt zu allen dubiosen Menschen auf der Welt Kontakte. Nebenbei klopft er paar Sprüche, die nie witzig sind. Wirklich interessant wird der Film, dann, wenn es zu den väterlichen Gesprächen zwischen Clay Verris (Clive Owen) und den jungen Smith vorkommt. An diesen Stellen bekommt der Film endlich etwas Tiefe, etwas Herz und etwas interessantes. Doch leider kommt das zu kurz.
FAZIT: Lee´s Film kommt wohl zu früh. Es gibt einfach zu wenige Kinos, um diese Bild in der gewünschten Optik zu präsentieren. Aber auch so wird als Vorreiter in die Filmgeschichte eingehen. Sein Film sieht über weite Strecken fantastisch aus. Leider hat er abseits der Bilder, kaum etwas zu bieten. Das Spiel von Smith ist langweilig und aus der Geschichte rund um Klone, wird viel zu wenig herausgeholt. Nebenbei werden Smith 2 Partner zur Seite gestellt, die mehr ein Klotz am Bein sind, als hilfreich.