Die große Überraschung des vielversprechenden Kinojahres 2009 kommt aus Südafrika und heißt "District 9". Sowohl Kritiker, als auch das Publikum waren weitgehend begeistert. Und das keinesfalls zu Unrecht:
Regisseur Neill Blomkamp ist mit District aufgrund seiner politischen Botschaft und seiner grandios-orginellen Inszenierung ein wahres Meisterwerk des modernen Kinos gelungen.
Im Jahre 1982 ist ein riesiges, außerirdisches Raumschiff über der südafrikanischen Stadt Johannesburg gestoppt. Aufgrund einer technischen Defekts, welcher durch das Abfallen eines Kommandomoduls ausgelöst wurde, kann sich das Raumschiff nicht mehr fortbewegen. Die Menschen entdecken im Inneren des Schiffes ein Dutzend insektenähnliche, gesundheitlich stank geschädigte Alien. Es wird beschlossen, für die Aliens ein Flüchtlingslager zu errichten, welches sich jedoch schnell zu einem Slum entwickelt.
Zwei Jahrhunderte später wohnen ca. 1,8 Millionen Aliens im Lager. Verantwortlich für die Überwachung ist das Unternehmen MNU (Multionational United), indem Wikus van de Merwe beschäftigt ist. Er bekommt die Aufgabe, die Aliens von District 9 nach District 10 umzusiedeln. Bei der Aktion kommt er in Kontakt mit einer Substanz der Aliens. Eine schmerzhafte Verwandlung setzt ein und er wird selbst zum Flüchtling vor der MNU. Mit der Zeit erfährt er immer mehr über die Machenschaften der MNU....
Allein schon die Handlung von "District 9" strotzt nur so vor Orginalität und Gesellschaftskritik, in Anbetracht der politischen Ereignisse in Südafrika während der Apartheid. In Kapstadt wurde ebenfalls ein Distrikt (District Six) errichtet, in welchem vor allem Immigranten, freigelassene Sklaven, Händler, Künstler und Arbeiter wohnhaft waren. Der Bezirk galt als multiethnisches, kulturelles Zentrum. Im Zuge der Rassentrennung wurde der Distrikt zur "weißen Zone" ernannt und die schwarzer Minderheit in den 60er Jahren vertrieben.
Diese grausamen Ereignisse nahm der Regisseur zum Anlass für sein Science-Fiction-Actiondrama. Die Bewohner wurden zu Aliens umfunktioniert und das private Sicherheits- und Militärunternehmen MNU stellt die rassistische Politik während der Apartheid da. Neben der sehr deutlich dargestellten Kritik an die südafrikanische Politik, ist der Film wahnsinnig unterhaltsam und authentisch. Das liegt vor allem daran, dass der Film in Form einer Mockumentary gedreht wurde. Dafür sprechen die wackelige Kamera, der Kontakt zum Kameramann, sowie die Interviews mit den Beteiligten. Außerdem sind die Aliens so detailreich und genial animiert, dass sie sich perfekt in die Umgebung einfügen. Falls eine unwissende Person bei der nächsten TV-Ausstrahlung zufällig einschaltet, wird er denken, dass er sich gerade eine Doku anschaut. Spätestens wenn der Hauptdarsteller van der Merwe die Substanz ins Gesicht bekommt und die Verwandlung beginnt, wird der Zuschauer wissen, dass es sich um einen Spielfilm handelt.
Nach einer sehr ordentlichen Einführung im Mockumentary-Stil, indem der Zuschauer mit allen nötigen Hintergrundinformationen gefüttert wird, startet der Film mit der langsamen Verwandlung van der Merwes zum Alien. Er erkennt immer mehr die wahren Ziele der MNU. Experimente an Aliens und Missbrauch der Waffentechnologie stecken hinter der seriösen Fassade der MNU. W
ikus van der Merwe ist der erste Mensch, bei dem sich menschliche DNA mit der Alien-DNA vermischen konnte. Aus dem Grund hat er einen unheimlichen Wert für die MNU, denn nur Aliens können ihre eigenen Waffen bedienen. Nach mehreren Experimenten kann van der Merwe entkommen und er flüchtet in den Distrikt, wo er sich mit dem Alien Christopher und seinem kleinen Sohn zusammentut. Zusammen wollen sie aus dem MNU-Hauptquartier eine Flüssigkeit stehlen, welche dafür benötigt wird, ein selbstgebautes Raumschiff zu starten. Mit dem Raumschiff kann das Mutterschiff erreicht werden, auf dem sich technische Mittel befinden, welche van der Merwe helfen können.
Vor einem Aspekt darf gewarnt werden: "District 9" ist keinesfalls leichte Kost. Wer glaubt, einen leichten, blutleeren und epischen Sci-Fi-Film zu schauen, wird mehrmals im Kinosessel zusammenzucken müssen. Denn der Film ist dreckig, böse und extrem brutal. Es werden Aliens kompromisslos erschossen, Menschen regelrecht zerfetzt und Gliedmaßen fliegen regelmäßig durch das Bild. Im realistisch angelegten Mockumentary-Stil entfaltet die Brutalität nochmal eine ganz andere Wirkung.
Tricktechnisch auf dem höchsten Niveau, endet der Film in einer richtigen Materialschlacht. Damit setzt er dem durch und durch brilliantem Szenario das Sahnehäubchen auf.
Fazit: District 9 ist eine wahres Sci-Fi-Meisterwerk mit einer politischen Botschaft. Optisch und tricktechnisch brilliant, actionreich und sehr brutal. Für zarte Gemüter nicht zu empfehlen!