In "Black Mass" von Scott Cooper, geht es um den Aufstieg des Paten von Boston Jimmy Whitey Bulger (Johnny Depp). Cooper beginnt in 70er Jahren mit der Erzählung der Geschichte. Bulger ist bekannt und berüchtigt, aber ihm gehört noch lange nicht die Stadt. Als John Connely (Joel Edgerton) die FBI Leiter hochklettert, bietet er Bulger einen Pakt an. Bulger soll die italienische Mafie liefern und dafür darf er (bis auf Mord), mehr oder weniger machen was er will. Dabei sieht Bulger die Chance endlich die Italiener aus der Stadt zu vertreiben und selbst die Kontrolle zu erlangen...
Filme über die Mafia und Gangster sind eindeutig meine Lieblingsfilme. Als die Lobeshymnen um die Leistung von Johnny nicht abreisen wollten, war mein Interesse an den Film unbegrenzt. Depp hatte ich schon abgeschrieben. Zu sehr hatte er mich mit seiner immer wiederkehrenden Rollen von Paradiesvögeln genervt. Dabei ist er doch so ein guter Schauspieler!
Zunächst einmal beginnt die Handlung in der Gegenwart. Bulgers Leute sind bei der Polizei und erzählen schön brav wie alles abgelaufen ist. Das heißt: wir kennen bereits das Ende. Auch wenn Bulger auf der FBI Liste der meist gesuchten Männer fast ganz oben stand, kannte ich ihn persönlich nicht. Obwohl mir sozusagen das Ende bekannt war, war die Neugier, zu erfahren wie er ganz nach oben kam, enorm groß.
Der Trailer versprach einen temporeichen und poppigen Film. Womit er stark daneben lag. Black Mass ist ein unglaublich ruhiger Film mit sehr wenigen Höhepunkten. Der Schwerpunkt liegt viel mehr bei den Dialogen als bei der Darstellung von Gewalt. Wer hier einen brutalen Film erwartet, wird etwas enttäuscht sein. Coopers Film ist eher bodenständig. Hier liegt aber auch schon der Fehler. Cooper ignoriert auf der einen Seite die mehr oder wenigen typischen Genreelemente wie Schießerei und knallharte Verhandlungen, dafür konzentriert er sich auf die Fakten. Diese sind aber wiederum nicht gut erzählt und eher halbgar. Johnny Depp liefert eine famose Darstellung. Eine Figur, die man niemals den Rücken kehren will. Jemand, den so unberechenbar ist, dass er jeder Sekunde seine eigene Mama umlegen könnte. Wenn er mit seinen eiskalten und blauen Augen in die Kamera start, kriegt man Gänsehaut! Aber! Er ist eben auch für den Zuschauer undurchschaubar. Man kennt nicht seine wirklichen Ziele. Man weiß nicht so recht wieso er so handelt. Er bringt Menschen nur aus bloßer Vermutung um. Genauso wenig wird erklärt, was er nun genau in Boston gemacht hat, um diese berüchtigte Liste ganz nach oben zu kommen. Okay viele Menschen getötet, aber das haben auch viele andere auch. Mit der Zeit verliert Bulger sogar an Bedeutung und die Handlung konzentriert sich viel mehr auf Connely. Er ist ein Jugendfreund von Bulger und befürchtet immer mehr, sein Chef Charles McGuire (Kevin Bacon) könnte dahinter kommen und er könnte sein Haus ect. verlieren. Dabei weiß man auch nie so wirklich welche Ziele er verfolgt. Genauso erstaunlich ist die Tatsache, dass im Film immer wieder das Wort "Loyalität" erwähnt wird. Das wichtigste überhaupt! Aber Bulgers Komplizen haben gar keine Probleme damit der Polizei alles zu verraten?
Abgesehen von diesen Dingen, macht Black doch recht viel Spaß. Man lernt Bulgers Verhörmethoden und Vorgehensweise schnell kennen und man kommt nicht mehr aus den Grinsen (Brücke!) wenn er das bei anderen auch macht. Der Look ist ebenfalls grandios und das 70er/80er Jahre Gefühl kommt schnell hervor.
FAZIT: Black Mass kann nicht mit Goodfellas, Casino, ect. mithalten. Cooper liefert zwar eine starkes Setting und die Schauspieler brillieren unheimlich stark (besonders Depp), aber der Film fühlt sich niemals als fertig an.