Die Geschichte des Millionärs und Playboys Jay Gatsby zählt zu einer der bekanntesten Werke der Literatur, und brachte bereits vier Verfilmungen hervor, wohingegen die 1974 gedrehte mit Robert Redford ("Captain America 2") zweifelsohne die bekannteste sein dürfte.Nun dreißig Jahre später bekommt der Australier Baz Luhrmann ("Australia"),der mit Moulin Rouge bereits ein Knallbuntes Musical Spektakel auf die Leinwand gezimmert hat, bei einem üppigen 100 Mio Dollar Budget die Möglichkeit, dem Weltbestseller seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Und der lässt sich nicht zweimal bitten. Mit viel Getöse und einer emotionalen Inszenierung wird zumindest optisch nicht gekleckert. Und auch wenn die Story vielleicht nicht ganz den Tiefgang des Redford Werkes erreicht, zieht einen "Gatsby" in einen fiebrigen Strudel aus bunten Farben, jazziger Musik und bombastischen Kulissen, die ihres gleichen suchen.
Eigentlich waren alle Zutaten für einen potentiellen Oscar Abräumer gegeben. Ein angesehenen Regisseur,den literarischer Weltbestseller als Vorlage,viel Geld für eine pompöse Ausstattung und last but not least natürlich einen smarten und angesehenen Hauptdarsteller. Doch ein Release Datum im Mai machte das ganze Unterfangen so gut wie unmöglich. Zwar bekam der Film letzten Endes zwei Oscars in Neben-Kategorien (völlig zurecht für das beste Szenenbild und die besten Kostüme), doch aufgrund der langen Zeit bis zur Verleihung schienen die Königs-Kategorien unerreichbar. Klar ist das ein Grund. Jedoch wollte der Verleih mit seinem Mega Projekt einer möglichen Missachtung einfach genauso frech entgegen wirken wie der ganze Film inszeniert und auf ein Massenpublikum zugeschnitten ist . So wird die bekannte Geschichte des mysteriösen Gatsby mit einer brachialen Ton und Bildgewalt ins 21. Jahrhundert gehievt.
Die erste halbe Stunde baut Baz Luhrmann mit optisch tollen Bildern erst einmal das Konstrukt der Geschichte auf, noch ohne den Titel gebenden Gatsby. Eine scheinbar nur an Party, Alkohol und Sex denkende Gesellschaft ist wie in einem Rausch dem reichen Gastgeber verfallen. Die Kostüme und der Look der 20er Jahre sind perfekt aufgebaut, und wie die Gäste fragt sich der Zuschauer permanent wer für diese Rauschzustände wohl verantwortlich ist. Fällt der Vorhang erst einmal, skizziert uns Leonardo DiCaprio ("The Wolf of Wall Street") einen undurchsichtigen und sehr charmanten Geschichtenerzähler, der scheinbar schon alles erdenkliche in seinem Leben erlebt hat. DiCaprio zeigt hier einmal mehr das er zu den wandelbarsten und besten seiner Zunft gehört, jedoch der Oscar hier nicht zwingend nötig ist ( obgleich aber für zahlreiche andere seiner Rollen).Bis zuletzt lässt er die Zuschauer über die wahren Absichten um seine Lebensgeschichte im dunkeln tappen und umgarnt lieber seine alte Flame Daisy, die etwas kindlich naiv, aber mit sehr viel Charme von Carey Mulligan ("Wall Street 2") gespielt wird. Alle Personen scheinen ständig in einem Rauschzustand zu sein, so auch das Publikum. Die Kulissen, das New York der 20-er Jahre sind derart beeindruckend wie nie zuvor in einem Film. Einen großen Anteil hat auch die Musik. Viele bekannte Popsongs werden wie selbstverständlich im Stil der Zeit gespielt, als wäre es das normalste der Welt. Und was soll man sagen. Wenn plötzlich selbst Rap Songs sich wie Swing anhören, trägt das nur noch mehr zum Rausch bei.
Die Absichten Gatsbys werden nach un nach klarer und steuern in Richtung Finale immer mehr mit dem romantischen Kern der Story zusammen, was nach und nach für alles Beteiligten sehr dramatisch wird. Den jede Liebesgeschichte hat eben auch eine Schattenseite, und nur weil man sich hinter einer Fassade versteckt, kann man das Unglück nicht immer verhindern. Die Darsteller tragen ebenso dazu bei, das immer eine gewisse Spannung aufrecht erhalten bleibt und der Film trotz seines offenen Kitsches nie zu sehr "over the top" wird. Tobey Maguire ("Spiderman") erdet mit seiner Figur die Story und ist der Ausgangspunkt. Dies spielt er erfrischend zurückhaltend und gelungen. Joel Edgerton ("Expodus") und Isla Fisher ("Die Unfassbaren") tragen ihren Teil zur Dramatik bei.
Es macht in der ersten Stunde ebenso viel Spass den ausschweifenden Partys mit cooler Musik zu lauschen, zu grübeln, wer welche Absichten verfolgt um nach und nach auf ein sehr dramatisches Finale zuzusteuern. Baz Luhrmann nutzt sein Budget für eine einzigartige Bildsprache. Überall scheint es vor Dekadenz nur so zu schreien, alle ist groß und im Überfluss in Szene gesetzt. Das könnte man dem Film vielleicht vorwerfen, er entwickelt so jedoch seinen eigenen, genialen Groove. Lässt man sich auf das Spiel mit dem Überfluss ein, wird man 142 Min bestens unterhalten, auch ohne großen Oscar Reigen.
Fazit: "Der große Gatsby" die fünfte, ist brachial inszeniertes, knallbuntes Eventkino mit bombastischen Kulissen und Kostümen, einer emotionalen Story.verpackt in das coole Setting der 20-er Jahre und einem unglaublichen Soundtrack!