Der 21. Dezember 1989 in Berlin: Eine Stadt im Umbruch, im Begriff der Auflösung und doch voller Möglichkeiten. Die Einstürzenden Neubauten sollen ihr erstes Konzert im Osten der noch geteilten Stadt geben. Die westberliner Musiker begeben sich auf eine ungewöhnliche Reise durch ein Berlin im Wandel: Vorbei an Grenzkontrollen und durch die Mauer, deren Aufhebung nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint. Im Wilhelm-Pieck-Saal des VEB Elektrokohle trifft schließlich nicht nur ein westdeutscher Kulturexport auf eine Industriestätte der DDR, nicht nur künstlerische Avantgarde auf ein Symbol der Arbeit. Die Band sieht sich vielmehr einem besonderen Publikum gegenüber, das trotz Grenzöffnung nicht die Flucht, sondern die Konzertkarte ergriffen hat. Uli M. Schueppel wurde Zeuge eines historischen Moments, einer kraftvollen Begegnung, die die Energie jener Zeit, die Unsicherheit, aber auch die Lust und Neugier aufeinander noch heute spüren lässt.
20 Jahre später zeigt die Stadt ein anderes Gesicht, sind die Wege durch Berlin und Deutschland voll verwischter Spuren der Vergangenheit. Uli M. Schueppel zeichnet mit damaligen Konzert-BesucherInnen ihre Wege zum VEB Elektrokohle nach, die sie in jener Dezembernacht in ein kulturelles Zwischenreich führten – aus der Offiziersschule Löbau, aus den Offenbacher Stuben, von wo aus Heiner Müller gleich eine ganze Delegation französischer Minister zu den Neubauten abschleppte, aus der westlichen Nachbarschaft und dem östlichen Umland. Die verschlungenen Wege aus Ost und West hin zu einem Ort kulturellen Austauschs verwebt Uli Schueppel zu einem Mosaik deutsch-deutscher Zwischenzeit, porträtiert den vibrierenden und energetischen Möglichkeitsraum dieses Intervalls, der heute an Faszination noch gewonnen hat.