Ich bin ohne große Erwartungen in diesen Film gegangen, Prequel, Sequel, Teil 3,4,5; Hand aufs Herz, gewöhnlich kommt da nur Mist bei raus. Und Ridley Scott, natürlich hat er mit 'Alien' und dem 'Blade Runner' ganz große Sci-Fi Klassiker geschaffen, aber ich halte es da mit Sickboys ultimativer Lebenstheorie, wir werden alle alt und dann bringen wir es nicht mehr. Also ich hatte mit einem verquirlten, hahnebüchenen Hollywood-Blockbuster-Action-Mist gerechnet, doch letztlich war es nicht so schlimm wie erwartet.
Sicher, die beiden Höhlenforscher mit ihren Plejaden-ähnlichen Felszeichnungen, jaa, schon 1000x gesehen, Däniken läßt grüßen. Das Wissenschaftlerteam im Auftrag eines todkranken reichen alten Mannes, man möchte meinen eine 1:1 "Alien vs. Predator"-Kopie. Die Dialoge und Charaktere dieser "Wissenschaftler", man wähnt sich in einem US-Collegeboy-Film. Android David erinnert unweigerlich an Jude Law aus 'A.I.", der Captain Janek an Sergeant Apone aus 'Aliens 2', der Plot auf dem Planet an 'Red Planet' oder irgendeine StarTrek-Folge mit dem obligatorischen "Ionensturm", die Höhlenszenen, man kann nicht mehr mitzählen wie oft man sowas schon gesehen hat. Charlize Theron als kühles blondes Biest, ja so kennt man sie ja gar nicht...uswusf.
Man möchte meinen, da hat wer Abends in der Kneipe mal eben ein Script auf dem Bierdeckel entworfen und weil es an eigenen Einfällen fehlte, wurde hier und da etwas zusammengesampelt. Im Grunde also an der Grenze zur Hochnotpeinlichkeit, was reißt es also heraus?
Als erstes wäre da Michael Fassbender als David zu nennen. Die überzeugendste Darstellung eines Androiden, lassen wir den Blade Runner mal raus, seit dem schon genannten Jude Law aus "A.I.". Wie er sich zu Beginn durch das menschenleere Raumschiff 'treiben' läßt, Fahrradbasketball spielt, die Träume beobachtet oder Peter O’Toole aus Lawrence von Arabien nacheifert, da dachte ich noch, Hölle, das könnte ein ganz großer Film werden. Auch bleibt die Frage nach seinem eigentlichen Wesen stets unbeantwortet, er handelt oft eigenmächtig, aber aus welchem Antrieb heraus? Kurz, allein die Darstellung Davids lohnt imho bereits den gesamten Film, ein faszinierender Charakter, brilliant umgesetzt.
Auch Noomi Rapace für mich eine optimale Besetzung, sie hat mich tatsächlich an die junge Ripley erinnert, aber nicht weil sie versucht irgendeine Kopie zu sein, sondern weil sie eine stimmige Figur abgibt, zwar das nette Girl von Nebenan, aber Helle und im Glauben verwurzelt, weil sie so bereits den Tod der Mutter überwunden hat. Und eben nicht hysterisch, sondern im Zweifelsfall wird das Alien eben aus dem Bauch geschnitten. Hat mich auf jeden Fall überzeugt.
Charlize Theron hat eine etwas undankbare Aufgabe, muß sie doch ihr eigenes Klischee spielen. Doch man muß ihr attestieren, dass sie das gut macht. Bis zuletzt bleibt die Frage offen, ob sie nicht wie David auch ein Android ist - was gleichzeitig die Frage aufwirft, wenn nicht, unterscheidet sie sich denn überhaupt von einem Androiden? So oder so, sie spielt die Rolle jedenfalls sehr gut, ähnlich wie bei David ist man über ihren wahren Charakter stets am Zweifeln.
Ein weiterer Pluspunkt des Films, durchaus einer Erwähnung wert, er ist "state-of-the-art", die Tricktechnik makellos, die Bilder gewaltig, Ausstattung perfekt, Scott gehört noch immer zu den Regisseuren die eine Stimmung, eine Atmosphäre schaffen können in der man versinken kann, Handwerklich ist das großes Kino und Gott sei Dank hat man dem Publikum auch die ganz peinlichen Nummern wie rumballernde G.I.-Joe Helden mit platten Sprüchen erspart. Brilliant auch die Darstellung der "Konstrukteure", man möchte meinen einen echten "Titanen", eben einen Prometheus zu sehen, nur das ihre Motive eben nicht unseren Vorstellungen entsprechen.
Der Plot selbst, also sieht man mal von den ganzen geklauten Sachen ab, durchaus interessant, auch einige überraschende Twists, aber es bleibt der Verdacht, dass man Stoff für einen Film, leider Gottes lieber in 2-3 Teile streckt, als eine Geschichte bündig in 2-3h zu erzählen. Das Potenzial zu einem ganz großen Film wäre zweifelsfrei vorhanden, aber es wurde leider verschenkt. Dennoch muß man den Film sicher nicht gnadenlos abwerten, vieles bewegt sich auf sehr hohem Niveau, leider kann das Drehbuch nicht schritt halten. Sehenswert, ist er aber allemal.