Traum oder Realität? Nun, diese Fragen stellen wir uns oftmals, wenn wir im Alltag Erlebnisse aus Träumen kennen und fast genau so erleben. Ein großes Thema, das meiner Meinung nach viel zu selten behandelt wird. Träume sind die Zuflucht ins ewige Paradies, um ewige Tiefen zu erleben.
Im Jahr 2010 wurde uns ein epochales Werk geschenkt. Mitunter eines der größten Geschenke, was Filmkunst angeht, denn niemand Geringeres als Christopher Nolan nahm sich diesem Projekt an. Das Drehbuch wurde mit mehr Zeit verfasst als jedes andere Drehbuch von Christopher Nolan. 6 Jahre wurden hierfür investiert und bestimmt sind einige Konzepte zu jener Zeit, aber es ist ein Gefühl der vollkommenen Perfektion. Nicht dass man jetzt sagen könnte, andere Drehbücher aus anderen wunderbaren Werken hätten nichts zu bieten, aber diese Intensität, Vollkommenheit und Detailverliebtheit wird einem beinahe nur in einem Nolan-Werk geboten. Der Mann hat damals einige Studien betrieben und sicherlich ist sein Intelligenzquotient um einiges höher als von vielen anderen Regisseuren.
Der Film beginnt am Strand und endet fast genau auch so, als Rückkehr zu dem, was einmal war, dabei ist sowas gar nicht so ungewöhnlich aus anderen Filmen. Leonardo DiCaprio, der in diesem Film die Rolle als Dominic Cobb einnahm, zeigt uns eine Welt, in der so gut wie alles möglich ist. Zwischen Realität und Traum wankt er hin und her, als würde er es kaum noch unterscheiden können, in bestimmten Situationen. Umfassend für sein Team beginnt der Film rasant und führt dieses Tempo an, ohne ellenlange trockene Vorträge zu halten. Der Film lebt von seiner impulsiven, ausgearbeiteten Ader. Es gibt keinen Moment des Aussteigens, was die Aufmerksamkeitsspanne anbelangt, da man fesselnd den Film auf sich wirken lässt, primär dann, wenn man ihn sich zum ersten Mal anschaut. In meinem Falle ist es mittlerweile die 11. Sichtung und das hat schon etwas zu heißen. Egal an welcher Stelle des Films, gefühlt habe ich den Film nach 3-jähriger Pause, der letzten Sichtung den Film für mich nochmal komplett neu entdecken können, mit all dem Wissen, was ich schon ungefähr im Hinterkopf hatte.
Du würdest dich so einem Werk nicht widmen, wenn du nicht wüsstest, auf was man sich hier einlässt, aber manchmal ist es vorteilhafter, wenn man sich einfach fallen lässt, wie ein Sprung ins Jenseits. So ungefähr kann man dieses edle Werk beschreiben. Man fällt als Zuschauer in eine unbeschreibliche Welt hinein, aber man entscheidet selbst, wie sehr man hineinfallen mag, je nachdem wie sehr man sich öffnen kann, was die inneren Chakren angeht. Normal ist es nicht meine Art, aber manchmal kann man einen Film nicht anders beschreiben, wenn das Innere nicht im Einklang ist. Dieses Werk funktioniert nur dann, wenn man dafür bereit ist. Sonst steigt man sofort aus und das wäre sehr schade, für eine fatale Sichtweise oder Wertung (ohne es böse zu meinen).
Der Film hat mehr Schichten und Sichtweisen zu bieten als jedes andere Werk von Nolan. Der Film hat so viel zu bieten, man weiß einfach gar nicht, wo man da anfangen soll. Einmal ist es die Geschichte! Mit 100 % Sicherheit kann ich von mir behaupten, dass es sowas in dieser Art zuvor noch nicht gab. Zum anderen ist die Erzählweise wie ein Kabinettsstück bester Reihen. Es ist edel, wertvoll, kostbar, einzigartig, wenn Nolan seinen Charakteren etwas auferlegt, als wären sie selten entdeckte Skulpturen. Jeder Charakter hat eine Funktion, die mit der Wichtigkeit des Geschehens verbunden ist. Jeder hat die spezifische Fähigkeit für „Inception“, den großen Auftrag. Jede Person zeigt eine Hingabe, als ob sie mit ihrem Dasein in Verbindung steht. Maximale Risiken werden ergriffen, um sich dem hinzugeben, was Dominic Cobb vorhat. Im Grunde ist der große Auftrag gar nicht der eigentliche Kernpunkt des Films, es ist das zwischenmenschliche Zusammenspiel zwischen Dominic Cobb und seiner bereits verstorbenen Ehefrau, die im gesamten Filmverlauf allen Beteiligten das Leben schwer macht. Es ist ein intensives Erlebnis, um zu sehen, was passieren kann, wenn man mit einer Person nicht abschließen kann. Dominic Cobb hat eigene Traumwelten mit seiner Ehefrau erschaffen, um dieses Leben als sein eigenes anzusehen, mit ewig langen Häuserschluchten ist es das Gefühl des Entfliehens der echten, kalten Realität.
Der Film zeigt mehrere Ebenen auf, neben „Inception“ ist es die Frage, ob man wirklich in der Realität erleben möchte, um sich Gesetzen hinzugeben, mit scheußlichen Vorstellungen des Krieges oder man führt sein Leben in den Traumwelten, mit unendlichen Träumen und allen Möglichkeiten. Eine schwierige Frage, aber ein Zitat möchte ich gerne zitieren: „Kommen Sie jeden Tag zum Schlafen her? – Nein, sie kommen, um geweckt zu werden. Ihr Traum ist zu ihrer Realität geworden.“ Das klingt erst einmal negativ wirkend, aber was wäre, wenn man einen aus dem Tiefschlaf nicht mehr erwachen mag, weil das Leben im Traum doch so unkompliziert sein kann? Das ist eine wichtige Frage, die sich jeder selbst stellen sollte. Neben all diesen Fragen bietet der Film eine philosophische Art und Weise, was wäre, wenn man einen 3-schichtigen Traum doch erleben könnte, wenn das Serum und die Wirkung stark genug hierfür sind, um in ein Unterbewusstsein einzudringen. Wozu sollte so etwas gut sein und welchen Nutzen hätte man davon als Beteiligter? Richtig, es hätte keinen Nutzen, aber genau das ist der Knackpunkt des Films. Denn Dominic Cobb nimmt den Auftrag nur an, weil er es selber an seiner Ehefrau ausführte, was „Inception“ angeht. Er hat seine Frau in diesem als Versuchskaninchen benutzt und damit alles gefährdet, aber Gefahren lauern überall und in Träumen noch viel schlimmer als oftmals in der Realität. Zudem behandelt der Film das Thema zwischen Dominic Cobb und seinen Kindern, das er leider durch seine Arbeit nicht mehr zu Gesicht bekam. Das Gefühl, als Vater versagt zu haben, um ihnen einfach mal so ein Stofftier zu schenken, ist nicht das, was sich Kinder darunter vorstellen. Es sind die Situationen des Wiederfindens, was sein Inneres anbelangt. Im gesamten Film dreht sich alles um Dominic Cobb. Alles drumherum ist das Hinführen zum großen Ziel: Nachhause kommen! Die Beziehung zu seinem Vater ist ebenfalls etwas brüchig, als er Hilfe sucht, was den Auftrag angeht, merkt Cobb, was er sein ganzes Leben lang verpasste. Es ist ein ewig langer Strudel, aus Gefühlschaos, dem Verrücktwerden des Sachverstands, dem Abschied nehmen, sich Risiken hinzugeben und dem Gefühl, ist das alles richtig so. Als Zuschauer wird man immens gefordert und teils stockt einem der Atem, wenn man sich vorstellen würde, es wäre doch möglich, sowas selbst zu erleben.
Kommen wir zu den Schauspielern. Dass Christopher Nolan oftmals mit gleichen Schauspielern zusammenarbeitet, dürfte mittlerweile bekannt sein. Für diesen Film wurde der Altmeister Michael Caine („Interstellar“), „Batman Begins“, „The Dark Knight“, „The Dark Knight Rises“, „Prestige“, „Dunkirk“, natürlich wieder einmal verpflichtet, sowie Cillian Murphy („Oppenheimer“, „Dunkirk“, „Batman Begins“), Tom Hardy („The Dark Knight Rises“, „Dunkirk“, „The Dark Knight“), Joseph Gordon: Levitt („The Dark Knight Rises“), Elliot Page & Leonardo DiCaprio. Die formidable Besetzung weiß sich dem Werk hinzugeben und schuf all dem Herzblut etwas unbeschreiblich Tolles, da jeder seine Würze einbringt, für die perfekte Mischung aus Humor, Hartnäckigkeit, Ehrgeiz, Zusammenhalt und dem daran festhalten, alles schaffen zu können, wenn man daran glauben mag.
Die technische Versiertheit von Nolan ist ein weiteres Privileg der Perfektion. Egal, ob es die erschütternd guten Spezialeffekte sind oder die Folgen der extravagant erstellten Schauplätze sind, es ist einfach ein purer Genuss. Zumal der Schnitt perfekt auf den Soundtrack zugeschnitten wurde. Hans’ Zimmer hat für jede Situation den perfekten Rhythmus gewählt. Das Sounddesign ist verblüffend realistisch, ohne dass es zu überladen wirkt. Die Kameraarbeit wurde von Wally Pfister übernommen und man merkt die jahrelange Zusammenarbeit mit Nolan, denn jede Einstellung ist super B. Mehr gibt es nicht zu sagen, außer dass es niemand anderen geben würde, der den Film hätte besser inszenieren könnte.
Fazit: 14 Jahre sind mittlerweile vergangen und in dieser Zeit hat es keiner mehr geschafft, an dieses Niveau heranzukommen. Christopher Nolan stellt etwas ganz Besonderes dar. Er hat die Definition Mainstream neu erfunden, für anspruchsvolle Kunst konnte er damals Millionen Menschen in die Kinos locken. Kein Wunder, denn „Inception“ wird auch mit dem weiteren Verlauf seiner Karriere kaum unübertreffbar sein. Kritikpunkte wären hier nicht angebracht, denn in der Zeit für das Schreiben des Drehbuchs hat Marvel in der Zeit gefühlt ihre gesamte Superheldensaga auf die Menschen losgelassen. Aber das nur mal so am Rande erwähnt. Für anspruchsvolle Kenner ist dieses edle Werk ein GESCHENK ALLER EWIGKEIT! In diesem Sinne lasst euch niemals täuschen, denn es könnte Dominic Cobb sein, der in euer Unterbewusstsein eindringt. 10/10