Der sozialkritische Ansatz und die Idee, ihn mit Aliens zu versehen ist wirklich nett. Nett in einem ähnlichen Sinn, wie man ein völlig misslungenes Wachsmalstiftbild eines Vierjährigen als nett bezeichnen kann. Das Ergebnis ist misslungen, aber die gute Intention zählt.
Leider ist mir diese Aussage nicht einmal nahe gekommen, weil der Film einfach zu unerträglich schlecht war. Die anscheinend als sozialkritisch gedachten Aussagen wirkten auf mich einfach nur lächerlich, aber vielleicht wirkt genau das ja auf Menschen, die all den furchtbaren Dingen, die wir uns gegenseitig antun gegenüber blind sind, wie ein Spiegel, den man ihnen vorhält.
Erschreckend war für mich insofern weniger der Inhalt des Films als die Tatsache, dass die Menschheit inzwischen so verblödet zu sein scheint, dass derart primitive Kritik als genial verstanden wird.
Der Film überträgt Probleme aus der Vergangenheit (Apartheit, nicht Ghetto) in eine fiktive Geschichte, obwohl diese Art der Verschleierung eigentlich schon seit langem nicht mehr nötig sein sollte und beschreibt sie äußerst oberflächlich. Eine Erklärung dafür, warum die bösen Menschen so böse sind, wird nicht gegeben, womit man genau das moralische Niveau erreicht hat, das man kritisiert:
1) Menschen sind eine böse Rasse, die sich gegenseitig und alles andere unterdrückt und foltert. (oder so ähnlich)
2) Die Schwarzen in Afrika sind primitive Wilde, die sich durchgängig bekriegen.
Beide Aussagen beinhalten eine gewisse Wahrheit, sind aber trotzdem völliger Schwachsinn. Nicht nur die zahlreichen Bürgerkriege in Afrika während des letzten halben Jahrhunderts haben einen historischen Ursprung, der nichts damit zu tun hat, dass schwarze Gene in irgendeiner Form schlecht oder böse sind. Auch dass weiße Eroberer nach Afrika kamen und es für vollkommen gerechtfertigt hielten, andersfarbige Menschen wie Tiere zu behandeln, hat Gründe, die wesentlich komplexer sind als die Idee, dass weiße/alle Menschen schlichtweg böse sind.
Hinzu kommt die Frage, was der Film MIR persönlich oder auch dem durchschnittlichen Amerikaner beibringen will. Dass Rassismus scheiße ist, hat inzwischen zumindest ein Großteil der Gesellschaft verstanden. Andererseits scheint es aber den meisten Menschen völlig gerechtfertigt, dass jemand, der in der heutigen Leistungsgesellschaft nicht das erwartete Pensum erfüllt, schlechtere Lebensbedingungen hat, obwohl es nicht die Schuld einer einzelnen Person ist, wenn sie zu schwach, zu dumm oder einfach nur zu nett ist. Ich denke nichtmal, dass dies das größte Problem ist, es ist einfach nur eine moderne Version des Recht des Stärkeren. Vielleicht sollte man doch lieber dazu aufrufen, mehr Verständnis für seine Mitmenschen zu zeigen und das anhand von Beispielen erklären, die wirklich aus dem täglichen Leben gegriffen sind. Natürlich würde das eine wesentlich komplexere Handlung erfordern, die nur noch wenig Platz für Action lässt, aber zumindest für die Aliens ließe sich bestimmt ein Platz finden, wenn es denn unbedingt sein muss... ;)
Insofern muss ich sagen: Die "Sozialkritik" in District 9 ist meiner Meinung nach nur ein fader Beigeschmack, der selbst in einem Actionfilm wesentlich besser rübergebracht werden könnte.
Trotzdem gebe ich für die gute Intention einen Extrapunkt und erhöhe meine Wertung auf 3 Punkte, obwohl der Film aus meiner Sicht einfach nur schlecht war.
Abschließend möchte ich aber noch eine Frage für alle begeisterten Fans in den Raum stellen: Seid ihr euch wirklich sicher, dass der Sinn des Films wirklich darin besteht, Sozialkritik in einer massenkompatiblen Form zu präsentieren oder könnte es auch sein, dass sie nur als Mittel zum Zweck dient, welcher hier darin besteht, einen bestenfalls mittelmäßigen Actioner in moralischer Sicht aufzuwerten?