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Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 20. März 2021
Ein Polit-Thriller der Extraklasse. Außerdem ist es ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Terroristenhatz in den 70er Jahren – nicht nur in Amerika. Bei uns war es Die bleierne Zeit oder Deutschland im Herbst. Der ehemalige Terrorist Jim Grant (Robert Redford) wird nach über 30 Jahren durch die Verhaftung von Sharon (Susan Sarandon) eines Mitgliedes der Weathermen einer Untergrundorganisation, die gegen den Vietnamkrieg war, aufgescheucht. Sie hatten sich durch Banküberfälle finanziert und Jim soll angeblich einen Wachmann erschossen haben. Es entspinnt sich ein Wettlauf zwischen dem FBI (unter Terence Howard) und dem hartnäckigen Journalisten Ben (Shia LaBeouf), die Jim ausfindig machen wollen. Dabei ist Jim nicht nur auf der Flucht, sondern er will auch noch durch Kontakte zu seinen ehemaligen Mitverschwörern seine Unschuld beweisen. Nachdem er seine kleine Tochter Isabel (Jackie Evancho) seinem Bruder Daniel (Chris Cooper) anvertraut hat, kontaktiert er seine ehemaligen Mitverschwörer, die meistens nichts von ihm wissen wollen, und als arrivierte Bürger leben. Und dennoch hilft jeder Jim ein Stück weiter um ans Ziel zu kommen. Nick Nolte verschafft ihm ein Auto, Richard Jenkins als Prof empfindet die stärkste Abneigung, gibt ihm aber einen Hinweis für Mimis (Julie Christie) Telefonnummer. Brendan Gleeson hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Jim, das nicht bei allen Zuschauern ankommt. (Wird hier auch nicht verraten.) Regisseur Redford berichtet nicht linear von A nach B, sondern verteilt die Ermittlungserfolge zwischen den Behörden und der Presse. Höhepunkt, Wendepunkt und Schlusspunkt ist das Zusammentreffen von Jim und Mimi in einer einsamen Waldhütte, ihrem früheren Versteck. In einem geschliffenen Dialog werden die Argumente der Weathermen von damals ausgetauscht. Jim räumt ein, Fehler gemacht zu haben (‘Ich bin erwachsen geworden.‘) Mimi tut das nicht. Sie geht. Das FBI verhaftet Jim. Aus den Nachrichten erfahren wir, dass sich Mimi dann doch gestellt hat und Jim damit entlastet ist. Nur eine Marginalie! Die unterschiedlichen Ermittlungen und die Reaktionen von Jim machen die Spannung aus. Das zärtliche Verhältnis zwischen Jim und seiner Tochter Isabel sowie Jims süßes Geheimnis geben dem Film anrührende Tiefe.
Altmodisch gemachter Krimi auf geschichtsträchtiger Story. Der Film überzeugt trotzdem sehr, da sich die komplexe Handlung langsam aufblättert und gut verfolgen lässt. Einzig der Figur des Reporters ist zu anstrengend gezeichnet und macht Szenen mit ihm eher unangenehm. Gute Unterhaltung an der Grenze zu Filmkunst, ist aber keine.
Die andere Art eines „Old School“ Movies: da wo Arnie und Stallone sich irgendwie nicht schämen auch im hohen Alter noch als knallharte Knaben durchgehen zu wollen besinnt sich Robert Redford auf die Tage wo er mit intelligenten Thrillern überzeugen konnte und schickt hiermit einen solchen ins Rennen. Daraus resultiert einer dieser Filme die zwar an sich alt sind, aber schon solchen Seltenheitswert haben daß es wieder sehr originell ist. Heißt: ein Thriller über einen Mann der gejagt wird, allerdings ist es moralisch nicht so ganz einwandfrei ihm das Entkommen zu wünschen, außerdem bleibt der Film trotz des Plots sehr actionarm. Damit aber auch glaubwürdig: Redford ist langsam wirklich etwas gealtert und hätte es eine langere Serie an Szenen gegeben in denen er aus unmöglichen Situationen irgendwie freikommt wäre dieser Film nur lächerlich. So aber liegt der Schwerpunkt auf hintersinnigen Dialogen und viel anspruchsvollem Background – das sage ich bewußt so gestelzt weil mir das meiste verschlossen geblieben ist. Liegt aber auch daran daß ich den Film mehr beiläufig konsumiert habe und den wesentlichen roten Faden zwar behalten habe, nicht aber unbedingt die jeweils ganze Tragik und Tiefe erfasst habe. Was man aber wirklich verbuchen kann: eine spannende Story, zahlreiche hochkarätige Namen die mitziehen und eben wirklich eine fortlaufend erzählte Geschichte die nicht durch effektreichen Budenzauber unterbrochen wird. Altmodisches Kino also wie esheute wirklich kaum mehr vorkommt. Aber schön wenn es das tut.
Fazit: Galanter Thriller mit Hintersinn, zwar größtenteils actionfrei, aber mit brillianten Darstellern in tollen Rollen!